Operation Blackmail
darüber, es
senkte die Chancen, dass er ihn wiedererkennen würde. Der Mann stieg im ersten
Stock aus, und er konnte seine Fahrt ohne weitere lästige Hotelgäste
fortsetzen.
Als er den dritten Stock erreicht hatte, verlieà er die Kabine und
schwenkte eine Scheckkarte, die den Zimmerschlüsseln des Hotels zum Verwechseln
ähnlich sah. Ein regulärer Gast auf dem Weg zu seinem Quartier. Er pfiff
»Amazing Grace«, während der flauschige Bodenbelag jedes Geräusch dämpfte. Was
mochte dieser Teppich kosten?, fragte sich Leonid. Sicher mehr als mein
gesamter ausstehender Sold, dachte er verbittert. 323, 325 ⦠Präzise alle
acht Schritte passierte er ein weiteres Zimmer auf dem schier endlosen Flur.
Als er bei 335 angekommen war, hielt er für einen kurzen Moment inne und
lauschte an der schweren Tür aus holzlaminiertem Plastik. Als er wie erwartet
keine verräterischen Geräusche vernahm, warf er einen Blick auf beide Seiten
des Ganges, um sich zu vergewissern, dass er alleine war, und zückte dann ein
kleines elektronisches Gerät. Es würde die Scheckkarte, die den
Zimmerschlüsseln so ähnlich sah und die er in die Ãffnung schob,
umprogrammieren und die Tür gewaltlos öffnen. Zum Glück hatte der Frankfurter
Hof wie die meisten groÃen Hotels, denen zu viele verlorene oder von Gästen unbeabsichtigt
mitgenommene Schlüssel auf die Bilanz geschlagen waren, eine dieser neumodischen
Schlüsselanlagen. Sofort begann der Kasten zu blinken, auf der Anzeige rasten
die Ziffern möglicher Kombinationen nach oben. Nach wenigen Sekunden
vermeldeten eine grüne Leuchtdiode und ein leises würgendes Geräusch im Inneren
des Schlosses, dass er Erfolg gehabt hatte. Vorsichtig drückte Leonid die
Klinke nach unten und betrat auf Zehenspitzen das Zimmer von Jassem Bati.
Als er in dem schmalen Eingangsbereich stand, wurde ihm klar, dass
er sich die Vorsicht hätte sparen können. Jassem war mit der Blonden vollauf
beschäftigt und kommentierte gerade ihre unfassbaren »sexy boobies«. Er sprach
es aus wie Arnold Schwarzenegger, mit einem scharfen »x« und einem künstlich in
die Länge gezogenen »uuu«. Leonid zog die Stirn kraus. Was für ein stilloser,
hoffnungslos verlorener reicher Sack, dachte er. Kein Respekt vor der
Schönheit, vor dem Wunder des weiblichen Geschlechts. Stattdessen die Götzen
aus Gold, Geld und Aktien.
Links von ihm befand sich die Tür zu einem marmorgefliesten weiÃen
Badezimmer, das nach teurer Seife und getrockneten Rosen roch. Er hielt einen
Moment inne und lauschte dem Liebesspiel. Sie war sehr professionell, machte
ihm Komplimente und nahm jeden seiner plumpen Versuche, charmant zu sein, mit
einem koketten Lachen zur Kenntnis. Leonid zog eine dünne Sturmhaube aus der
linken Hosentasche und streifte sie über den Kopf. Er verdrückte sich ins
Badezimmer und stellte den Winkel der Tür, an deren Innenseite ein Spiegel
hing, so ein, dass er über einen weiteren Spiegel am Wandschrank das Bett im
Blick hatte. Die blonde Schönheit saà mit übereinandergeschlagenen Beinen und
entblöÃter Brust auf der Bettkante, der dicke Araber kroch in einer sehr
unvorteilhaften Stellung wie ein Hund auf allen vieren auf sie zu. Er rang ihr
gerade ein weiteres Küsschen auf die Wange ab, als sie aufblickte. Ihre Blicke
trafen sich, in ihren blauen Augen erkannte er Entsetzen. Nicht weiter
verwunderlich, schlieÃlich starrte sie aus dem Badezimmer ein maskierter
Einbrecher an, der nicht aussah, als brächte er die nächste Flasche Champagner.
Er musste schnell handeln, solange sie noch zu überrascht war, um zu schreien.
Er hechtete aus dem Badezimmer und warf sich auf den Araber, versetzte dem
verdutzten Mann, der eine Liebkosung seiner Prostituierten erwartete, einen Kinnhaken.
Der Dicke kippte mit einem Stöhnen seitlich aufs Bett. Sie schrie nicht.
Starrte ihn nur an. Aus groÃen blauen Augen. Wunderschönen Augen. Mit einem
schnellen Blick auf den Araber vergewisserte er sich, dass Jassem der Schlag so
ordentlich zugesetzt hatte, dass er eine Weile schlafen würde. Erst musste er
sich um die Frau kümmern. Sie hatte ihre Fassung immer noch nicht wiedergefunden,
ihre Brüste waren entblöÃt, sie sah unendlich verletzlich aus. Leonid warf ihr
ein Kissen zu, das sie dankbar an sich drückte. Er musste mit ihr reden.
»Ihnen wird nichts passieren,
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