Operation Blackmail
insgeheim hoffte sie, dass sich jemand darüber
freuen würde.
Durch die einfachen Klamotten war aus der stinkreichen Frau von
Humboldt auf einmal eine Studentin beim Shoppen geworden. Auf der StraÃe
zerwühlte sie noch ihre zuvor ordentlich hochgesteckten Haare und schloss nach
Eddys Anweisungen wieder zu ihrem französischen Kollegen auf, ab jetzt konnten
sie sich abwechseln, was die Verfolgung deutlich vereinfachte.
Fünfzehn Minuten später bewies Thanatos erneut, dass er ein Profi
war. Er stieg in einen Bus der Linie 700. Für Dominique und Solveigh war
Zusteigen unmöglich, trotz ihres neuen Outfits würde sie ihm ins Auge springen
wie ein rosa Karnickel auf einer grünen Wiese.
»Verdammt, das warâs. Und jetzt?«, ärgerte sich Dominique, als die
schwarze Limousine mit quietschenden Reifen neben ihnen hielt.
»Fahren wir ihm hinterher, was sonst?«, bemerkte Solveigh trocken.
Sie folgten dem Bus in den Nordosten der Stadt, vorbei an
geschichtsträchtigen Gebäuden, die Solveigh unter anderen Umständen brennend
interessiert hätten. Mit jedem Kilometer wurde die Architektur einfacher, das
pulsierende Leben wich der Routine urbaner Randgebiete. Dennoch war es nicht
schwer, unbemerkt an dem Bus dranzubleiben. Der Verkehr war auch hier so dicht,
dass es selbst ihrem ungeübten Fahrer keine Probleme bereitete. Dominique und
Solveigh konnten sich endlich einmal kurz zurücklehnen und tief durchatmen.
Erst im Stadtteil Petroupolis beobachteten sie aus sicherer
Entfernung, wie Thanatos aus dem Bus stieg, es war mittlerweile nach 16 Uhr. Er
sah sich nicht um, ging seelenruhig die StraÃe hinunter. Jetzt war auch
Solveigh davon überzeugt, dass er nichts von ihrer Anwesenheit ahnte.
»Raus aus dem Wagen, Dominique«, wies sie ihn an und fragte, während
sie die Tür der Limousine aufstemmte: »Eddy, wo könnte er hinwollen?«
»Schwer zu sagen. Die Gegend besteht hauptsächlich aus Wohnhäusern.
Im Norden liegt eine Art Naturschutzgebiet oder Park mit einem kleinen Stadion,
vielleicht will er spazieren gehen?«
»Okay, Dominique, die besten Chancen haben wir, wenn wir uns
aufteilen. Du rechts, ich links, wir nehmen ihn in die Zange.«
KAPITEL 29
München, BaaderstraÃe
Tag 5: Freitag, 11. Januar, 10:38 Uhr
Da bist du ja, meine Hübsche, freute sich Mao Gruber in
seiner Münchner Wohnung und biss ein weiteres Mal in die Tiefkühlpizza, die er
sich zum Frühstück aufgebacken hatte. Endlich gehst du mir ins Netz, kleine
Schlampe. Er legte die Pizza beiseite und zog die Tastatur zu sich heran. Das
Programm, das er in Paris auf dem Laptop der Beamtin installiert hatte, meldete
sich grün blinkend auf seinem Monitor. Sie war online. Hast dir ja auch lange
genug Zeit gelassen. Sein Programm zeigte ihm auch ihre aktuelle IP-Adresse.
Als Erstes startete Mao die Konsole, ein kaum beachtetes Instrument jedes
Betriebssystems, das so unspektakulär aussah wie eine einfache MS-DOS-Eingabemaske.
Er begann mit einem sogenannten »Ping«, einer winzigen Anfrage, ob er in den
Weiten des Internets zu ihrem Rechner vordringen konnte. Er konnte. Mit einer
Reihe weiterer Befehle überzeugte er sich davon, dass kein Computerprofi am anderen
Ende saÃ, der sein Eindringen bemerken könnte. Nach ein paar Testballons war er
beruhigt, ermahnte sich aber immer noch zur Vorsicht: Er beschränkte sich
zunächst darauf, zu protokollieren, was ihre http-Verbindung hergab. Er erfuhr,
welche Webseiten sie aufrief, und das stellte sich in aller Regel als weit
aussagekräftiger heraus, als viele glauben wollten. Flugbuchungen,
Onlinebanking, Wikipedia. Jede Anfrage alleine genommen unspektakulär, in
Kombination ein offenes Buch. Doch als er die ersten Datenpakete übermittelt
bekam, war er enttäuscht: Die BKA-Lady ging shoppen. Sie trieb sich auf der
Website von Chanel herum. Ãtzend, du solltest doch ermitteln. Gleichzeitig
überprüfte er, ob irgendeines der üblichen Kommunikationsprogramme lief,
E-Mail, ICQ oder AOL Messenger. E-Mail hatte sie natürlich, sein System hatte
auch schon eine archiviert:
Â
von: Eddy Rames
an: Solveigh Lang
cc: Sir William Thater
Â
bruessel bestätigt hintergrundcheck für die
humboldt. rendson bestellt viel glueck, me2.
Â
eddy
Â
»Guten Tag, Solveigh Lang«, flüsterte Mao. »Endlich kenne
ich
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