Operation Cyborg
seinem Display eine stilisierte Straßenkarte zeigte auf der zwei sich bewegende, blinkende Punkte zu sehen waren. Ein roter und ein grüner.
Zunächst verlief die Verfolgung auf diese Art reibungslos. Dimitri ließ sich von dem Signal leiten. Er vertraute dem 'Tracker' voll und ganz. Das Gerät hatte sich mehr als einmal als äußerst effektiv und nützlich erwiesen. Dimitri verzichtete auf Sichtkontakt zu den Personen, die er verfolgte. Er wählte sogar einige Male einen anderen Weg als sie. Einmal verfuhr er sich zwar dadurch und mußte aufgrund der Straßenführung kehrt machen und eine andere Straße wählen, aber auch das beunruhigte ihn nicht. Dank der Wanze, konnte er seine Zielpersonen kaum verlieren. Der 'Tracker' hatte eine Reichweite von fast 5 Kilometern.
Zuletzt bewegte sich das Signal recht langsam. Entweder die Zielpersonen fuhren Schrittempo oder waren ausgestiegen und zu Fuß weitergegangen. Er hatte sich jetzt auf fast einen halben Kilometer genähert und ließ seinen Wagen nun auch langsamer rollen. Er durchfuhr gerade eine schmale, kurvige Straße, die an einer Seite von Bäumen umsäumt war. Außer ihm war hier kein anderer Wagen unterwegs. Es störte sich also niemand an seinem Schneckentempo. Er erreichte schließlich eine Kreuzung und stoppte ganz ab. Das Signal der Zielperson bewegte sich immer noch. Er lokalisierte sie in etwa 250 Metern Entfernung südwestlich von ihm. Da geschah es. Das Signal verschwand plötzlich vom Display.
»Was zur Hölle«, dachte Dimitri verwundert und erschrocken zugleich. Er nahm den 'Tracker' aus der Halterung am Armaturenbrett und schüttelte ihn. Es war eine sinnlose Tat, schließlich hatte er es hier mit digitaler Technik zu tun und nicht mit Omas Kofferradio. Das gestochen scharfe VGA-Display zeigte nach wie vor seine eigene Position an. Nur das Signal der Zielperson war verschwunden. Er schaltete auf Satellitenaufnahme der Umgebung um – Sichthöhe eintausend Meter. Das Gerät funktionierte tadellos. Entweder sie hatten die Wanze entdeckt, was Dimitri für nahezu unmöglich hielt, oder der Erdboden hatte sich aufgetan und sie verschluckt. Wie Nikolaj, schoß es ihm in den Kopf.
Plötzlich hupte es laut in seinem Rücken. Er sah in den Seitenspiegel. Ein Wagen stand hinter ihm und der Fahrer war ungeduldig geworden. Dimitri wollte nicht auffallen, also fuhr er schleunigst weiter. Er überquerte die Kreuzung und erreichte eine kleine, schmale Straße. Der Wagen hinter ihm bog links ab und war schnell aus seinem Sichtfeld verschwunden. Dimitri war wieder alleine auf weiter Flur. Etwa 50 Meter vor sich konnte er den schwarzen Golf sehen. Er war am Straßenrand der kleinen Straße geparkt, die vor dem dichten Baumbestand eines Waldstücks endete. Da das letzte Signal nicht von dort gekommen war, schloß Dimitri, daß die Insassen, oder zumindest der Fahrer ausgestiegen und zu Fuß weitergegangen sein mußte. Er warte ein paar Minuten ab, aber als sich nichts rührte, rollte er langsam in Richtung des geparkten Golfs. Niemand war mehr hier. Für einen kurzen Moment überlegt er, Mikosch anzurufen, aber er verwarf den Gedanken. Würde er erwähnen, daß er das Signal verloren hatte, spräche das nicht gerade für ihn. Vielleicht schaffte er es ja auch so, die Zielperson wieder aufzuspüren – ohne Trackersignal. Er mußte seine Qualitäten eben nun ohne den technischen Schnickschnack beweisen.
Dimitri stellte seinen Wagen nur wenige Meter vom Golf entfernt ab und stieg aus. Mit gerunzelter Stirn sah er sich um. Zu seiner Linken lag ein Sportplatz, auf dem niemand zu sehen war und zu seiner Rechten befand sich hinter einem Drahtzaun ein weites Feld mit einer ungemähten Wiese. Da fiel sein Blick auf einen Fußweg vor ihm. Er führte in südliche Richtung, leicht bergauf mitten in den Wald hinein. Diesen Weg mußten sie genommen haben. Er bedachte den Golf nur mit einem beiläufigen Blick und wendete sich sofort dem Waldweg zu, der sich düster in den Wald hineinschlängelte. Die dicht stehenden Bäume ließen nur wenig Sonnenlicht hindurch.
Was machen die nur hier an so einem gottverlassenen Ort, fragte er sich verwundert. Er öffnete den Bügel seines Pistolenholsters. In diesem speziellen Achselholster war die Pistole unter seinem weiten Jackett quasi unsichtbar. Der Schalldämpfer war bereits aufgeschraubt und die Waffe war entsichert. Im Ernstfall konnte er sie in Sekundenbruchteilen hervorziehen und benutzen.
*
Es hatte die gesuchte Stelle erreicht
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