Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
Platz und schob den Stuhl ein Stück nach hinten, um etwas
mehr Bewegungsfreiheit zu haben. »Mein Name ist Solveigh Lang, und ich bin
Agentin bei einer Behörde namens European Council Special Branch, kurz ECSB.
Wir arbeiten für die Europäische Kommission, und unser Einsatzgebiet sind
grenzübergreifend verübte Kapitalverbrechen und Terrorismus. Vor zwölf Tagen
haben mindestens sieben der EU-Regierungschefs die Zustimmung erteilt, dass wir
uns Ihres Falls annehmen. Seit diesem Tag arbeitet die »Taskforce Blackmail«
rund um die Uhr daran, die drohende Katastrophe von Ihrem Institut abzuwenden …«
    Sie berichtete ausführlich von ihrem ersten Verdacht aufgrund der
von den Verbrechern hinterlassenen Hinweise. Sie ließ kein Detail aus, es war
Teil ihres Plans, der Mittelsmann der Erpresser sollte es mit der Angst zu tun
bekommen. Für ihr Mastermind würde es kaum neue Erkenntnisse bringen, es war
ohnehin davon auszugehen, dass er die Ermittlungsergebnisse komplett von ihrem
Rechner heruntergeladen hatte. Jetzt wollten sie den Hintermann aus der Reserve
locken, ihn zu einer verräterischen Geste oder gar einer E-Mail oder einem
Anruf bei seinem Freund verleiten. Als sie bei den Ereignissen in Griechenland
und der Erkenntnis, den Falschen gejagt zu haben, angelangt war, knisterte es
in ihrem Ohr: »Kraus ist raus, Körpersprache passt nicht«, was Solveigh dazu
veranlasste, ihren Vortrag auf Chokhani, Gessner, Schott und Wagenbrecht zu konzentrieren.
Während der nächsten zwanzig Minuten, in denen sie von ihrer Reise nach Moskau
berichtete, verteilte sie ihre Blickkontakte gleichmäßig auf die verbliebenen
Verdächtigen, damit sich ihre Psychologen ein umfassendes Bild machen konnten.
Aus welchen Gründen die Psychologen den Personaler ausschließen konnten, wusste
sie zwar nicht, aber es war auch unerheblich. Sie würde es früh genug erfahren.
Als sie den Namen Leonid Mikanas nannte, vernahm sie wieder das Knistern im
Ohr: »Wagenbrecht kann es auch nicht sein. Chokhani, Gessner und Kraus sind
unsere Kandiaten. Aber wir glauben beide nicht, dass wir heute auf diese Weise
bei den dreien weiterkommen. Komm langsam zum Ende, keine Details mehr.«
    Ab diesem Zeitpunkt änderte sich Solveighs Strategie. Sie legte dar,
warum ihnen der Name rein gar nichts nützte und dass sie so gut wie nichts über
den Hintermann wussten. Eddys erfolgreichen Hack des Erpressercomputers verschwieg
sie in Gänze. Wenn die Psychologen der Meinung waren, dem Maulwurf keine
weitere Information entlocken zu können, war es sinnvoller, ihn ab jetzt in
Sicherheit zu wiegen. Falls er tatsächlich vorhatte, mit dem Mastermind in
Kontakt zu treten, was Solveigh bezweifelte. Und selbst wenn er es versuchte:
Bei der minutiösen Planung, die sie den Erpressern unterstellten, würde er sie
dabei sicher austricksen. Sein Geschick mit Computern würde verhindern, dass
sie ihn bei einem unbedachten Telefonat schnappten. Die Psychologen würden den
Film ihres Gesprächs genau auswerten, das versprach viel eher Hinweise auf
seine Identität. Aber sie hatten nur noch eine Woche. Das war das Hauptproblem.
Sie kamen gut voran, aber sie würden es niemals in sechs Tagen schaffen.
    Diese Tatsache adressierte sie zum Schluss ihres Vortrags und
appellierte an den Vorstand: »Wir empfehlen Ihnen, jetzt noch nicht
nachzugeben. Wir kennen den Namen des Attentäters erst seit zwei Tagen, wir tun
unser Möglichstes. Eine Garantie für Erfolg gibt es natürlich nicht, aber immerhin
deutliche Fortschritte.«
    Â»Frau Lang, ich danke Ihnen für die offene Darstellung Ihrer
Ermittlungen«, antwortete Heinkel. »Ich denke, da alle ein umfassendes Bild
über unsere aktuelle Situation haben, können wir direkt zur Abstimmung
übergehen. Ich möchte allerdings nochmals zu bedenken geben, dass wir uns sehr
sicher sein müssen, wenn wir uns als Vorstand einer direkten Empfehlung des
Aufsichtsrats entgegenstellen.«
    Solveigh beobachtete genau, wie sich die drei verbliebenen
Verdächtigen verhielten: Chokhani sah locker aus, ein wenig zu selbstsicher
vielleicht. Ein abgezockter Typ. Kein Wunder, wenn man wie er täglich mit
Milliarden auf steigende oder sinkende Unternehmenswerte setzte. Schott mit dem
Gelschopf und dem faulen Zahn hingegen war unruhig, er kaute ständig auf nichts
herum. Gessner, der Leiter der Unternehmenskommunikation, schien

Weitere Kostenlose Bücher