Operation Blackmail
bekomme auch viel Zuspruch.
Chokhani ist ganz auf meiner Seite: Wir müssen Stärke zeigen, insbesondere,
wenn wir unseren taumelnden Aktienkurs jemals wieder stabilisieren sollen.
Wagenbrecht findet die Konferenz ohnehin überflüssig. Schott und Gessner stehen
auf neutralem Terrain, sie machen konzentriert ihre Arbeit. Jeder hat eine
Meinung, aber niemand einen Plan. Am Ende ist es meine Entscheidung, und die
habe ich bereits getroffen. Es tut mir leid, dass Sie sich die Mühe, mich hier
aufzusuchen, umsonst gemacht haben.«
Paul nickte und schlürfte an seinem Filterkaffee, der ganz
vorzüglich schmeckte. Ihm gefiel die sture Haltung seines Chefs gar nicht, aber
er konnte ihn auch verstehen. Und er wusste genau, dass er keine Chance hatte,
eine Entscheidung von Heinkel umzustoÃen.
Nachdem er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, beendeten sie die
Audienz, nicht ohne dass Heinkel ihm angeboten hätte, zum Essen zu bleiben.
Paul lehnte dankend ab. Er musste nachdenken, der Appetit war ihm längst
vergangen. Wenn sein Chef die Konferenz nicht absagen wollte, war der einzige
Beitrag, den er zur Aufklärung leisten konnte, den Maulwurf zu enttarnen. Und
sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er etwas Entscheidendes übersehen hatte.
Als Paul zum Auto zurückging, lieà er das Gespräch noch einmal Revue
passieren. Er wollte einfach nicht darauf kommen, was ihn so störte.
KAPITEL 61
Fuschlsee, Ãsterreich
Tag 14: Sonntag, 20. Januar, 18:04 Uhr
Solveigh Lang strich durch die langen Gänge des Hotels.
Mittlerweile waren sie gut vorbereitet, zumindest so gut, wie es eben ging.
Beinahe die gesamte sechzig Mann starke Mannschaft der ECSB hatte die letzten
anderthalb Tage damit zugebracht, die Sicherheitsbemühungen des Secret Service,
Ãsterreichs und der diversen privaten Sicherheitsdienste mit ihren Ermittlungen
zu koordinieren. Für Peter Heinkels Schutz sorgten jetzt sechs Agents der ECSB,
die Amerikaner waren auf ihr Bestreben hin in vollem Umfang eingeweiht worden.
Solveigh betrat das Zimmer, in dem Heinkel während der Konferenz
wohnen würde. Auf ihre Bitte hin hatte er Kissingers Eckzimmer bekommen, der
Ex-US-AuÃenminister hatte keinerlei Aufhebens gemacht und wie selbstverständlich
die kleinere Suite bezogen, die eigentlich für Heinkel vorgesehen war. Die
neuen Räumlichkeiten waren wesentlich besser zu schützen, und es lag in dem
Stockwerk mit der höchsten Sicherheitsstufe, in dem auch Hillary Clinton
wohnte. Sie inspizierte die Arbeit ihrer Kollegen und war mehr als zufrieden.
Das Team, das Thater geschickt hatte, kam aus Dänemark und war auf
Personenschutz spezialisiert. Zwei Männer und eine Frau, die Solveigh sehr
attraktiv fand, auch wenn sie alle grauenhaft sitzende Anzüge trugen.
Morgen Abend würden die ersten Gäste eintreffen, unter ihnen auch
Heinkel. Sie hatten ihn gebeten, möglichst früh anzureisen, denn im Trubel von
140 Gästen wäre er sehr viel schwieriger zu schützen, und er hatte ihnen versprochen,
sich daran zu halten.
Solveigh setzte ihre Tour fort und zwängte sich durch ein Oberlicht
aufs Dach, wo die Scharfschützen in Position lagen. Sie kamen vom
österreichischen EKO Cobra, der wichtigsten polizeilichen Spezialeinheit
Ãsterreichs, und in ihrer Kompetenz über jeden Zweifel erhaben. Wie alle Sicherheitskräfte
auf der Bilderberg-Konferenz war dem Staat, in dem sie stattfand, keine Mühe zu
groÃ, und nur die besten Einheiten kamen infrage. Sie fand den
Cobra-Kommandanten der Scharfschützen am äuÃersten Rand des Dachs und begrüÃte
ihn mit Handschlag.
»Hallo, Herr Lindner, ich bin Solveigh Lang von der ECSB.«
»Ich weiÃ, wer Sie sind«, antwortete der Leiter sichtlich amüsiert.
»Sie kennt mittlerweile, glaube ich, jeder hier.«
»Das halte ich für ein zweifelhaftes Kompliment, aber es ist nicht
zu ändern.« Solveigh lächelte ihn an. »Weswegen ich Sie sprechen wollte: Sie
wurden ja bereits über die Situation der EuroBank informiert, und dass wir von
einem Anschlag ausgehen, nicht wahr?«
»Selbstverständlich, wie Sie wissen, steht es im offiziellen
Einsatzplan.«
»Ja, aber was nicht in dem Plan steht: Wir brauchen den Mann
unbedingt lebend. Wir haben ihn identifiziert, aber nicht seine Hintermänner.
Wenn wir ihn nicht lebend bekommen, könnte das Töten einfach weitergehen,
selbst wenn wir den Anschlag
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