Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
der Bar und bat den Portier, ihre um die Ecke geparkte Limousine zu
rufen. Während sie warteten, heischten die Männer bei den Escortdamen immer
wieder um Küsschen und tätschelten ihnen den Po. Offensichtlich sollte der
Abend noch nicht zu Ende gehen. Leonid schlich auf leisen Sohlen zu seinem
Auto, das er im Hinterhof abgestellt hatte. Als er die Straße erreichte, konnte
er gerade noch die Rücklichter des schwarzen Mercedes erkennen, der um die
nächste Ecke bog. Leonid nahm die Verfolgung auf, obwohl er gewettet hätte,
dass der nächste Stop Jassem Batis Hotel sein würde. Zumindest wenn er alles
aus seiner weiblichen Begleitung herausholen wollte, wofür er bezahlt hatte.
Nachdem er dem Wagen fünf Minuten gefolgt war, bestätigte sich seine Vermutung.
Er sah keinen Sinn darin, zu riskieren, entdeckt zu werden, und nahm ab der
Alten Oper eine alternative Route.
    Er parkte seinen Wagen in einer kleinen Seitenstraße, die zu dieser
nächtlichen Stunde einsam und verlassen zwischen den hohen Banken und
Verwaltungsgebäuden lag. Mit einigen Verrenkungen tauschte er noch auf dem
Vordersitz den schwarzen Pullover und die Jeans gegen einen eleganten Anzug,
den er heute Mittag von Maos Budget gekauft hatte. Ohne Managerverkleidung war
im Frankfurter Hof nichts auszurichten. Aber mit seiner neuen Krawatte und dem
dunkelblauen Anzug von der Zeil sah er aus wie einer von ihnen, niemand würde
in ihm einen kaltblütigen Killer vermuten. Er bewegte sich selbstsicher und
ohne Scheu. Als er das Frankfurter Nobelhotel betrat, hielt ihm der Portier die
Tür auf und wünschte ihm einen schönen guten Abend.
    Leonid verschaffte sich zunächst einen Überblick, indem er von einer
Ecke des Raumes aus beobachtete: Dienstbare Geister in schicken Livrees schoben
vor Gepäckstücken überbordende goldene Transportwägen über dicke rotbraune
Teppiche. Selbst um diese Uhrzeit herrschte in der Halle noch rege
Betriebsamkeit. Ihm konnte es nur recht sein, je mehr Menschen, desto weniger
würde er auffallen.
    Er beschloss, zunächst die Bar zu inspizieren, und tatsächlich
lümmelten sich Batis und seine Geschäftspartner mit den aufreizend gekleideten
Damen in einem der Ensembles aus feinstem Leder. Sie genossen Whiskey, die
Damen Cocktails. Leonid platzierte sich an der Bar und bestellte ein Bier,
seiner Meinung nach das sinnvollste Getränk, denn Alkoholfreies bedeutete für
Hotelbarkeeper eine Irritation, und der vergleichsweise geringe Alkoholgehalt
würde seine Sinne nicht beeinträchtigen. Er stellte sich auf eine längere
Wartezeit ein und nippte nur an seinem kalten Getränk, das ihm vorzüglich
schmeckte. Aus dem Augenwinkel behielt er die Gruppe um sein Ziel im Auge. Nach
einer halben Stunde und seinem zweiten Bier, einem zu viel, wie er für sich
vermerkte, zeichnete sich ab, dass Jassem die Blonde mit aufs Zimmer nehmen
würde. Leonid ärgerte sich, denn er empfand sie als die sympathischste der
Escort Ladies. Hätte er nicht die aufgetakelte Brünette mit dem aufgesetzten
Lachen aussuchen können?, seufzte er. Er wartete noch zehn Minuten, bevor er in
aller Seelenruhe seine Getränke bezahlte und sich auf den Weg zum Fahrstuhl
machte. Die Zimmernummer kannte er schon, es war nicht schwer gewesen, sich am
Telefon als Kollege auszugeben, dem die Rezeptionistin bereitwillig mitgeteilt
hatte, dass Herr Batis in Zimmer Nummer 335 abgestiegen war. Dritter Stock. Er
drückte den Rufknopf des Fahrstuhls.
    Er musste nicht lange warten, und die Kabine öffnete sich mit einem
hellen Klang. Leonid drückte die Taste für die dritte Etage und wartete darauf,
dass sich die Türen schlossen. In letzter Sekunde schob sich ein Schuh zwischen
die beinahe geschlossenen Türhälften, um den Fahrstuhl aufzuhalten. Scheppernd
krachten sie gegen die Ledersohle und gaben nur scheinbar widerwillig nach. Ein
Mann in einem dunkelgrauen Anzug mit einem roten Schnäuzer betrat die Kabine
und grüßte Leonid mit einem stummen Nicken. Leonid erwiderte die Geste, schaute
aber sofort devot zu Boden. Keine Erinnerungen provozieren. Als sich der Aufzug
in Bewegung setzte, stellte er erleichtert fest, dass der Schnauzbart keine
Anstalten machte, ihn anzusehen oder anzusprechen. Er war einer von der Sorte,
dem die zufällige Begegnung auf engem Raum mit fremden Menschen ein leichtes
Unbehagen bereitete. Innerlich atmete Leonid auf, er war froh

Weitere Kostenlose Bücher