Operation Beirut
der ersten Frequenz öffnet die eine Sperre; ein akustisches Signal – eine Stimme zum Beispiel – öffnet die zweite Sperre.»
«Und dann?»
«Und dann BUUMMM ! Ein ferngesteuerter Zünder eben.»
«Amin», sagte Rogers leise. «Wofür sollen diese Bomben und Zünder benutzt werden?»
Amin ignorierte die Frage. «Wollen Sie, dass ich Ihnen etwas über den Teil der Ausbildung erzähle, der mir am meisten Angst machte?», fragte er.
«Ja», sagte Rogers.
«Das war, die Batterie an den Zünder anzuschließen. Und wissen Sie, warum? Wegen der statischen Aufladung! Es können Funken von der Batterie auf den Zünder überspringen, selbst wenn er ausgeschaltet ist. Und dann BUUMMM ! Der Bombenmacher hat mir zur Sicherheit einen Trick gezeigt. Bevor man die Drähte der Batterie in die Nähe des Zünders bringt, soll man sie aneinanderhalten, sodass es Funken gibt. Dadurch wird die statische Aufladung aufgehoben.»
Rogers nickte. Wer ist hier verrückt?, fragte er sich, dieser arme Junge da oder sein Land?
«Ich hatte Angst davor, die Batterie anzuschließen», sagte Amin mit einem Schaudern. «Der Bombenmacher ließ es mich immer wieder machen, und meine Hände zitterten und bebten. Aber er sagte, es sei nötig. Alle mussten es machen.»
Amin zitterte ein weiteres Mal, als er sich daran erinnerte. «Was sonst noch mit dem Empfänger zu tun ist, ist einfach», fuhr er fort. «Sie brauchen den Zünder bloß mit der Antenne zu verbinden.»
«Der Antenne?»
«Ja, der Autoantenne.»
«Amin!», sagte Rogers etwas lauter. «Wofür brauchten Sie die Antenne? Wozu wollten Sie die ferngesteuerten Bomben benutzen?»
«Wissen Sie das nicht?», sagte Amin und neigte den Kopf. «Ist das nicht offensichtlich?»
«Nein», sagte Rogers.
«Autobomben!»
Rogers fühlte, wie ihm schlecht wurde. Er brachte die nächste Frage nicht über die Lippen.
«Wozu brauchte Ihre Gruppe denn Autobomben?», fragte Fares.
«Weil die andere Seite auch welche hatte. Die Palästinenser.»
«Wie haben Sie das erfahren?»
«Der Bombenmacher hat es uns gesagt.»
«Ja, aber woher wusste er es?»
«Es wusste es, weil …» Amin begann zu lachen. «Es ist eigentlich irgendwie komisch.»
«Woher wusste er es?»
«Er wusste es, weil er ein paar Monate bevor er zu uns kam, für die Palästinenser gearbeitet hatte. Er hatte es ihnen selbst beigebracht, wie man Bomben macht. Das war seine Aufgabe, verstehen Sie. Den Leuten beizubringen, wie man Bomben macht!»
Der junge Libanese lachte weiter. Es war ein nervöses Kichern – als würde ein zerschlissener Nerv in ihm vibrieren –, das Gefühle verbarg, die Amin nicht ausdrücken konnte.
«Und wer sollten die Ziele sein?»
«Was?»
«Wer sollten die Ziele sein?»
Die Frage rief bei Amin einen weiteren stotternden Lachanfall hervor. Dann herrschte Schweigen, und ein Ausdruck des Schmerzes und der Erschöpfung verzerrte sein Gesicht.
«Das war es ja, was mir zu schaffen machte», sagte der Junge; sein Gesicht war wie eingefroren. «Der Bombenmacher sagte uns, dass das völlig egal wäre! Das könnten wir später entscheiden. Er meinte, das wäre kein Problem. Bei Autobomben bräuchten wir keine speziellen Ziele!»
«Warum nicht?», fragte Rogers; er flüsterte nahezu.
«Weil wir nur eine Adresse bräuchten.»
«Eine Adresse?»
«Ja. Einen Straßennamen. Wo wir das Auto parken sollten.» Der Terroristenlehrling sah Rogers an. Er legte seinen Kopf in die Hände. Weinte er? Lachte er? Es spielte keine Rolle. Fares umarmte den Jungen.
«Stehen noch weitere Ausbildungsstunden beim Bombenmacher auf dem Programm?», fragte Rogers.
«Ja», sagte Amin. «Noch eine.»
«Braver Junge», sagte Rogers. «Es war sehr tapfer von Ihnen, zu uns zu kommen und mit uns zu sprechen. Gehen Sie zur nächsten Zusammenkunft. Verhalten Sie sich ganz normal. Und haben Sie keine Angst. Wir werden sicherstellen, dass Ihnen nicht das Geringste passiert.»
Der junge Libanese nickte. Fares eskortierte ihn zur Tür, wobei er leise auf Arabisch auf ihn einsprach. Rogers sah ihm zu, wie er zur Tür hinausging, zurück ins christliche Kernland von Kesrouan. Dann wandte er sich an Fares.
«Beschatten Sie ihn», sagte der Amerikaner.
Kapitel 29 Beirut; Juni 1971
Sie beschatteten Amin Shartouni, bis er sie einige Tage darauf zum ‹Bombenmacher› führte. Dann beschatteten sie den Bombenmacher.
Hoffman leitete die Überwachung. Es handelte sich, wie er sagte, um das interessanteste und komplizierteste
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