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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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eines
Raben, das hatte Leonid an seinen Augen gesehen, kalte dunkel schimmernde
Perlen, lidlos und böse. Er würde Vorkehrungen treffen müssen, damit er am Ende
nicht selbst auf Maos Opferliste landete. Dem Halbchinesen war es egal, dass
Menschen starben, und obwohl auf Leonids Konto mehr Morde gingen, als er Finger
hatte, war ihm dennoch keines seiner Ziele gleichgültig. Das Töten war
notwendig, er tat seine Arbeit, so wie früher. Und die Umsetzung ihres Plans
war nicht mehr aufzuhalten, an seinem Ende wartete ein Topf mit Gold, wie am
Ende des Regenbogens. Grundsätzlich störte es Leonid nicht, Unrechtes zu tun.
Dazu waren seine Instinkte nach Jahren des Tötens zu abgestumpft, aber tief in
seiner Brust nagte der Zweifel. War es richtig, Sophie Besson zu erschießen?
War es richtig, das Opfer abzuschlachten, zu dem er jetzt unterwegs war? Denn
nichts anderes waren die Mitarbeiter der Bank: unschuldige Opfer.
    Mittlerweile hatte der Vorstand ihre Nachricht erhalten, das hatte
ihm Mao bestätigt, bisher ohne Reaktion. Mao zufolge war erst nach dem dritten
oder vierten Mord mit einem Einlenken seitens der EuroBank zu rechnen. Aber
irgendwann mussten sie klein beigeben, sie konnten einfach nicht akzeptieren,
dass sie ihre Mordserie fortsetzten. Leonid Mikanas war so vertieft in seine
Gedanken, dass er beinahe die Ausfahrt verpasst hätte. Mit quietschenden Reifen
schaffte er es gerade noch auf die rechte Spur und stieg in die Eisen. Der
kleine Schock hatte die Nebelschwaden seiner Zweifel verscheucht, und er
konzentrierte sich jetzt wieder auf das GPS-Gerät, das ihm anzeigte, wo Mao den
nächsten Briefkasten eingerichtet hatte. Ihr Kommunikationssystem war
ausgeklügelt, wenn auch für Leonid reichlich kompliziert. Mit seinen 63 Jahren
fiel es ihm zunehmend schwer, sich auf neue Technologien einzustellen. Chatten,
GPS, Internet. Für ihn böhmische Dörfer, aber Mao hielt die moderne Technik für
eine der größten Schwachstellen der Strafverfolgungsbehörden. Er hatte in einem
Internetcafé in Grenoble über eine halbe Stunde gebraucht, um die Koordinaten
zu entschlüsseln, zu denen er jetzt unterwegs war. Leonid warf einen Blick auf
den Monitor seines GPS-Geräts: N 45° 01289 – E 008 07279, er war nicht mehr
weit entfernt. Mittlerweile war er im Auffinden der Verstecke routiniert, es
machte ihm sogar ein wenig Spaß. Über ein halbes Jahr hatte ihn Mao wieder und
wieder trainieren lassen, an sogenannten Geo-Caches. Es gab tatsächlich auf der
Welt über 800000 Plätze, an denen Fans dieses neumodischen Sports kleine
Behälter versteckten. Normalerweise enthielten sie ein Logbuch und wertlose
Kleinigkeiten: ein paar Münzen, ein Kaugummi oder eine witzige Plastikfigur.
Leonid hatte sich bei den über 300 Caches, die er während seines Trainings
ausgegraben hatte, selbstverständlich niemals in das Buch eingetragen. An die
Tradition, eine Kleinigkeit mitzunehmen und eine neue zu hinterlassen, hatte er
sich aber immer gehalten, seine daraus resultierende Kitschsammlung stand bei
ihm zu Hause auf dem Kaminsims.
    Wieder warf er einen Blick auf das Display. Er hatte sein Ziel fast
erreicht und parkte seinen Wagen am Rand der kurvigen Landstraße. Erst als er
ausstieg, fiel ihm auf, dass es hier mindestens fünf Grad wärmer sein musste
als in Grenoble, wo er in der Kälte an einem Imbiss ein Falafel-Sandwich
verspeist hatte. Maos Vorgabe, sich vorerst vegetarisch zu ernähren, ging ihm
zunehmend an die Substanz, er hatte unbändige Lust auf ein Steak, aber das
würde warten müssen. Jetzt galt es erst einmal, das verdammte Päckchen zu
finden. In der näheren Umgebung konnte er kein Zeichen von Zivilisation erkennen,
erst in etwa zwei Kilometern Entfernung thronte ein Bauernhof über den sanften
Hügeln. Sein Briefkasten musste ganz in der Nähe sein, aber Mao würde ihn
sicher nicht graben lassen, das wäre zu auffällig, falls doch zur selben Zeit
ein Landwirt sein Feld bestellte. Eine kleine Baumgruppe zu seiner Linken
weckte seine Aufmerksamkeit, da musste es sein. Schnellen Schrittes eilte er
hinüber und hielt nach dem Versteck Ausschau. Zweimal suchte er die Bäume
vergeblich ab, bis ihm das kleine gelbe Päckchen auffiel, das tief in einen
hohlen Stamm gedrückt worden war. Nachdem er es herausgezogen hatte,
vergewisserte er sich, dass er nichts übersehen hatte, und sprintete zurück

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