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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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schien es, als
sei sie wegen irgendetwas verärgert, aber bevor er sie danach fragen konnte,
erschien Heinkel mit seinen Bodyguards im Schlepptau.
    Â»Guten Abend, Frau Lang. Schön, dass wir uns endlich kennenlernen.«
Auch gegenüber seinem Chef gab sie sich professionell, doch das Glitzern in
ihren Augen, das ihm in Amsterdam aufgefallen war, blieb verschwunden. Sie setzten
sich, die Leibwächter hielten sich an einem Nebentisch vornehm zurück. Zu Pauls
Überraschung wurden kurz nachdem sie Platz genommen hatten, ein Aperitif und
eine winzige Vorspeise serviert, ohne dass sie bestellt hätten. Wahrscheinlich
wieder Josephine, vermutete er. Heinkel erkundigte sich nach dem Stand der
Ermittlungen, und Agent Lang gab ihm präzise Antworten. Trotzdem fühlte sich
Paul immer noch, als säßen er und Heinkel auf einer tickenden Zeitbombe. Sie
explodierte, als Heinkel Solveigh nach dem Abtragen des Fischgangs fragte, wie
sie denn auf die geheime Basis in Moskau gekommen waren. Wie in Zeitlupe
zündeten in Solveighs Wolfsaugen zunächst zwei kleine Blitze, die sich zu einer
gelangweilten Grimasse ihrer Mundwinkel vergrößerten: »Herr Heinkel, bei allem
nötigen Respekt. Aber das ist zu viel. Sie wollen wissen, wie mein Ausflug nach
Russland lief? Lesen Sie doch einfach den Bericht. Wir sitzen hier und stopfen
Lachsforellen-Sashimi-mit-Wildkräuter-sonstwie-Fusion in uns hinein, anstatt zu
arbeiten. Und wenn Sie die Chuzpe haben, mitten in einer Krise in ein
Gourmetrestaurant abzutauchen, bitteschön. Aber nicht mit mir.« Mit ruhiger
Hand faltete sie ihre Serviette zusammen und legte sie vor sich auf den Tisch.
    Heinkel blieb der Mund offen stehen, das Weinglas, das er gerade
ansetzte, verharrte zehn Zentimeter über der teuren Damasttischdecke. Solveigh
Lang ließ sich nicht beirren: »Dafür haben Sie uns nicht um Hilfe gebeten, Herr
Dr. Heinkel. So arbeiten wir nicht. Und so bekommen wir auch nicht die
Ergebnisse, die Sie von uns erwarten, in der Zeit, die uns zur Verfügung steht.
Schluss jetzt. Entweder wir reden darüber, weshalb ich nach Frankfurt gekommen
bin, oder wir lassen es bleiben. Aber dann möchte ich umgehend an die Arbeit,
statt hier noch mehr Zeit zu verplempern mit Geschichten aus der Vergangenheit.
Unterhalten können wir uns herzlich gerne, auch bei einem
Lachsforellen-Sashimi, das im Übrigen vorzüglich war, wenn die Krise vorbei
ist. Ich erörtere dann gerne mit Ihnen die durchaus interessante These Ihrer
Dissertation, die ich, nebenbei bemerkt, für sehr gewagt halte. Aber wie
gesagt: Bitte erst dann, wenn wir diese Erpressung hinter uns haben.«
    Das saß, freute sich Paul insgeheim und wartete gespannt, wie
Heinkel auf ihren Auftritt reagieren würde. Er hatte noch niemals erlebt, wie
jemand derart mit seinem Chef umgesprungen war. Und er bewunderte Solveigh
dafür, denn sie hatte mit allem recht. Dabei wirkte sie zwar freundlich, aber
unbedingt gradlinig, und das trotz ihres jugendlichen Äußeren. Für einen kurzen
Moment fragte sich Paul, ob es vielleicht die Chance gäbe, sie näher kennenzulernen,
wenn das alles vorbei war. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, sie war so anders
als seine Ex mit ihren Nörgeleien und ihrer weinerlichen Art, Probleme
anzusprechen. Eine Frau, die einfach die nackte Wahrheit auf den Tisch legte,
und wenn sie noch so verschrumpelt und hässlich aussah. Er vertrieb den
Gedanken an ihre charakterlichen Vorzüge und ihre grandiose Figur, indem er
sich erinnerte, dass sich William Thater vor ein paar Tagen ganz ähnlich
verhalten hatte. Wahrscheinlich waren unbedingte Ehrlichkeit und ein gnadenloses
Tempo Wesenszüge dieser Einheit, die um ein Vielfaches effektiver zu sein
schien als alle anderen Behörden. Heinkel hatte sein Weinglas mittlerweile
wieder abgestellt und zum Wasser gegriffen. Er räusperte sich: »Frau Lang, ich
bin schockiert.«
    Â»Herr Heinkel …«, setzte Solveigh enerviert zu einer Antwort an,
aber er unterbrach sie harsch.
    Â»â€¦ über meine eigene Betriebsblindheit. Bitte entschuldigen Sie.
Ich habe aus reiner Gewohnheit meine Arbeitsweise über die Ihre gestülpt und
damit beinahe die Flamme zum Erlöschen gebracht.«
    Solveigh sah ihn skeptisch an.
    Â»Sehen Sie, wir Vorstände sind es leider, und ich meine das ganz
ehrlich, leider gewohnt, dass sich unsere Umgebung an unseren Vorstellungen
ausrichtet und

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