Operation Arche - 1
auf seiner weißen Soutane war das Öllampen-Emblem des Bédard-Ordens zu erkennen.
Der Anblick dieser Lampe machte Merlin sofort nervös, doch er zwang sich dazu, diese rein instinktive Reaktion fest zu unterdrücken. So sehr er es zuzugeben verabscheute: Der Orden, der den Namen von Adoree Bédard-Ordens trug, hatte sich im Laufe der Jahre zu etwas gewandelt, das seine vorgeblichen Schutzpatrone ganz gewiss nicht geschätzt hätten. Außerdem hatte er diesen Bischof schon oft genug ›gesehen‹ – dank seiner SNARCs –, um schon eine recht genaue Vorstellung davon zu haben, warum Haarahld ihm so unbedingtes Vertrauen schenkte.
»Euer Majestät«, murmelte er zur Entgegnung dieser Begrüßung durch den König, fast ohne zu stocken. »Ihr ehrt mich damit, mich privat zu empfangen.«
»Vielleicht«, gab Haarahld zurück und betrachtete aufmerksam seinen Besucher. »Einige mögen vielleicht der Ansicht sein, ich würde Euch abwerten, weil ich Euch nicht vor einem größeren Publikum empfange und Euch für das Leben meines Sohnes danke.«
»Aber bei diesem größeren Publikum, Euer Majestät, wäre ich mir zweifellos der Gegenwart all der gespannten Armbrüste unangenehm bewusst gewesen, deren Schützen mich genauestens im Auge behielten. Hier hingegen …« – Merlin lächelte gewinnend – »… muss ich mich nur um die zwei Gardisten sorgen, die hinter jenem Wandschirm stehen.«
Er nickte in Richtung des feinst lackierten Harchong-Paravents hinter dem König, und Haarahld kniff die Augen zusammen. Der Bischof hingegen betrachtete Merlin weiterhin nur mit einer gewissen, ruhigen Neugier.
Interessant, dachte Merlin, doch hauptsächlich konzentrierte er sich auf den König, erwartete dessen Reaktion. Und die kam kaum einen Herzschlag später, in Form eines einzigen Wortes.
»Tatsächlich?«, fragte Haarahld, und wieder lächelte Merlin.
»Heute ist Donnerstag, Euer Majestät. Angenommen, Ihr haltet den üblichen Dienstplan ein, müssten es Sergeant Haarpaar und Sergeant Gahrdaner sein.«
Zügig trat der Kammerherr einen Schritt zur Seite, seine rechte Hand zuckte zu dem Dolch, den er in einer Scheide an der Hüfte trug, der Bischof berührte das goldene Szepter Langhornes, das vor seiner Brust hing, und selbst Haarahld richtete sich in seinem Sessel etwas weiter auf. Doch zugleich hob der König auch die Hand und schüttelte, den Blick fest auf seinen Kammerherrn gerichtet, heftig den Kopf.
»Nein, Pawal«, sagte er. »Schließlich ist unser Gast ja ein Seijin, nicht wahr?«
»Oder etwas anderes«, gab der Kammerherr düster zurück. Mit äußerst misstrauischen Augen warf er Merlin einen finsteren Blick zu, und nur zögerlich nahm er wieder die Hand vom Heft seines Dolches.
»Euer Majestät«, sagte Merlin nun, »meine Waffen sind allesamt in meinem Gemach zurückgeblieben. Eure Gardisten waren äußerst höflich, doch sie haben mich auch sehr sorgfältig durchsucht, bevor sie mich zu Euch vorgelassen haben. Gewiss stellt doch ein einzelner, unbewaffneter Mann keine Bedrohung für einen Monarchen dar, dem seine Diener so treu ergeben sind wie die Euren Euch.«
»Irgendwie, Seijin Merlin, bezweifle ich, dass ein Mann wie Ihr jemals unbewaffnet ist, solange er noch seinen Verstand hat«, erwiderte Haarahld, und ein zustimmendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»Man müht sich, Euer Majestät«, gestand Merlin ein.
Die Lippen des Bischofs zuckten, fast lächelte er, ein Lächeln, das keines war, und dann lehnte Haarahld sich wieder in seinem Sessel zurück und schaute den blauäugigen Fremden noch konzentrierter an als zuvor. Schließlich nickte er und schaute zu seinem Kammerherrn hinüber.
»Pawal, ich glaube, wir könnten Seijin Merlin einen Stuhl anbieten.«
Pawal Hahlmahn wirkte mittelmäßig empört, doch er trug einen Stuhl – mit gerader Lehne, aber doch bequem gepolstert – aus der Ecke des Raumes herbei und stellte ihn vor Haarahlds Schreibtisch ab.
»Bitte, Seijin«, forderte Haarahld seinen Gast auf. »Nehmt Platz.«
»Ich danke Euch, Euer Majestät.«
Merlin setzte sich, neigte den Kopf leicht zur Seite und hob die Augenbrauen.
»Ja, Seijin«, sagte Haarahld mit einem Lächeln, das verdächtig nach einem Grinsen aussah, »die Vernehmung wird nun beginnen.«
»Ich stehe Euch zu Diensten, Euer Majestät.« Wieder senkte Merlin den Kopf, wie es die Höflichkeit gebot, und Haarahld lachte leise.
»Das zu glauben fällt mir schwer, Seijin«, sagte er dann. »Ich habe
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