Operation Blackmail
Frage
selbst und riskierte einen Blick zu Dominique. Er machte seine Sache ganz gut.
Für einen Jungspund von der Polizeischule, fügte sie in Gedanken hinzu.
»Vorsichtig, Dominique. Komm ihm nicht zu nahe«, warnte sie ihren Kollegen.
»Eddy, hast du schon ein Ziel für mich?«
Sie hörte das obligatorische Klappern der Tastatur, bevor sie seine
Stimme vernahm: »Also ehrlich gesagt, Slang, ich habe keine Ahnung. Im Norden
liegt ein ehemaliger Tagebergbau, den die Stadt sukzessive zu einem Naherholungsgebiet
ausbaut. Dort gibt es ein kleines Sportstadion ⦠Aber warum er ausgerechnet
dahin gehen sollte? Wie gesagt, Slang, leider kann ich dir in diesem Fall nicht
helfen, wir müssen abwarten.«
Solveigh bestätigte mit einem knappen »Okay« und überlegte, während
sie erneut die StraÃenseite wechselte, fieberhaft, was sie mit dieser
Information anfangen sollte. Thanatos war von ihrer Position immer noch gut zu
sehen, Dominique hatte sich wie gewünscht zurückfallen lassen. Am Ende des Wohngebiets
konnte sie jetzt schon die Erdhügel des verlassenen Tagebergbaus erkennen, das
Stadion thronte auf dem höchsten Hügel. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass
Thanatos genau dorthin wollte. Aber warum konnte der Bauch ihr keinen Grund
dafür liefern? Fände dort heute ein Wettkampf statt, hätte Eddy das sicher
herausgefunden. Die Gestalt im grauen Anzug entfernte sich jetzt schneller. Sie
entschied sich, das Risiko einzugehen, und rannte eine längere Strecke auf
ihrer StraÃenseite in seine Richtung, um hinter dem Werbeaufsteller einer
geschlossenen Eisdiele in Deckung zu gehen. Warum das Stadion?, fragte sie sich
erneut.
»Slang?«, knisterte es in ihrem Ohr. Dominique.
»Ja, Dominique?«
»Slang, er ist weg.«
»Wie, er ist weg?«, fragte sie erstaunt und linste hinter der Tafel
hervor. Tatsächlich. Der graue Anzug war weit und breit nicht zu sehen.
»ScheiÃe«, fluchte Solveigh.
»Will, wie sicher sind wir uns, dass es unser Mann ist?«, funkte sie
an ihren Boss.
Thater begriff sofort: »Schnappt ihn euch. Jetzt«, forderte er.
»Roger. Zugriff.« Solveigh zog die Pistole aus dem Hosenbund und
entsicherte sie. Mit der Waffe im Anschlag ging sie die StraÃe hinunter
Richtung Stadion.
»Dominique, bleib hinter mir«, wies sie ihren jungen Kollegen an.
»Bin schon da«, antwortete der so nah, dass sie den Sprechfunk nicht
gebraucht hätten. Er stand mit dem Rücken zu ihr. Perfektes Teamwork, wie
Solveigh anerkennend feststellte. Gemeinsam und sich gegenseitig nach beiden
Seiten absichernd, rückten sie weiter vor. Als sie das Ende der StraÃe erreicht
hatten, bemerkten sie eine Böschung, die das Gebiet des ehemaligen Tagebergbaus
umgrenzte. Sie begann deutlich tiefer als die StraÃe, so hatte er sie also
ausgetrickst.
»Dominique, jetzt wird es ernst«, flüsterte sie, ohne den Funk zu
aktivieren. »Ich gehe voraus, und denk daran: Wir brauchen ihn lebend.«
Dominique nickte zur Bestätigung. Solveigh rückte weiter vor, nun ihrerseits
die steile Böschung als Deckung nutzend. Als sie den Eingang des Stadions
erreicht hatten, kniete sich Solveigh auf den Boden und bedeutete Dominique mit
Handzeichen, sich rechts davon zu positionieren. Dieses Ding als Stadion zu
bezeichnen, kam Solveigh reichlich albern vor. Nackte Betonträger umsäumten
eine groÃe Ãffnung, durch die sie bereits den Rasen der Spielfläche erkennen
konnte. Mit schussbereiter Waffe schlich Solveigh durch den Tunnel. Thanatos
war nirgends zu sehen. Allerdings gab es haufenweise gute Verstecke, sowohl in
den Katakomben mit den Umkleiden als auch auf den Tribünen. Plötzlich wurde ihr
klar, warum der alte Mann zum Stadion wollte: Es war eine perfekte Falle. Eilig
bedeutete sie Dominique, aufzurücken.
»Eddy, ich brauche einen Bauplan.«
»Schon in Arbeit. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schlampig
â¦Â«
»Schon gut, Eddy«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Gib mir einfach den
Plan.« Ein paar Sekunden später erschien auf ihrem Handy der Grundriss des
Stadions. Okay, alter Mann. Wo würdest du uns erwarten? Wo würde ich dich
erwarten? Es musste ein Ausgang in der Nähe sein, daher schieden die Tribünen aus.
Eine halbe Minute später wusste Solveigh, wo der Killer auf sie warten würde.
Sie erklärte Dominique ihren Plan, und weitere vierzig
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