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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Sekunden danach teilten
sie sich auf und betraten die Katakomben des Stadions. Sie wollten ihn von zwei
Seiten in die Zange nehmen.
    Solveighs Route führte durch einen engen Flur in den westlichen
Flügel des Gebäudes. Die Luft war stickig, eine alternde Neonröhre flackerte
über ihrem Kopf. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, um die Waffe
so schnell wie möglich wieder beidhändig zu führen, als sie plötzlich einen
Schatten bemerkte, der über ihr rechtes Auge huschte. Fuck. Nicht jetzt,
fluchte Solveigh.
    Â»Dominique, wo bist du?«
    Â»Ostflügel, nähere mich der zweiten Sektion.«
    Â»Warte kurz«, presste sie hervor. Hektisch kramte sie in ihrer
Hosentasche nach den Tabletten. Wo war das verdammte Verapamil? Der Schatten
wanderte weiter, schwebte bedrohlich nah. Sie wusste, wenn sie nicht binnen
kürzester Zeit ihr Kopfschmerzmittel einnahm, würde der Cluster zuschlagen, ihr
größter Feind. Viel größer als der gefährlichste Killer Europas, denn er konnte
sie in Sekunden außer Gefecht setzen. Und das ganz ohne fremde Hilfe – wovon
bei der ECSB natürlich niemand erfahren durfte. Wo hast du die Dinger hin,
Solveigh?, fragte sie sich. Ihr Atem ging jetzt hektisch, der Puls raste mit
gefühlten zweihundert Schlägen pro Minute. Panik erfasste sie; ausgerechnet
sie, die sich sonst so gut unter Kontrolle hatte. Aber gegen den Schatten war
nichts zu machen. Sie vergrub die Finger tief in der Gesäßtasche ihrer zu
weiten Jeans: nichts.
    Â»Solveigh, was ist?«, fragte Dominique per Funk.
    Â»Einen Augenblick noch«, verlangte sie. »Bitte.«
    Â»Okay«, bestätigte ihr Kollege. »Ich warte.«
    Auf ihrer Stirn bildeten sich Schweißtropfen. Das Verapamil, Solveigh!,
verlangte sie von sich selbst. Da traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz: Die
Tasche von der Humboldt. Scheiße. So etwas war ihr noch nie passiert. So etwas
durfte ihr nicht passieren. Solveigh lehnte sich gegen die raue Betonwand.
Immer noch zuckte die Neonröhre. Der Schatten kam immer näher, wurde immer
größer. Sie musste etwas tun. Jetzt. Gleich würde sie vielleicht nicht mehr
zurechnungsfähig sein. Reiß dich zusammen, verdammt! Solveigh sank zu Boden,
die scharfen Steine des billigen Baumaterials zerkratzten ihren Rücken, aber
sie spürte es kaum.
    Â»Dominique?«, presste sie hervor.
    Â»Ja, Slang?«, kam die prompte Antwort.
    Was sollte sie ihm sagen? Mittlerweile wusste auch Eddy, dass sie
ein Problem hatte. Die Kamera. Sie brauchte für beide eine überzeugende
Antwort.
    Â»Ich glaube, ich habe mir den Fuß verstaucht. Ich bin umgeknickt und
kann kaum noch auftreten.« Ob das reichen würde? Sie musste eine überzeugende
Lösung dazu liefern, sonst würden nur unnötige Fragen gestellt werden. »Du
musst versuchen, ihn in meine Richtung zu treiben. Ich warte hier.« Der
Kopfschmerz hämmerte mittlerweile in ihrem Schädel, sodass sie fast das
Bewusstsein verlor. Hoffentlich merkten ihre Kollegen nichts.
    Â»Okay«, bestätigte Dominique.
    Â»Bist du okay, Solveigh? Soll ich ein Ärzteteam rausschicken?«
    Bloß das nicht, dachte Solveigh und schämte sich dafür, dass sie
ihre Kollegen belügen musste. »Nein, es wird schon gehen. Wird gleich wieder.
Lass uns weitermachen wie besprochen.«
    Sie schwitzte jetzt heftig. Es muss einfach gehen, Solveigh, es
muss. Wie mit dicken Nadeln bohrte sich der Schmerz tiefer in ihr Gehirn. Reiß
dich zusammen. Und such dir endlich Deckung. Unter Mobilisierung ihrer letzten
Kräfte schleppte sich Solveigh zu einer Stahltür auf der rechten Seite des
Ganges. Hier würde sie auf ihn warten. Wenn es Dominique gelang, ihn aus seinem
Versteck zu locken, musste er einfach hier vorbeikommen. Einen anderen Weg nach
draußen gab es nicht. Im dunkelsten Eck, von dem aus sie den Gang noch im Blick
hatte, setzte sie sich auf den Boden und kniff sich in den Oberschenkel, bis er
ähnlich wehtat wie ihr Schädel. Das half ihr zumindest gegen die drohende
Ohnmacht.
    Â»Eddy, schick mir den Feed von Dominiques Brille auf mein Handy.«
    Wenige Sekunden später erschien auf dem Display ein gestochen
scharfes Schwarz-Weiß-Bild. Dominique rückte langsam mit gezogener Waffe
vorwärts. Seine Schritte waren sicher, die Absicherung nach allen Seiten wie
aus dem Lehrbuch. Sie hörte ihn atmen, er schien ganz ruhig. Im

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