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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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analysierte ein Experte aus London die Ergebnisse. Solveigh Lang hatte
ihren Laptop vom Schreibtisch ins Wohnzimmer ihrer Suite verlagert, damit sie
beide bequem den Bildschirm sehen konnten, der den Konferenzraum in Amsterdam
zeigte. Das Kabel reichte zwar nicht so weit, aber laut ihren Angaben hielt der
Akku lange genug, und es gab auch eine drahtlose Internetverbindung.
Mittlerweile waren alle Teilnehmer der Videokonferenz eingetroffen. Ein dicker
Mann im Rollstuhl namens Eddy Rames und William Thater, der nach einer kurzen
Einführungsrunde darum bat, dass sie sich trotz des neuen Mordes zunächst auf
den Besson-Fall konzentrierten. Rames, der in der letzten Nacht offensichtlich
kaum Schlaf bekommen hatte, fasste als Erster seine Erkenntnisse der letzten 24
Stunden zusammen: »Die Erpressermail wurde von einem Internetcafé in Wien
abgeschickt, keine Chance auf Identifikation. Es gibt keine Kamera, und der
Besitzer sagt, sie haben über zweihundert Gäste am Tag.«
    Er rief ihnen noch einmal die Erpresser-E-Mail ins Gedächtnis, indem
er eine Funktion aufrief, die einen Teil des Bildschirms mit einer Abbildung
der Nachricht ersetzte:
    Â 
    von: [email protected]
    an:
    Â 
    Paris war erst der Anfang. Wir werden
Mitarbeiter von Ihrer Bank töten, bis Sie uns die Summe von 500000000 Euro
übergeben haben. Sollten Sie in die Zahlung einwilligen, lassen Sie die
Bürobeleuchtung in Ihrer Frankfurter Firmenzentrale nach folgendem Muster an
einem beliebigen Tag um 01:30 für zehn Minuten an- und ausgehen:
    Â 
    27. Stock: Büros 27.1001 bis 1040
Intervall 30 Sekunden
    18. Stock: Büros 18.2010 bis 2080
Intervall 15 Sekunden
    40. Stock: Büros 44.3000 bis 3040
Intervall 60 Sekunden
    22. Stock: Büros 22.4050 bis 4090
    Intervall 120 Sekunden
    Dominique, der die E-Mail zum ersten Mal las, schluckte.
Die Nummer mit der Bürobeleuchtung war alles andere als das Werk von Amateuren.
    Eddy Rames setzte seine Analyse fort: »Die Linguisten vermuten als
Verfasser einen Südländer aus dem romanischen Sprachraum. Die Formulierung ›Wir
werden weiterhin Mitarbeiter von Ihrer Bank töten‹ spricht für einen
Sprachhintergrund im Italienischen oder Spanischen. In Italien heißt es
beispielsweise ›de la sua banca‹ statt des im Deutschen gängigeren ›Mitarbeiter
Ihrer Bank töten‹. Definitiv festlegen wollten sie sich jedoch nicht, es könnte
auch Absicht dahinterstecken, um uns in die Irre zu führen.«
    Â»Ein wenig abwegig für eine absichtlich falsche Spur, oder nicht?«,
kommentierte Thater.
    Dominique las die E-Mail zum fünften Mal. Er haderte mit sich, ob er
etwas sagen sollte, schließlich war er nur assoziiertes Mitglied des Teams.
Was, wenn er sich zum Affen machte, weil sein Gedankengang völlig
offensichtlich war? Er nutzte die kurze Gesprächspause, in der alle noch einmal
den Brief lasen, und versuchte es mit einem Mittelweg: »Und die
E-Mail-Adresse?«
    Â»Nicht mehr aktiv, das Benutzerkonto wurde geschlossen. Habe ich
gleich als Erstes überprüft, indem ich einen imitierten Yahoo!-Newsletter
hingeschickt habe.«
    Â»Das meinte ich nicht, mir ging es um ›Smallville‹.«
    Â»Ja und?«, fragte Eddy. »Smallville halt. Vielleicht schaut er gerne
amerikanische Serien.«
    In dem Moment mischte sich William Thater ein: »Augenblick mal, was
meint ihr mit Smallville? Die ist doch komplett kryptisch, oder nicht?«
    Â»Nein«, kam Eddy Dominique zuvor. »Er hat schon recht. In der
Computerszene ist es üblich, statt ›a‹ eine ›4‹ oder eine ›1‹ für ›i‹ zu
verwenden. Normalerweise schützt man dadurch Passwörter vor
Trial-and-Error-Hacks, die einfach so lange ein Wörterbuch durchprobieren, bis
sie den Account geknackt haben. Ist aber nichts Ungewöhnliches, macht jeder
so.«
    Â»Ihr vielleicht«, rügte Thater. »Natürlich ist das ein wichtiger
Hinweis, es bedeutet nämlich, dass unser Täter ein Computerspezialist ist.
Danke, Dominique, das haben Sie gut gemacht.«
    Dominique wurde beinahe rot, so sehr freute er sich über das
Kompliment und seine Entscheidung, den Mund aufgemacht zu haben. Der Gedanke,
zu den Richtigen zu gehören, schoss ihm durch den Kopf.
    Â»Ich hätte auch noch eine vorläufige Hypothese für euch«, setzte
Solveigh an. »Dominique hat in dem Briefkasten,

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