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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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der
Hand, das in hohem Bogen im Gebüsch landete. Sie drehte ihm den Arm auf den
Rücken und stemmte ihm das Knie ins Kreuz, woraufhin er vor Schmerz jammerte.
    Â»Du hast dich mit der Falschen angelegt, Arschloch«, flüsterte sie
ihm ins Ohr, als sie bemerkte, wie ein Zweiter und ein Dritter der jungen
Männer ihrem Kumpel zu Hilfe eilten. Sie wartete bis zur letzten Sekunde und
hieb dann beiden Angreifern ruckartig ihren Unterarm gegen die Nase, sodass sie
sich stöhnend zurückzogen.
    Sie stand auf und strich die nicht vorhandenen Falten ihrer Jeans
glatt: »Noch jemand eine Abreibung gefällig?« Die betretenen Gesichter der
Jünglinge sprachen eine deutliche Sprache, sie hatten genug für heute.
    Â»Einen Rat gebe ich euch mit auf den Weg: Never judge a book by its
cover. Überlegt euch vorher, mit wem ihr euch anlegt. Nicht alles, was aussieht
wie eine gute Wichsvorlage, lässt sich auch ficken«, postulierte sie, bevor sie
ihren Weg zu Rendsons Wohnung unbeirrt fortsetzte.
    Obwohl ein Streit mit ein paar Halbstarken für Solveigh beinahe
lächerlich anmutete, wenn sie daran dachte, was sie als ECSB-Agentin schon
mitgemacht hatte, genoss sie doch den kleinen Schub Adrenalin, den jeder körperliche
Konflikt unweigerlich freisetzt. Ein kleiner Kick, der für Solveigh fast zur
Sucht geworden war. Deshalb hatte sie angefangen, Rennrad zu fahren. Einen Berg
zu bezwingen, die Zähne zusammenzubeißen, zu kämpfen und dann endlich die Kuppe
zu erreichen, das war ein ähnliches Hochgefühl. Sie lächelte, als sie an der
riesigen Tafel mit Klingelschildern nach dem Namen Rendson suchte. Sie fand ihn
in einer der oberen Etagen und atmete einmal tief durch, bevor sie den
dreckigen Knopf drückte.
    Â»Hej«, bellte es blechern aus der Gegensprechanlage.
    Â»Mein Name ist Solveigh Lang, Mister Rendson. Ich würde mich gerne
mit Ihnen unterhalten.«
    Â»Was wollen Sie?«
    Â»Ich arbeite für das Innenministerium, und wir versuchen schon seit
Tagen, Sie zu erreichen. Es geht um Thanatos.«
    Sie hörte ihn durch die Gegensprechanlage schnaufen, aber nur
Sekunden später surrte die Tür. Solveigh drückte, aber sie gab erst nach, als
sie sich mit der Schulter dagegenlehnte. Drinnen musste sie feststellen, dass
der Aufzug außer Betrieb war. Fluchend machte sie sich an den langen Aufstieg
in die neunte Etage. Alles in allem ein Wohnhaus, wie es sein sollte, fand
Solveigh.
    Oben angekommen, erwartete sie Kommissar Rendson bereits an seiner
Wohnungstür. »Hej, Miss Lang. Willkommen in meiner bescheidenen Hütte«,
begrüßte sie der ehemalige Beamte, der wie die meisten Schweden perfekt Englisch
sprach. Seit Solveigh wusste, dass er als ausgebrannt galt und in dieser
Plattenbausiedlung lebte, hatte sie einen irgendwie heruntergekommenen,
abgehalfterten älteren Herrn erwartet. Warum, wusste sie auch nicht genau, aber
dieser Rendson passte nicht in seine Umgebung, er sah irgendwie, na ja,
ordentlich aus: zurückgegeltes graues Haar, ein lässiger Dreitagebart, T-Shirt
zu einer Anzugshose. »Hallo, Mister Randson, nett, dass Sie mich empfangen«,
entgegnete Solveigh und streckte die Hand aus.
    Â»Es ist mir ein Vergnügen, Miss Lang. Mein Alltag hat seit ein paar
Jahren wenige Höhepunkte, und ein Gespräch über Thanatos mit einer so hübschen
jungen Dame darf sicher als ein solcher bezeichnet werden, wenn Sie mir die
Bemerkung nicht übelnehmen«, antwortete er beim Händeschütteln. »Möchten Sie
reinkommen?«
    Sie wollte. »Gern. Und im Übrigen bin ich geschmeichelt«, bemerkte
sie beim Reingehen. Die Wohnung war ordentlich bis geschleckt. Sämtliche Möbel
waren aus heller Fichte, und Solveigh fiel auf, dass alles überaus ordentlich
drapiert war. Ein penibler Mann, unser Kommissar.
    Â»Sie haben Olof und den Jungs da unten ja mächtig eingeheizt, mein
Kompliment, Miss Lang.«
    Â»Sie kennen die Bande vermutlich nur zu gut.«
    Â»Leider. Der Jüngste ist mein Sohn«, vermeldete er mit einem Nicken
in Richtung einer Kommode, auf dem Familienfotos standen. Eine hübsche Frau mit
zwei kleinen Kindern, ein Hochzeitsfoto, zwei Jugendliche, von denen Solveigh
einen als den pickeligen Außenseiter von vorhin erkannte. Rendson bot ihr einen
Platz auf der Couch an.
    Â»Also«, setzte er an, »was kann ich für Sie tun?«
    Â»Wir ermitteln in zwei Mordfällen, und

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