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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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aufgewacht«, vermeldete Will ohne jede
Euphorie. Das hieß nichts Gutes. »Aber die Prognose für seine Beine ist nach
wie vor düster.«
    Solveigh schwieg, sie wusste nicht, was sie darauf hätte sagen
sollen. Stille legte sich über den großen Tisch, Solveigh schloss die Augen, um
niemand ins Gesicht sehen zu müssen. Allein Eddys allgegenwärtiges Getippe war
zu hören. Jemand sortierte Papier. Sie blickte auf. Es war Will, der sich
wieder an den Tisch gesetzt hatte. Ihr Chef blickte in die Runde.
    Â»Ich möchte euch eine Geschichte erzählen«, startete er, was sowohl
Solveigh als auch Eddy mit einem Stirnrunzeln quittierten. »Nein, lasst mich
ausreden. Es ist wichtig.«
    Â»Der 27. Mai 1981 war ein wunderschöner Frühlingstag in Belfast«,
begann Thater, »ich habe auf der Dachterrasse des Malmaison-Hotels gefrühstückt
und mich danach auf den Weg in die Stadt gemacht, um einen Informanten der IRA
zu treffen. Ich hatte ihn zwei Wochen zuvor in einem Pub angesprochen. Er
vertraute mir, und ich vertraute ihm. Er sollte mir helfen, einen Anschlag in
London zu vereiteln. Seine besonders radikale Gruppe wollte ein Café mit Zivilisten
sprengen, das konnte ich nicht zulassen. Zwei Stunden nach unserem Gespräch,
bei dem er mir den entscheidenden Tipp zugesteckt hatte, wurde Geoffrey tot
aufgefunden. Er lag erschossen auf der Conway Street. Er war mein Junge. Ich
war so frustriert wie noch nie in meinem Leben. Ich hatte ihn rekrutiert und
dann kompromittiert. Ich hatte die Verantwortung, und ich habe versagt.«
    Solveigh begann zu begreifen, warum Thater ihnen die Geschichte
auftischte. Sie sah zu Eddy hinüber und versuchte zu deuten, ob es bei ihm
funktionierte. Ja, es sah so aus. Nur war ihr Versagen größer. Viel größer, als
Will ahnen konnte.
    Â»Ich fühlte mich wie ausgekotzt, und es ist bis heute kein Tag
vergangen, an dem ich nicht an Geoffrey gedacht hätte. Ich wache jeden Morgen
auf mit meiner Schuld. Bis heute. Damals stand ich vor einer schwerwiegenden
Entscheidung: Geoffrey hatte mir einen Tipp gegeben, aber er wusste nicht, wo
der Anschlag stattfinden sollte. Er hatte nur eine vage Idee geliefert, wo der
Sprengstoff versteckt sein könnte. Ich musste mich entscheiden: weitermachen
oder aufhören. Alles daransetzen, die Bombe zu finden, oder mich in meinem
Selbstmitleid suhlen. Interessiert euch, wie ich mich entschieden habe?«
    Solveigh und Eddy nickten, obwohl sie die Antwort kannten. Thaters
Ansprache klappte tatsächlich. Wie billig, fand Solveigh, aber sie konnte sich
seinen Worten trotz aller Schuldgefühle nicht entziehen. Weil sie wusste, dass
er recht hatte.
    Â»Ich habe die Zähne zusammengebissen und weitergemacht. Und dies war
nur zum Teil meine Entscheidung. Denn die alles entscheidende Frage dabei war:
Was hätte Geoffrey gewollt? Und deshalb stelle ich euch jetzt dieselbe Frage:
Was hätte Dominique gewollt? Weitermachen oder aufgeben? Was meint ihr?« Er
schaute in die Runde, die allgemeine Zustimmung war deutlich zu spüren. Thater
setzte seinen Vortrag fort: »Und genau deshalb werden wir weitermachen, wir
werden Blut und Wasser schwitzen, wir werden unsere Schlappe verwinden und
diesen Kerl schnappen. Und wenn wir die EuroBank-Erpressung aufgeklärt haben,
werden wir ihn uns kaufen, diesen Thanatos, der unseren Dominique auf dem
Gewissen hat. Das verspreche ich euch, so wahr ich hier heute stehe als Leiter
der ECSB. Wir werden ihn jagen, wie er noch niemals zuvor gejagt worden ist.
Wir werden ihn aufstöbern, wo auch immer er sich verstecken mag. Die Welt wird
ihm keine Zuflucht bieten, denn für jemand wie ihn gibt es keine Zuflucht.«
    Â»Aha«, kommentierte Solveigh trocken. »Und wie willst du das
anstellen ohne Mandat?«
    Â»Euer Mandat, Solveigh, ist mein Versprechen, das ich euch heute
hier gebe. Und wenn sie mich danach entsorgen und es die letzte Entscheidung
ist, die ich treffe. Und wenn ich dafür in den Knast wandere – wir werden jede
Ressource nutzen, die dieser Organisation zur Verfügung steht.«
    Solveigh staunte nicht schlecht. Was Thater ihnen da versprach,
grenzte nicht mehr an Insubordination, es ging weit darüber hinaus. Trotzdem
traf er mit seiner Ansprache ihren Nerv. Rache, das war genau, was sie wollte.
Trotz aller Professionalität, die ihre Ausbilder ihnen antrainiert hatten, ließ
sich das Gefühl nicht abstellen, dieser

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