Operation Beirut
ist unsere eigene Schuld.
Ich dachte, Mr.Rogers würde ewig leben. Ich liebte ihn wie meinen eigenen Bruder, und als er starb, starb auch der Teil in mir, der hoffte. Ich konnte für niemanden sonst arbeiten. Also versuchte ich zu verstehen, was ihn getötet hat.
Eine Antwort ist leicht. Er wurde von der Sache getötet, die er aufzuhalten versuchte. Die Krankheit des Terrorismus begann dieses Land etwa zu der Zeit zu infizieren, als er in den Libanon kam. Er sah es. Er verstand, wie gefährlich diese Krankheit war. Er hat es mir viele Male gesagt. Er wusste, dass die Leute lernten, wie man kleine Bomben macht, dann große Bomben, dann Autobomben. Es würde mich nicht einmal überraschen, wenn er irgendwann genau den Mann kennengelernt hätte, der die Bombe gemacht hat, die ihn tötete. Der Libanon ist ein kleines Land, und Mr.Rogers kannte jeden. Die Leute, die für die Bombe bezahlten, waren wahrscheinlich Iraner. Aber sie hatten sich von den Libanesen mit der Krankheit infiziert. Im Libanon hat alles angefangen. Sogar die Iraner kamen in den Libanon, um dort ihre Kriege auszufechten.
Vielleicht war es Rogers’ Todesurteil, dass er unglücklich war. Er sah überall um sich herum die Trümmer fallen, und er vergaß ganz einfach, aus dem Weg zu gehen.
Aber je mehr ich darüber nachdachte, was passiert war, desto mehr kam ich zu der Überzeugung, dass etwas anderes Rogers getötet hat. Es hatte mit Jamal zu tun. Vielleicht war es eine Art Fluch.
Sie denken vielleicht, dass es Rogers’ Fehler war, sich mit dem Teufel zu verbünden. Ich weiß, was Sie denken. Sie sagen, dass er einen Pakt mit einem Mann hatte, der ein Terrorist war, und dass dieser Pakt die Tür geöffnet hat, durch die der Wind kam, der schließlich das ganze Haus zerstört hat. Wenn man einen Pakt mit einem Mann schließt, an dessen Händen Blut klebt, dann bleibt etwas davon an einem kleben. Und wenn die Amerikaner Jamal nicht geholfen hätten, hätte der Libanon die Krankheit vielleicht überlebt. Vielleicht wäre der Bürgerkrieg, der das Land zerstört hat und all diese Wahnsinnigen auf die Beine brachte, nicht ausgebrochen. Ich weiß, was Sie sagen wollen, aber Sie haben unrecht.
Die Wahrheit ist sehr einfach, Mr.Hoffman. So einfach, dass ich viele Monate brauchte, um sie zu sehen. Sie sieht so aus: Der einzige Mensch auf der Welt, der Tom Rogers an jenem Tag in der Botschaft hätte retten können, war Jamal Ramlawi. Er war der Einzige, den die Amerikaner im Libanon je gekannt haben, der die terroristische Zelle hätte infiltrieren und von dem Plan hätte hören und das Auto mit der Bombe hätte anhalten können, bevor es die Botschaft erreichte. Aber Jamal Ramlawi war tot – und es gab keinen anderen, der Tom Rogers hätte retten können. Jetzt wissen Sie, was ich weiß.
Effendi,
wissen Sie, was ich eben im Radio gehört habe? Es war eine Nachricht aus dem Libanon. Das Radio sagte, dass die Libanesen beschlossen hätten, dass sie einen Verbündeten gegen die Syrer brauchen könnten. Also erlauben sie den palästinensischen Kämpfern, wieder in den Libanon zurückzukehren, um gegen die Syrer zu kämpfen. Können Sie sich das vorstellen? Zehn Jahre lang haben wir Krieg geführt, Christen und Moslems. Wir haben hunderttausend Menschen getötet, weil die Christen glaubten, dass es nötig sei, die palästinensischen Kämpfer für immer aus dem Libanon zu verdrängen. Und jetzt wollen sie, dass sie zurückkommen!
Jetzt wissen wir also, worum es in diesem Krieg ging, Mr.Hoffman. Es ging um nichts.»
Danksagung des Autors
Ich danke all jenen Freunden, die sich kritisch der verschiedenen Fassungen dieses Romans angenommen haben: meiner Lektorin Linda Healey, meinem Agenten Raphael Sagalyn, meiner Frau und ersten Leserin Eve Ignatius, meinen Eltern Paul und Nancy Ignatius, Lincoln Caplan, Mark Lynch und ganz besonders jenem Mann, der seit zwanzig Jahren mein Freund ist und mich von Anfang an zu diesem Projekt ermutigte: Garrett Epps.
Über David Ignatius
David Ignatius, geboren 1950, ist Kolumnist und Herausgeber bei der «Washington Post». Außerdem schreibt er für die «International Herald Tribune», das «New York Times Magazine» und andere Periodika. Als Spezialist für die Themen Geheimdienste und Naher Osten zählt er zu den renommiertesten politischen Journalisten der USA.
Weitere Veröffentlichungen:
Der Mann, der niemals lebte
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