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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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sie ihren Blick einmal langsam über die Anwesenden streichen. Der
ganze Raum roch nach teuren Herrenparfums und Angst. Zugegen waren bereits der
Inder Chokhani, Betriebsrat Wagenbrecht, Personalchef Kraus und Lüttich, den
sie aber von ihrer Liste gestrichen hatten. Von den Verdächtigen fehlten Schott
und Gessner. Der PR-Mann kam gemeinsam mit Heinkel, offensichtlich in ein
Gespräch über Heinkels Terminplan vertieft. An der Tür schloss er mit den
Worten: »Nein, die Konferenz in Salzburg steht, die Presse wird keine Probleme
bereiten, alles ist bestens abgeschirmt«, was Heinkel mit einem wohlwollenden
Nicken zur Kenntnis nahm. Kurz nach den beiden betrat der letzte fehlende
Verdächtige den Raum: Karsten Schott, der Leiter der Geschäftskundeneinheit.
Und ihr persönlicher Favorit, sie fand ihn ein widerliches Ekel. Ein Schnösel,
wie er im Buche stand, mit zurückgegelten Haaren, die ihn schmierig wirken
ließen, ein Eindruck, der im Übrigen durch den fahlgrauen großen Zahn, der gelegentlich
zwischen seinen arrogant verzogenen Lippen zu sehen war, noch verstärkt wurde.
Solveigh resümmierte ihren ersten Eindruck: Der Inder Chokhani, ein ähnlich
eitler Typ wie Schott war ihr aber deutlich sympathischer. Er wirkte zwar auch
aalglatt, aber offen, ständig im Gespräch und suchte den Körperkontakt. Nicht
auf eine unangenehme Art und Weise. Mal ein freundliches Schulterklopfen, mal
eine Hand am Arm. Ganz anders als der Pressesprecher Gessner. Er war ein
zurückhaltender, äußerst gepflegt wirkender Mann Mitte dreißig, der mit
feinsten Manieren beeindruckte, was bei seinem Job allerdings auch nicht
verwunderlich war. Bei dem Betriebsratsvorsitzenden handelte es sich um einen
jovialen, dicken Bayern, der still abseits saß, um Unterlagen zu studieren. Es
war ihm anzumerken, dass er die Arbeitnehmerseite vertrat, dennoch wirkte er
nicht wie ein Fremdkörper. Solveigh schlug das Dossier auf, um seinen
Hintergrund nachzulesen, als sie auch schon unterbrochen wurde. Heinkel begann
die Sitzung mit einigen formellen Hinweisen, die offensichtlich fürs Protokoll
notwendig waren, und kam schließlich zum ersten Tagesordnungspunkt, der
gestrigen Aufsichtsratssitzung.
    Â»Aufsichtsratsvorsitzender Hilpert verlangt, dass wir bezahlen, und
der Aufsichtsrat hat einstimmig einer Auflösung stiller Rücklagen aus dem
Pensionsfonds zugestimmt, um die Finanzierung der Forderung sicherzustellen.
Ich wollte mich zunächst dagegenstemmen, da ich immer noch Chancen sehe, diese
Erpressung auf andere Weise zu Ende zu bringen, als die Bank um 500000000 Euro
zu erleichtern, aber ich habe mich überzeugen lassen. Die Kollegen haben recht,
die Talfahrt an den Börsen ist schlicht zu rasant, selbst die institutionellen
Anleger verlassen wie die Ratten das sinkende Schiff. Uns bleibt keine Wahl.
Allerdings habe ich mir eine Woche erbeten, um das Ruder doch noch herumzureißen.
Denn es gibt einige neue Erkenntnisse, die Ihnen Frau Lang gleich darlegen
wird«, er deutete hinüber zu Solveigh, die artig in die Runde nickte. »Miss
Lang arbeitet für eine europäische Polizeibehörde, die für uns auf Betreiben
der Bundeskanzlerin tätig geworden ist, und ich darf an dieser Stelle explizit
darauf hinweisen, dass keinesfalls etwas von Miss Langs Identität oder der
Existenz ihrer Behörde an die Öffentlichkeit gelangen darf, was auch für alles
andere gilt, was in diesem Raum besprochen wird.«
    Â»Wollen Sie damit andeuten, dass selbst die Existenz dieser Einheit
geheim zu halten ist, Herr Heinkel?«, erkundigte sich der indische Chef des
Investmentbankings. »Ich dachte, wir wären in Deutschland, und nicht in
Amerika, dem Land mit mehr illegalen Geheimdiensten als Mitbürgern.«
    Heinkel lächelte ob dieses Vergleichs: »Nein, Herr Chokhani, wir
sind nicht in Amerika, aber in Europa. Und gerade uns, die wir uns einer
Erpressung mit europaweit verübten Morden konfrontiert sehen, sollte die
Existenz einer solchen Einheit einleuchten, oder nicht? Geheim hin oder her.«
    Für diese politische Bemerkung erntete er allgemeine Zustimmung,
wieder filmte Solveigh die Reaktion der Anwesenden mit der Kamera, die in ihrer
Brille versteckt war.
    Â»Miss Lang, wenn Sie also möchten …«, überließ ihr Heinkel das
Wort.
    Sie räusperte sich leise: »Gerne. Danke, Herr Heinkel.« Dann erhob
sie sich von ihrem

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