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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Lang«, begrüßte sie Malakhov mit schiefem Mund. »Sie wurden
angekündigt. Heutzutage verirren sich sehr wenige Leute in unsere kleine Stadt,
obschon wir jetzt endlich auch Besucher empfangen dürfen.«
    Â»Es handelt sich also genau um das, wonach es aussieht«, bemerkte
sie. »Ein Trainingslager für Deep-Cover-Agenten, oder irre ich mich?«
    Â»Es hat heutzutage wohl wenig Sinn, das zu leugnen. Willkommen in
Dexter, Maine, Miss Lang. Noch vor zwanzig Jahren waren wir die Speerspitze der
KGB-Auslandsabteilung. Und eine sehr erfolgreiche, wenn ich bemerken darf.
Früher lebten hier über 200 Agentinnen und Agenten, die in den Nordosten der
USA geschleust wurden, um dort weitere Agenten anzuwerben und zu führen. Oder
auch geheime Operationen durchzuführen, was ich natürlich offiziell nicht
zugegeben habe«, der Priester hob unschuldig die Hände und drehte ihr die
Handflächen entgegen. Sein breites Lächeln präsentierte eine unregelmäßige
Reihe nikotinvergilbter Zähne.
    Â»Und was, wenn ich fragen darf, machen Ihre Speerspitzen heutzutage,
seit es ja den Klassenfeind zumindest in der alten Form ja nicht mehr gibt?«,
stichelte Solveigh.
    Â»Die meisten sind zurückgekehrt. Aber natürlich nicht ins Dorf,
sondern in die Trabantenstadt für Heimkehrer, gleich jenseits des Zauns. Hier
wurden sie ausgebildet, danach ließ sie Mütterchen Russland fallen, wie heiße
Kartoffeln. Sie sind Alkoholiker oder auf dem Weg dorthin. Mangelnde
Perspektiven, zu wenig Geld zum Leben, aber zu viel zum Sterben.
Agentenschicksal, Sie wissen schon.«
    Â»Haben Sie Kontakt zu den Leuten aus der Stadt?«
    Â»Mir können Sie nicht vorwerfen, dass ich meine ehemaligen
Schützlinge vergesse, ich kümmere mich um die Jungs. Ich bin der Einzige, der
einmal in der Woche das Gelände verlässt.«
    Â»Wieso unterhält der KGB diese Anlage eigentlich immer noch? Der
Kalte Krieg ist doch längst vorbei …«, bemerkte Solveigh.
    Â»Die russische Bürokratie, meine Teuerste, versteht einzig die
russische Bürokratie. Finanzielle Mittel erreichen uns allerdings immer seltener,
frische Rekruten schon lange nicht mehr. Aber Dexter ist unser Zuhause, wir
sind hier aufgewachsen. Ein Leben im normalen Russland können wir uns gar nicht
mehr vorstellen. Und aus irgendeinem Grund, den auch wieder nur die Bürokratie
selbst erklären könnte, bekommen wir öfter unseren Sold als diejenigen, die ihr
Leben tatsächlich für ihr Land riskiert haben.«
    Ã„ußerst bizarr, bemerkte Solveigh und erinnerte sich daran, weshalb
sie gekommen war: »Sagen Sie, Oberst, von denjenigen, die besonders selten Sold
erhalten aus diesem Ehemaligen-Dorf: Ist in letzter Zeit einer der Bewohner
verschwunden?«
    Der Priester lachte schallend, sodass sich der mächtige Bauch unter
dem Talar hob und senkte wie ein Blasebalg: »Glauben Sie im Ernst, dass ich
Ihnen das sagen würde? Nennen Sie mir einen Grund!«
    Solveigh fiel keiner ein. Natürlich hätte sie ihm von der
EuroBank-Erpressung berichten können, aber wahrscheinlich würde dieser
ehemalige Oberst den Täter eher dafür bewundern. Nein, sie musste es anders
anstellen. Auf ihre Art. »Was müsste ich denn tun, damit Sie es mir sagen?«,
fragte Solveigh unschuldig. Immer den Ball zurückspielen. Kurz befürchtete sie,
Malakhov würde von ihr verlangen, mit ihm zu schlafen. Oder Schlimmeres. Die
Vorstellung der nikotingelben Zähne an ihrem Ohr ließen sie schaudern. Aber er
lachte weiter herzlich. »Sie gefallen mir, Miss Lang.« Es entstand eine kurze
Pause, während der Oberst offensichtlich überlegte, was er ihr für die
Information aus den Rippen leiern konnte. Der Dielenboden knarzte, während sie
ihr Gewicht vom einen aufs andere Bein verlagerte.
    Â»Wissen Sie, Frau Lang. Sie sind unser erster Besucher seit drei
Jahren. Und der letzte hat sich aufgeführt wie der Feldherr Napoleon und sah
bei Weitem nicht so gut aus wie Sie.« Wieder ein Grinsen. Also doch
Gruppensex?, fragte sie sich, und ihr wurde mulmig zumute.
    Â»Nehmen wir einmal für den Moment an, dass tatsächlich einer meiner
Jungs verschwunden wäre. Und nehmen wir ferner an, dass Sie etwas von ihm
wollen. Dann denke ich, ist es nur fair, wenn Sie beweisen, dass Sie etwas auf
dem Kasten haben. Sie werden sich Ihre Informationen verdienen müssen. Mit
einem

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