Operation Blackmail
der zur Wohnung gehört, keine
Post gefunden. Er hat dafür eine ältere Dame aufgetrieben, die für den Mieter
den Briefkasten leert, solange sich dieser im Ausland aufhält. Für mich spricht
das für eine Planung von langer Hand. Er muss aus einer anderen Quelle gewusst
haben, dass die Wohnung leer steht, oder er hat sie mehrere Tage beobachtet. In
beiden Fällen können wir davon ausgehen, dass die Tat sorgfältig vorbereitet
wurde. Vielleicht bedeutet das, dass die zukünftigen Opfer und Tatorte auch
schon feststehen.«
Thater murmelte Zustimmung und sortierte einen Stapel Papier, den
ihm eine junge Frau in den Konferenzraum gebracht hatte: »Mittlerweile haben
wir mehr Informationen aus Bologna: Der Mann wurde in seiner Wohnung aus
nächster Nähe erschossen. Das gleiche Kaliber wie in Paris, wahrscheinlich
dieselbe Waffe. Sieht nach einem Muster aus. Seltsam nur, dass er diesmal so
nahe rangegangen ist. Die Haushälterin hat ihn gefunden, nur Minuten nachdem
die Tat geschehen sein muss. Gesehen hat sie leider gar nichts. Aber auch das
könnte für eine gut vorbereitete Tat sprechen. Oder er hat einfach groÃes Glück
gehabt. Respektive sie. Ich schätze, wir haben es mit einem Profi zu tun, der
hätte keinen Zeugen überleben lassen. Wir müssen herausfinden, ob es
irgendeinen Zusammenhang zwischen Sophie Besson und Paolo di Bernadini gibt:
eine gemeinsame Konferenz vor drei Jahren, den selben Vorgesetzten in einer
früheren Position, einfach alles. Setz bitte eines unserer Rechercheteams
darauf an, Eddy. Professor Bennett: Sind Sie mit den Labordaten einen Schritt
weitergekommen?«
Auf dem Bildschirm schob sich ein weiteres Fenster mit einem
sympathisch aussehenden älteren Mann um die sechzig ins Bild. Der Forensiker
räusperte sich: »Ich beschränke mich auf die wichtigsten Fakten: Die grauen
Haare aus der âºHot Zoneâ¹ wurden nirgendwo anders in der Wohnung gefunden, zu
allen anderen Proben existieren Zwillinge. Wir können also davon ausgehen, dass
es sich um Haare unseres Täters handelt, einen männlichen weiÃen Europäer. Es
sind Spuren von Alkoholkonsum vorhanden, allerdings nicht übermäÃig oder
missbräuchlich. AuÃerdem ernährt er sich vegetarisch, seine Blutwerte müssten
einen leichten Eisenmangel aufweisen. Und er ist starker Raucher, der täglich
mindestens zehn Milligramm Nikotin aufnimmt, was etwa dreiÃig Zigaretten
entspricht.«
Was ja nun auf ungefähr drei Millionen vegetarische Raucher allein
in Frankreich zutrifft, vermerkte Dominique für sich.
»Die zweite interessante Probe hat Solveigh neben dem Esstisch
gefunden«, fuhr Bennett fort. »Es handelt sich zum groÃen Teil um
Siliziumdioxid.«
Thater ermahnte ihn: »Klartext bitte, Professor.«
»Entschuldigung, es handelt sich um: Sand.«
»Und?«, verlangte Thater ungeduldig.
Agent Lang sprang ein: »Sand ist derart unterschiedlich, dass seine
Herkunft ziemlich genau bestimmt werden kann. Je nach Körnung, gelösten
Mineralien und Härteskala ist Sand so verschieden wie beim Menschen die
Fingerabdrücke. Also, Professor: Woher kommt er?«
Bennett verschwand kurz aus dem Bild und kehrte mit einem dicken
Wälzer zurück. Manchmal nützt doch auch die ganze Technik nichts, amüsierte
sich Dominique. SchlieÃlich wurde der Professor fündig: »Er stammt von einem
Strand an der Ãgäis, aus der Nähe einer groÃen Stadt, wie die Schwermetalle
vermuten lassen, wahrscheinlich aus dem GroÃraum Athen.«
Innerlich klatschte Dominique Applaus. Sie waren wirklich gut,
vielleicht sollte er sich bei ihnen bewerben, wenn das hier überstanden war.
Agent Lang ging jedenfalls gut mit ihm um, ihr war nicht anzumerken, dass sie
ihn nicht für voll nahm. Im Gegenteil, manchmal hatte er sogar das Gefühl, dass
sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Wahrscheinlich Quatsch, verdrängte Dominique
sein übersteigertes Wunschdenken.
Thater fasste gerade an einer virtuellen Tafel, die alle Teilnehmer
auf ihrem Bildschirm sehen konnten, die Fakten zusammen:
Â
Täter 1 (Schütze)
â Südländer?
â war in/kommt aus Athen
â starker Raucher
â Vegetarier
â guter Schütze
â wahrscheinlich militärische
Ausbildung
â kurze graue Haare
Â
»Sieht für mich nicht nach jemand aus, der auf die
E-Mail-Adresse
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