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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Dominique zückte seinen alten Ausweis der Pariser
Polizei, auf die Schnelle erschien ihm das einfacher, als offiziell mit seiner
EU-Befugnis herumzufuchteln. Notfalls musste sich Eddy um eine offizielle
Anerkennung kümmern, aber der Punkrocker schien vollauf zufriedengestellt.
Wahrscheinlich bekommen sie hier sonst auch eher Besuch von einem verrückten
Fan im Gnomenkostüm mit mittelalterlicher Keulenwaffe als von der Polizei,
vermutete er. Ohne Umschweife wurde er von einer sehr attraktiven jungen Frau
zum Geschäftsführer geleitet. Manchmal hat so ein Rollstuhl auch Vorteile,
bemerkte Dominique. Hinter ihr herfahrend, stellte er fest, dass seine
Augenhöhe automatisch eine überaus interessante Aussicht lieferte. Galgenhumor,
aber trotzdem knackig, fand er. Sie wirkte außerdem enorm lässig. Cool, würde
wohl jemand sagen, der zehn Jahre jünger war als er. Auch sie trug mindestens
drei Piercings, als ob das hier zur Geschäftspolitik zählte. Es machte sie in
Dominiques Augen nicht weniger attraktiv. Was die Büroräume anging, setzte sich
der Eindruck vom Eingangsbereich fort. Überall standen Spielsachen und Figuren,
er bemerkte in der Cafeteria sogar ein Tischfußballspiel, an dem sich vier
Jungs, die nicht älter aussahen als Teenager, gerade ein hitziges Duell
lieferten.
    Doch als sie ihm die Tür zum Büro des Geschäftsführers aufhielt,
erschien es ihm, als betrete er eine andere Welt. Der helle Raum mit Fenstern
bis zum Boden hätte jedem erfolgreichen Architekten gut zu Gesicht gestanden.
Und auch der Firmenchef selbst mochte vorher bei einer Bank gearbeitet haben:
dunkler Anzug, teure Schuhe. Ein schwarzes T-Shirt statt Hemd und Krawatte
waren die einzig sichtbaren Zugeständnisse an die Lockerheit seines
Arbeitgebers. Er schüttelte ihm die Hand, ohne auch nur einen Blick auf seinen
Rollstuhl zu werfen. Nachdem ihm Dominique sein Anliegen erläutert hatte,
stellte er sofort klar, dass Excalibur Entertainment eine professionelle Firma
war, die selbstverständlich bei der Aufklärung eines Verbrechens behilflich
sein würde. Allerdings war er nicht sicher, was Dominique von ihm wollte.
Dominique erklärte Eddys Plan in allen Einzelheiten, und schließlich hellte
sich seine Miene auf. Er rief seine attraktive Assistentin und bat sie, ein
eiliges Meeting einzuberaumen: »Sag ihnen, sie haben zehn Minuten, um ihren
Arsch hierherzubewegen.« Aha, vermerkte Dominique. Zugeständnis Nummer zwei:
ein ganz schön lockerer Tonfall. Aber die Assistentin lachte nur und versprach,
sich darum zu kümmern.
    KAPITEL 52
    Frankfurt am Main, Osteria Enoteca
    Tag 11: Donnerstag, 17. Januar, 19:56 Uhr
    Josephine Becker, Heinkels Sekretärin, hatte Geschmack,
das musste Paul ihr lassen. Sie hatte als »neutrales Terrain« ein italienisches
Lokal im Frankfurter Westen ausgesucht, das für Heinkel, der in einer Villa im
Taunus wohnte, besonders verkehrsgünstig auf dem Heimweg lag. Teuer, edel,
diskret, wäre wohl eine treffende Umschreibung. Schwere weiße Tischdecken und
kunstvoll gefaltete Servietten in hellem Ambiente, das für geschäftliche
Termine bestens geeignet schien. Und zwei Sterne, alles in allem ein Restaurant
nach Heinkels Gusto. Wenigstens würde er auf diese Weise in den Genuss des
ersten respektablen Essens seit vier Tagen kommen. Von Beginn der Krise an
hatte er sich fast ausschließlich von den Krisenstab-Sandwiches ernährt, die
ebenso provisorisch zubereitet schmeckten, wie sich ihr zusammengeschustertes
Büro im 8. Stock anfühlte.
    Paul saß alleine an einem viel zu großen Tisch, der für drei
Personen eingedeckt war. Wahrscheinlich hatte Heinkel eine illustre Abendgesellschaft
platzen lassen. Oder Josephine hatte sich um die Diskretion Sorgen gemacht und
mehr Plätze reserviert, als sie brauchten. Wenigstens eine, die mitdenkt,
freute sich Paul, der die ältere Dame sehr mochte. Sie war keine der jungen
Hühner, mit denen sich Vorstände zuweilen gerne umgaben, sondern eine gestandene
Frau Mitte 50, die ihren Job mit einer traumwandlerischen Sicherheit
beherrschte, als wäre sie dafür geboren worden.
    Um genau eine Minute vor acht betrat Solveigh Lang das Lokal. Sie
trug ein schwarzes Kostüm und Pumps, dabei schien es sich um ihre
Standardarbeitskleidung zu handeln. Sie begrüßte ihn schlicht und
geschäftsmäßig jedoch ohne jede erkennbare Freundlichkeit. Paul

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