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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Shartouni.
    «Und was bedeutet das?», fragte Rogers. Er kannte die Antwort, aber darum ging es ihm nicht.
    «Es bedeutet ‹Die Front›», sagte Shartouni.
    Rogers nickte. Er war der Meinung, dass Verhöre eine Art Rhythmus hatten. Bringe jemanden dazu, dir die erste Frage zu beantworten, dann eine zweite, und es wird sich ein bestimmter Rhythmus entwickeln, wie in einer Trance.
    «Bitte fahren Sie fort», sagte Rogers.
    «Al-Jabha wurde irgendwann Ende der sechziger Jahre gegründet; ich weiß nicht genau, wann. Ich weiß nicht einmal, wer sie gegründet hat. Als ich einmal den Mann danach fragte, der mich angeworben hat, hat er nur gelacht.»
    «Was hat er gesagt?»
    «‹Les cinq illustres inconnus!› Die fünf berühmten Unbekannten. Ein Arzt, zwei Anwälte, ein Ingenieur und ein Versicherungskaufmann. Allesamt Akademiker. Aber ihre Namen wollte er mir nicht nennen. Sein Tonfall ließ mich annehmen, dass hinter diesen Leuten noch andere stehen dürften – größere und mächtigere.»
    «Wie hat man Sie für die Organisation angeworben?», fragte Rogers.
    «Das ging nach und nach. Zunächst hörte ich von einem der anderen Studenten in St. Joseph von einer Gruppe, die Leute darin ausbildete, mit Waffen umzugehen, für den Fall, dass es Ärger mit den Palästinensern geben würde. Dann trat ein Freund von mir – aus meinem Viertel in Ashrafiyeh – an mich heran. Er sagte mir, dass ich etwas für den Libanon tun sollte, und erzählte mir von der Organisation. Als ich sagte, dass mich das interessierte, nahm er mich mit zu einem Mann, dem eine Buchhandlung in der Nähe meiner Wohnung gehört. Dieser Mann sagte mir, dass mich die Al-Jabha seit einiger Zeit beobachtete, und er fragte mich, ob ich interessiert sei. Ich sagte ja.»
    «Und was passierte dann?», fragte Rogers. Sachte, sachte.
    «Er gab mir eine Nummer – 611 – und sagte mir, dass diese Nummer ab sofort die einzige Identifikation innerhalb der Gruppe sei. Er sagte mir, ich sollte die Nummer niemals aufschreiben. Ich sollte sie mir nur einprägen. Die Nummer des Buchhändlers war 138. Die Nummer meines Freundes war 457. Wir bildeten eine Zelle, wir drei. Das war alles! Ich war dabei! Es gab keine Zusammenkünfte, keine Papiere, nichts.»
    «Erzählen Sie uns über Ihre Ausbildung», sagte Fares.
    «Sie fing sofort an. Der Buchhändler sagte mir, ich solle mich für den nächsten Samstag bereithalten. Er sagte, ich solle zum Kreisverkehr in Sin el-Fil fahren und nach einem Auto Ausschau halten, das auf der Heckscheibe eine Karte des Libanon hätte und die Worte: ‹Libanon den Libanesen.› Er sagte, ich solle diesem Auto in die Berge folgen.»
    «War das das Motto der Gruppe?», fragte Rogers.
    «Ja», sagte Amin.
    «Gab es noch andere?»
    «Ja. Es gab noch ein anderes: ‹Die erste Verantwortung ist die gegenüber deiner Nation. Alles andere kommt an zweiter Stelle.›»
    «Und wohin sind Sie von Sin el-Fil aus gefahren?»
    «Wir fuhren tief in die Berge nach Kesrouan; zu einem verlassenen Kloster in einem abgelegenen Tal, in dem ich vorher nie gewesen war. Es lag so hoch, dass es für nicht Eingeweihte unmöglich zu entdecken war. Als wir in die Nähe des Ausbildungsplatzes kamen, waren die Wegweiser mit Papier überklebt, sodass wir nicht mit Sicherheit hätten sagen können, wo wir uns befanden.»
    Rogers nickte. Na mach schon, mach schon.
    «Es waren ungefähr vierzig Leute aus dem ganzen Libanon dort. Ich bildete mir ein, einige der Gesichter erkannt zu haben – eines aus der Schule und ein anderes aus der juristischen Fakultät –, aber ich sprach niemanden an, da ja alles geheim sein sollte. Es gab einen Ausbilder – seine Nummer war 808 –, der uns im Nahkampf drillte und beibrachte, wie man mit automatischen Gewehren umgeht. Es war wie bei den Pfadfindern, nur dass man hier Ernst machte.»
    Rogers nickte ein weiteres Mal. Fares saß dabei und paffte an seiner Pfeife.
    «Sechs Wochen lang trafen wir uns auf diese Weise jeden Samstag, und jedes Mal folgten wir einem Auto an diesen verborgenen Ort in den Bergen. Meinen Eltern sagte ich immer, dass ich auf die Jagd gehe.»
    «Haben sie Ihnen geglaubt?»
    «Zunächst ja. Um mein Alibi aufrechtzuerhalten, hielt ich auf dem Heimweg immer irgendwo an und kaufte einige Vögel, die jemand anders geschossen hatte. Schließlich, glaube ich, bemerkten sie aber, dass da irgendetwas vor sich ging. Aber sie haben nie etwas gesagt, bis heute nicht.»
    «Was sagte Ihnen der Ausbilder

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