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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Spaziergänger verlor sich in
dem angrenzenden Park, er war allein. An der Seite der Brücke entdeckte er eine
kleine Nische, ein schwarzes Loch im Beton mit einem Gitter geschützt, wahrscheinlich
ein einmal pro Jahr benutzter Wartungsschacht, den die Stadtwerke erst nach der
Frühjahrsflut aufsuchen würden. Ein sicherer Platz. Langsam, um nicht zu
stürzen, stieg er die Böschung hinauf. Um den Spalt zu erreichen, musste er auf
den Sockel eines Brückenpfeilers klettern. Ja, hier war es perfekt. Er stopfte
das Paket hinein und schaufelte mit den Händen ein wenig Erde darüber, sodass
wirklich nur jemand, der aktiv danach suchte, auf das grünliche Päckchen
aufmerksam werden würde. Noch einmal sah er sich um, ob nicht doch ein
neugieriger Spaziergänger wissen wollte, was er hier oben trieb, aber weit und
breit war niemand zu sehen. Nur ein älteres Pärchen lief auf einem Kiesweg
unter ihm durch den südlichen Ausläufer des Englischen Gartens, der hier an die
Isarauen grenzte. Die beiden hatten sicher nichts mitbekommen. Er zog das
GPS-Gerät aus der Manteltasche und notierte auf einem abgerissenen Stück
Papier, das einmal ein Einkaufszettel gewesen war, die Koordinaten, die er
später verschlüsselt an Leonid übergeben würde: 48.137053,11.593166. Zufrieden
stolperte Mao die kleine Böschung wieder hinunter, zog seinen Daunenmantel
glatt und machte sich auf den Rückweg zu seiner Wohnung. Solveigh Lang, ich
komme. Er hatte immer noch ihr Passwort, jedes Mal, wenn sie online ging,
konnte er mitverfolgen, was die geheime ECSB vorhatte. Und damit waren sie ja
gar nicht mehr so geheim, dachte er, und auch nicht mehr ganz so bedrohlich.
Zum ersten Mal an diesem Tag entspannte sich Mao Gruber ein wenig.
    KAPITEL 33
    Piräus, Miaouli
    Tag 5: Freitag, 11. Januar, 17:09 Uhr
    Als Dominique wieder zu sich kam, war da nur Schmerz. Sein
Brustkorb fühlte sich an, als lasteten tonnenschwere Gewichte darauf. Er
versuchte verzweifelt, sich in der Finsternis zu orientieren. Wo war er? Das
Letzte, woran er sich erinnern konnte, war ein Kellerraum. Eine elektrische
Schalttafel an der Wand, das Geräusch. Eine Ratte. Dann ein Schlag in den
Nacken, sein Kopf war zurückgerissen worden. Ein Schuss hatte sich gelöst.
Danach nichts mehr. Scheiße, diese Kopfschmerzen.
    Eins nach dem anderen, du darfst nicht panisch werden, nahm er sich
vor. Was fühlst du? Da er seine Arme aus Gründen, die sich ihm nicht
erschlossen, nicht bewegen konnte, tastete er mit seinen Füßen auf dem Boden.
Wo waren seine Schuhe? Er fühlte rauen, kalten Beton. War er noch in diesem
Stadionkeller? Aber hätte Solveigh ihn dann nicht längst rausgeholt? Und seine
Arme? Wieso konnte er seine Arme nicht bewegen? Seine Gedanken waren so unendlich
langsam, es kam ihm vor, als kröchen die Impulse durch seine Nervenbahnen.
Wieder: eins nach dem anderen. Er versuchte, seine Finger zu spreizen, was ihm
erstaunlicherweise gelang. Jetzt konnte er es deutlich spüren, ein Kribbeln.
Das war gut, sie waren nicht abgestorben. Seine kribbelnden Fingerkuppen
ertasteten Metall, rundes Metall. Die Glieder einer Kette, vermutete Dominique.
Zwei Ketten, korrigierte er sich, die seine Arme auseinanderzogen wie beim
gekreuzigten Jesus. Er zerrte daran, aber sie saßen fest wie Schraubstöcke, sie
bewegten sich nicht einen Millimeter. Ein Luftzug ließ ihn erzittern. Ihm war
kalt. Schweinekalt. Da realisierte er, dass ihm nicht nur seine Schuhe fehlten.
Er war nackt. Um sich Gewissheit zu verschaffen, versuchte er, sein Becken über
den Boden zu schrammen. Ein Zentimeter würde ihm genügen. Durch die Gewissheit
fühlte er sich nicht besser. Aber was war das für ein Geruch? Es roch nach
Meer, nach Brackwasser. Er war nicht mehr im Stadion. Vielleicht in der Nähe
des Hafens? Ja, er lag nackt gefesselt in einer Halle am Hafen. Je mehr seine
Sinne zurückkehrten, desto deutlicher wurde ihm bewusst, wie aussichtslos seine
Lage war.
    Nach einiger Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, hörte er von
irgendwo Schritte, die ohne Eile näher kamen. Er konnte die Richtung nicht einordnen,
es hallte, wahrscheinlich eine große Lagerhalle, sinnierte Dominique, als er
eine Ladung eiskaltes Wasser ins Gesicht bekam. Schock, oh verdammt, ist das
kalt. Doch es war gar nicht stockfinster, er hatte nur die Lider nicht richtig
öffnen können. Durch den plötzlichen

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