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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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seiner Haftstrafe ausgepackt hat, mit
einem drei Tage alten Herald Tribune in der Hand ein bestimmtes Café in Athen
aufsuchen.«
    Â»Klingt mir reichlich dämlich, warum haben Sie das nicht einfach
selbst ausprobiert?«, wunderte sich Solveigh, als sie plötzlich ein kurzes
Vibrieren in der Hosentasche spürte. Eine SMS. Sie hoffte, dass sie von Marcel
war, mit dem sie sich seit ihrem Kuss vor seiner Wohnung in Paris schon öfter
Textnachrichten ausgetauscht hatte. Besonders der gestrige Abend hatte, was
ihre Konversation anging, äußerst interessant geendet. Sie fühlte sich ohne
Frage zu ihm hingezogen, musste sie sich eingestehen.
    Â»Glauben Sie mir, Miss Lang«, holte sie Kommissar Rendson zurück in
die Gegenwart, »das habe ich. Mehrfach. Und unzählige meiner Kollegen auch.
Aber Thanatos ist nur ein einziges Mal aufgekreuzt, das war 1992. Für dreißig
Sekunden hatten wir ihn am Wickel, dann hat er den Braten doch noch gerochen.
Sein Gespür für eine Falle der Polizei ist legendär, und deshalb ist das Café
so eine geniale Idee: Er kennt die Umgebung genau, jede Kleinigkeit würde ihm
auffallen. Übrigens stammt von diesem kurzen Augenblick auch das Foto, das wir
von ihm haben.«
    Die Aussicht auf einen Bildabgleich machte Solveigh hellhörig.
Während sie den Computer auspackte, fragte sie Rendson: »Sie haben dieses Foto
nicht zufällig hier in Ihrer Sammlung, oder?«
    Rendson beugte sich über den Schreibtisch und löste eine Reißzwecke,
die einen vergilbten Schwarz-Weiß-Abzug an der Pinnwand hielt: »Doch,
natürlich.«
    Solveigh lud die Aufnahme von Marcel Lesoille auf den Bildschirm.
Gemeinsam verglichen Sie die ungleichen Aufnahmen. Hm, dachte Solveigh, einmal
stehend, einmal sitzend, beide unscharf. Schwer zu vergleichen, aber Rendson
hielt den Atem an: »Was haben Sie sonst noch?«
    Solveigh legte ihm ihre Beweiskette vor: der Sand aus dem Großraum
Athen, die Asche aus Paris, die Zigarettenkippen, die in Bologna in der Nähe
des Tatorts gefunden worden waren, ihre Haaranalyse, die wahrscheinliche Tatwaffe.
Rendson stellte viele Rückfragen und strich sich danach lange Zeit über den
Dreitagebart. Solveigh wurde langsam ungeduldig, als er schließlich seine Einschätzung
kundtat: »Miss Lang, die Fotos werden selbst mit einer Computeranalyse nicht
hundertprozentig aussagekräftig, die Aufnahmen sind zu unterschiedlich. Aber
die Zigaretten sind seine Marke, der Sand, viele Indizien sprechen für ihn.«
    Das entsprach in etwa dem, was sie schon von Eddys Internetseite
wussten. Solveigh bohrte weiter: War Thanatos ein Computerexperte? Wäre es
vorstellbar, dass er alleine hinter der Erpressung steckte? Rendson verneinte
beides. Der Auftragsmörder musste mittlerweile über sechzig sein,
Computerkenntnisse hielt er für unwahrscheinlich. Auch sei er niemals als
Treiber eines Verbrechens in Erscheinung getreten, sondern grundsätzlich als
bezahlter Söldner.
    Nachdem Rendson alle ihre Fragen geduldig beantwortet hatte, blieb
Solveigh nur die alles entscheidende. »Mister Rendson. Mit all Ihrer Erfahrung
und dem Wissen von mindestens fünfzehn bis zwanzig weiteren Fällen«, sie
deutete auf die aufgestapelten Akten, »glauben Sie, dass der Mord an Sophie
Besson und Paolo di Bernadini auf das Konto von Thanatos geht?«
    Nach einer langen Minute des Überlegens sah ihr der ehemalige
Kommissar direkt in die Augen und bekannte: »Ja, Miss Lang, davon bin ich
überzeugt.«
    KAPITEL 25
    München, Baaderstraße
    Tag 4: Donnerstag, 10. Januar, 15:22 Uhr
    Endlich zu Hause. Als Mao Gruber die Haustür zu dem
Jahrhundertwendebau aufschloss, in dem er wohnte, seit er sich von seiner
Freundin getrennt hatte, fühlte er sich sofort heimisch. Hier hatte der Plan
seinen Anfang genommen, hier hatte er Stunde um Stunde, Tag um Tag und Monat
für Monat das perfekte Verbrechen ausgeheckt. Ursprünglich hatte er nicht
zurückkehren wollen, bis die EuroBank endlich gezahlt hatte, aber es war zu
verlockend, den Computer eines Ermittlers zu hacken. Außerdem war es nicht nur
unwahrscheinlich, sondern geradezu unmöglich, auf diese Wohnung zu schließen.
Er leerte den Briefkasten, obwohl er seine private Post seit Jahren per
Dauerauftrag an eine Firma weiterleiten ließ, die sie scannte und ihm per
E-Mail zuschickte. Wie zu erwarten nur Werbung. Dann schloss er die Tür

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