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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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glimpflichen Ausgang, aber ich
habe den Eindruck, dass sie überfordert sind. Sie argumentieren, dass man es
mit einer derartigen Erpressung noch nie zu tun gehabt habe und dass man nichts
überstürzen solle. Aber wir können doch unsere Mitarbeiter nicht im Stich
lassen. Die ersten Informationen aus Paris sind so dünn, dass man verzweifeln
könnte: ein Schuss aus dem Haus gegenüber, die Mieter der Wohnung waren im
Urlaub, der Besitzer ist ahnungslos und höchstwahrscheinlich unschuldig. Alles
tote Enden, verzeihen Sie die geschmacklose Wortwahl.«
    Thater hatte seinen Bericht kommentarlos verfolgt, zwischendrin
lediglich einige Daten über seine Computertastatur eingegeben. Jetzt drehte er
den silbernen Flachbildschirm herum, sodass alle den Abstimmungsprozess beobachten
konnten.
    Â»Wie funktioniert das jetzt?«, wollte Vanderlist wissen.
    Â»Bei Eilverfahren werden die Regierungschefs umgehend informiert.
Sie bekommen, egal, wo sie sich aufhalten, eine Zusammenfassung des Falls, die
sehen Sie hier links.«
    Die linke Hälfte des Bildschirms las sich wie ein nüchterner Abriss
der aktuellen Situation:
    Â 
    Art der kriminellen Handlung: Mord, Erpressung
    Betroffene EU-Staaten aktuell: D, F
    Betroffene EU-Staaten potenziell: 27
    Anzahl Todesopfer: 1
    Mögliche Anzahl Todesopfer: theoretisch offen
    Schätzung: 5 bis 20
    Pandemische Ausmaße: nein
    Politische Folgen: öffentliche Debatte EU-Sicherheitspolitik
    Wirtschaftliche Folgen: internationale Wirtschaftskrise
    Medienwirksamkeit: hoch, Massenpanik nicht auszuschließen
    Wahrscheinlichkeit konventionelle Aufklärung: gering
    Â»Auf der rechten Seite des Bildschirms sehen Sie in Blau
die Länder aller Regierungschefs, derer wir im Moment habhaft werden konnten«,
setzte Solveigh die Erklärung Thaters fort. »Gordon Brown befindet sich auf
einer USA-Reise und ist offline. Alle anderen werden über unser Gesuch
entscheiden. Sobald sie abgestimmt haben, färbt sich die Position grün für ja
oder rot für nein.«
    Das erste Land, dessen Farbe von Blau zu Grün wechselte, war
Deutschland. »Das war zu erwarten«, kommentierte Thater. »Frankreich ist der
Nächste.«
    Wie Thater vermutet hatte, kam das nächste »ja« aus Frankreich.
Einen Augenblick später färbten sich nacheinander Spanien, Italien und Polen
grün. »Fehlen noch zwei«, flüsterte ihm Solveigh Lang zu.
    Doch nachdem die ersten Länder schnell zugestimmt hatten, schien die
Abstimmung zu stocken. Man war sich offenbar nicht überall sicher, ob
Erpressung als Grund ausreichte, die ECSB einzuschalten. Paul rutschte unruhig
auf seinem Stuhl hin und her. Jetzt, da er wusste, dass der legendäre William
Thater die Lösung seiner Probleme sein könnte, wollte er unbedingt, dass die
ECSB das Mandat zur Ermittlung bekam. Obwohl sein erster Eindruck sehr gemischt
ausfiel, war er sich in einem Punkt sicher: Wenn es einer schaffen konnte, dann
er, der vor nichts zurückschreckte und eine der unglaublichsten
Geheimdienstoperationen der Welt geleitet hatte. Gebannt starrte er auf den
Bildschirm, als sich plötzlich zwei Länder rot färbten: Portugal und Schweden
hatten ihr Gesuch abgelehnt. Resigniert ließ sich Paul in seinem Stuhl
zurückfallen und versuchte krampfhaft, seine Nervosität zu überspielen.
    Als Österreich auf Grün wechselte, schöpfte Paul Hoffnung. Noch ein
Einziger, dachte er bei sich, und drückte in Gedanken die Daumen, nur einer. Zu
seiner Verwirrung drehte Thater bereits den Bildschirm zurück.
    Â»Es kann losgehen, Mr. Vanderlist«, bemerkte Thater. »Sie haben sich
soeben die Unterstützung der ECSB gesichert, einer Einheit, die es offiziell
nicht einmal gibt. Hiermit berufe ich die Taskforce Blackmail zur Aufklärung
und Verhinderung der Erpessung der EuroBank.«
    Â»Verzeihen Sie meine Verwirrung, aber wir haben erst sechs Stimmen«,
merkte Paul an.
    Ohne ein Wort bedeutete der ECSB-Chef ihm, einen Blick auf seinen
Bildschirm zu werfen. Als Paul sah, welches Land in der Zwischenzeit seine
Zustimmung signalisiert hatte, wurde ihm klar, warum Thater frühzeitig abgebrochen
hatte: das siebte Land, das den Ermittlungen der ECSB zugestimmt hatte, war
Irland.
    KAPITEL 11
    Paris, Le Marais
    Tag 1: Montag, 7. Januar, 16:04 Uhr
    Unruhig auf den Zehenspitzen wippend, stand Mao Gruber in
der Schlange des McDonald’s im jüdischen Stadtviertel

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