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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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um eine Maserung des Holzbodens handelte.
    Als sie sich dem mittleren Fenster näherte, stieg ihre innere
Anspannung. Sie ging in die Hocke und setzte behutsam einen Fuß vor den anderen.
»Hier sind ein paar kurze graue Haare. Und Asche.« Hat mich meine Nase doch
nicht getäuscht, dachte Solveigh. Es ist nicht lange her, und ich wette, das
war unser Freund.
    Mit der linken Hand zog Solveigh eine Pinzette hervor und pickte die
Haare vom Boden. Als sie das Röhrchen verschraubte, wurde sie von Bennett
aufgehalten: »Zeigst du mir die Asche bitte einmal in Großaufnahme, bevor du
sie einsammelst?«
    Solveigh ging in die Hocke und filmte, die Bilder sausten Byte für
Byte nach London.
    Â»Siehst du diese großen Flocken, die beinahe aussehen wie kleine
Blätter? Die sprechen für deine Theorie. Wenn jemand hastig raucht, kann ein
Luftzug solche Ascheblätter vom verbrennenden Papier abtrennen und in den Raum
wehen. Ich glaube, der Raucher war unser Täter, oder hast du sonstwo weitere
Hinweise gefunden?«
    Sie verneinte und sammelte die Asche mit einem kleinen Spatel ein.
Schließlich scannte sie mit einer speziellen Schwarzlichtlampe den
Fensterrahmen nach frischen Fingerabdrücken, konnte aber keine entdecken. Doch
da fiel ihr etwas auf, ihr geschultes Auge nahm eine winzige Anomalie in der
Maserung des weiß getünchten Holzrahmens wahr. Solveigh beugte sich nach unten:
»Das hier ist merkwürdig, schauen Sie mal, Professor? Dieses kleine Loch, wie
von einer Stecknadel, sieht frisch aus.«
    Â»Gut gesehen, Solveigh. Mach ein paar Makroaufnahmen davon. Und denk
dran, auch die gegenüberliegende Häuserwand abzusuchen.«
    Â»Schon dabei«, bemerkte Solveigh, hockte sich in eine Position, die
in etwa der des Schützen entsprechen musste, und hielt ein Okular ans Auge. Als
sie die Eingangstür der Bank ins Visier nahm, lief ihr ein Schauer über den
Rücken. Sie sah die tote Sophie Besson vor sich, ihr Körper grotesk verdreht.
In ihrem Kopf lief der Zeitraffer rückwärts: Sophie steht auf, die Kugel fliegt
aus ihrem Kopf zurück zu dem Fenster, hinter dem der Schütze kauert, sie läuft
rückwärts den Boulevard hinunter. Eine junge Frau auf dem Weg zur Arbeit, sie
lebt wieder. Wenn es so einfach wäre, seufzte Solveigh.
    Â»Denk an das Unterschallmagazin«, holte sie Bennett zurück in die
Gegenwart. »Damit sind die Projektile besonders windempfindlich. Er brauchte
ein Hilfsmittel, um die Abweichung richtig einschätzen zu können. Vielleicht
die Zweige eines Baums?«
    Â»Hier ist kein Baum, Professor. Ich fange noch mal von vorne an.«
Erst bei ihrem dritten Durchgang bemerkte sie einen kleinen Stofffetzen, der an
einer Straßenlaterne im Wind hing. Das musste es sein: »Ich habe es, ein
Fähnchen, etwa vier Meter rechts vom Eingang der Bank.«
    Solveigh ging noch ein letztes Mal durch die Wohnung, diesmal ohne
ihre Ausrüstung, aber dafür mit einem Blick für das große Ganze. Ergebnislos
brach sie nach zehn Minuten ab, vermutlich waren die Haare, die Asche und die
Spur von der Tür ihre einzig verwertbaren Hinweise. Um die Stofffahne würde sie
sich beim Rausgehen kümmern. Durch den schmuddeligen Mix aus Regen und Schnee
der letzten Tage würde ohnehin nicht viel übrig sein, maximal ließ sich die
Herkunft des Stoffs bestimmen. Als sie ihre Ausrüstung zusammenpackte, meldete
sich Thater, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, zu Wort: »Es gibt noch etwas,
Solveigh. Wir haben einen weiteren Mord. In Bologna.«
    Â»Oh, mein Gott«, flüsterte Solveigh.
    Â»Die Lage spitzt sich zu. Sammel die Stofffahne ein, und seht zu, dass
ihr die Proben ins Labor schafft. Wir haben euch Kapazitäten bei einem privaten
Institut gesichert, Eddy schickt dir die Adresse. Sie haben uns gegen ein
horrendes Entgelt Priorität zugesagt. Dafür sollten wir bereits am Nachmittag
Ergebnisse haben. Lagebesprechung heute Abend um sechs, Lagrand soll ruhig
dabei sein.«
    Dominique. Den habe ich völlig vergessen, wahrscheinlich ist er
schon im Flur angewachsen. »Verstanden, wir fahren ins Labor, dann kurz ins
Hotel und gehen was essen. Um sechs sind wir online«, versprach sie und trennte
die Verbindung.
    KAPITEL 19
    Paris Saint-Germain, Foyer des Hotels La Villa
    Tag 2: Dienstag, 8. Januar, 17:21 Uhr
    Mao Gruber schaute zum wiederholen Mal auf seine teure
Armbanduhr. Er hatte sich zehn

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