Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
30
    Kifissia, Griechenland
    Tag 5: Freitag, 11. Januar, 15:31 Uhr
    Kostas Kenteris, der Chef der EuroBank in Griechenland,
genoss den freien Tag, den ihm die unerwartete Schließung seines Instituts
beschert hatte. Zwar machte er sich auch Gedanken um das Warum, aber es war
letztlich nicht seine Entscheidung. Die Anweisungen aus der Zentrale waren
eindeutig: Man habe eine Terrorwarnung erhalten und würde deshalb
vorsichtshalber einige Filialen schließen. Paul Vanderlist, der Chef der
Sicherheit, hatte ihm versichert, dass man der festen Meinung sei, es handele
sich um einen schlechten Scherz. Aber man wolle sichergehen. Reine Routine. So
hatte Kenteris den ganzen Vormittag Golf gespielt und fuhr jetzt gut gelaunt
zurück nach Hause, wo er den Rest des Tages mit seiner Frau und seiner
zweijährigen Tochter verbringen wollte.
    Als er die Haustür aufschloss, rief er nach Amalia, die mit der
kleinen Louisa auf dem Arm die Treppe hinunterkam, um ihn zu begrüßen. Wie
jedes Mal, wenn er sie sah, bemerkte er, wie schön seine Frau war mit ihren
langen schwarzen Haaren, glatt wie das Meer an einem ruhigen Sommerabend. Er
küsste beide herzlich und stellte seine schwere Golftasche mit einem lauten
Scheppern im Flur auf den Boden. Bevor er sich voll und ganz auf seine Familie
konzentrieren konnte, musste er zumindest noch seine E-Mails abrufen. Er war
gestern Abend von einer längeren Dienstreise zurückgekehrt, und wenn die Bank
schon geschlossen war, sollte er wenigstens sicherstellen, dass nichts
anbrannte. Er hatte sich gerade auf seinem Schreibtischstuhl niedergelassen,
als ihn Amalia aus der Küche rief: »Möchtest du etwas essen, Schatz? Es ist
noch was von heute Mittag übrig.«
    Â»Gerne, warte, ich komme runter«, antwortete er so laut, dass sie es
auch noch ein Stockwerk tiefer hören würde, und lief erwartungsfroh die
Steintreppe hinunter.
    Â»Ich nehm es mir mit nach oben ins Arbeitszimmer«, teilte er seiner
Frau mit, die gerade eine Portion gegrillten Tintenfisch auf einen Berg Reis
hievte. »Dann geh schon an deinen Computer, ich bring’s dir rauf.«
    Noch einmal herzte er die kleine Louisa und machte sich dankbar auf
den Rückweg zu seinem Schreibtisch. Zunächst öffnete er seine reguläre Post:
zwei Rechnungen von Handwerkern und die Abrechnung seiner Kreditkarte. Die Überweisungen
würde er gleich online vornehmen. Aus der Küche wehte ihm der köstliche Duft
von frischem Fisch in die Nase, er freute sich schon auf das verspätete
Mittagessen, seine Frau war eine umwerfende Köchin. Und eine tolle Mutter,
sinnierte er, als er hörte, wie sie die ersten Stufen nahm. Wie er sie kannte,
balancierte sie das Tablett in der einen Hand, während sie Louisa immer noch
unter den anderen Arm geklemmt hatte. Kostas langte mit der rechten Hand unter
den Schreibtisch, um seinen PC anzuschalten, als plötzlich das Telefon
klingelte. Mist, dachte er. Wo ist das Mobilteil?
    Â»Ich geh schon ran«, flötete Amalia von der Treppe, sie hatten einen
zweiten Apparat in der Küche.
    Dankbar beugte sich Kostas Kenteris vor, um den Rechner
hochzufahren.
    KAPITEL 31
    Athen, Vorstadt Petroupoli
    Tag 5: Freitag, 11. Januar, 16:14 Uhr
    Nachdem sie an der Bushaltestelle aus ihrer schwarzen Limousine
gestiegen waren, drückten sich Solveigh und Dominique von Hauseingang zu
Hauseingang. Die Vorstadt lag verlassen in der schräg stehenden
Nachmittagssonne, die langen Schatten der gedrungenen Häuser halfen ihnen
dabei, den Abstand zu Thanatos nicht allzu groß werden zu lassen. Aus dem
Augenwinkel beobachtete sie, wie sich Dominique etwa fünfzig Meter vor ihr
hinter eine niedrige Mauer geduckt vorarbeitete. Ihr Ziel spazierte seelenruhig
und ohne jede Hast Richtung Norden. Was für ein ausgesprochener Glücksfall,
dass die Griechen zumindest am frühen Nachmittag nicht sonderlich auf
Gesellschaft erpicht schienen, fast alle Fensterläden waren geschlossen, keine
Menschenseele zu sehen. Zeit, die Seite zu wechseln, beschloss Solveigh und
sprintete auf leisen Sohlen quer über die Straße, um sich sofort wieder hinter
die Ecke des nächsten Häuserblocks zu verziehen. Wo wollte er nur hin?, fragte
sie sich. Wahrscheinlich versuchte er herauszufinden, ob er verfolgt wurde.
Noch einmal fragte sich Solveigh, ob es clever war, einen Anfänger wie
Dominique mitzunehmen. Habe ich denn eine Wahl?, beantwortete sie ihre

Weitere Kostenlose Bücher