Operation Cyborg
sie Severin hier?
Dimitri hoffte, Mikosch würde sich möglichst bald melden. Während der ganzen Fahrt nach Koblenz hatte er auf genauere Anweisungen gehofft, aber sein Handy war stumm geblieben. Und so hatte sich Dimitris Laune Kilometer für Kilometer verfinstert und gut war sie schon vor seiner Abfahrt nicht gewesen. Die Stimmung der ganzen Truppe war nicht die beste, vor allem nach Nikolajs Verschwinden. Die einen meinten, Nikolaj hätte das Mädchen überfallen, ihr das Geld abgenommen und wäre danach untergetaucht. Die anderen, zu denen auch Dimitri gehörte, waren der Meinung, ihm sei etwas Schlimmes zugestoßen. Dimitri kannte Nikolaj recht gut. Er konnte sich nicht vorstellen, daß er die Organisation für den vergleichsweise geringen Betrag hintergangen haben könnte. Nikolaj war kein Verräter. Und sie wurden gut bezahlt. So gut, daß die Kohle, die er sich hätte aneignen können, kein wirklich großer Anreiz gewesen wäre. Außerdem hätte er nicht riskiert, Mikosch zum Feind zu haben. Nikolaj hatte Angst vor Mikosch. Sie hatten alle Angst vor Mikosch. Nein, was auch immer Nikolaj widerfahren war, es muß etwas sehr Unschönes gewesen sein. Dimitri hatte jedes Krankenhaus in Frankfurt abgeklappert, aber nichts herausgefunden. Nikolaj war auch nicht mit der Polizei in Konflikt geraten, wie sie wußten. Er war einfach verschwunden.
Dimitri warf einen kurzen Blick auf das im Wagen verbaute Navigationsgerät. Die Routenberechnung war längst abgeschaltet, seit er Koblenz erreicht hatte, aber die Straßenkarte war weiterhin aktiviert. Dimitri überlegte, noch ein wenig ziellos durch Koblenz zu fahren und dann den Wagen irgendwo abzustellen. In diesem Moment bog etwa 20 Meter vor ihm ein schwarzer Golf ein. Dimitri hätte dem Fahrzeug keine Beachtung geschenkt, wenn es nicht ein Frankfurter Kennzeichen getragen hätte. Er runzelte die Stirn. Was für ein Zufall!
Kurzentschlossen entschied er, dem schwarzen Golf hinterherzufahren. Bevor er ziellos herumkurvte, konnte er genausogut auch diesen Wagen verfolgen – und sei es zum Zeitvertreib. Wer weiß, wohin ihn das führte. Außerdem: Seine Nase juckte und das war stets ein Zeichen, daß etwas Ungewöhnliches im Gange war.
Er verlangsamte ein wenig die Geschwindigkeit und fiel etwas zurück. Sollte der Fahrer des Wagens vor ihm tatsächlich etwas mit seinem Auftrag zu tun haben, wollte er nicht auffallen. Sein Fahrzeug hatte zwar Karlsruher Kennzeichen, so daß ihn das nicht verraten würde, aber Dimitri war in solchen Sachen stets übervorsichtig.
Mit nur knapp 35 Stundenkilometern, wahrte er nicht nur großzügig Abstand zu dem verfolgten Fahrzeug, er bremste auch den Wagen hinter sich zunehmend aus. Und wie zu erwarteten war, wurde der Fahrer ungeduldig und fuhr sehr dicht auf. Doch Dimitri ließ sich nicht davon beirren auch nicht vom kurzzeitigen Aufblenden der Scheinwerfer. Der vielleicht 19-Jährige Fahranfänger, angestachelt durch seine kaum älteren Mitfahrer wartete auf eine Lücke im Gegenverkehr, scherte schließlich aus, überholte Dimitris Wagen und setzte sich vor ihn. Im Vorbeifahren zeigte ihm der Beifahrer des roten Fiats den Mittelfinger, aber das juckte Dimitri nicht im geringsten. Nun hatte er einen Wagen zwischen sich und dem, den er verfolgte und das war genau das, was er bezweckt hatte. Im Konvoi erreichten die drei Fahrzeuge die Auffahrt einer Brücke. Der rote Fiat hatte sich nun hinter den schwarzen Golf gesetzt und auch Dimitri holte wieder auf. Gemeinsam befuhren sie die Brücke und überquerten einen Fluß: die Mosel. Als sie die Brücke hinter sich gelassen hatten beschrieb die Straße eine weiträumige Kurve nach Osten. Über eine Kreuzung ging es auf die Benderstraße. Der Fiat bedrängte mittlerweile in aggressiver Fahrweise den Golf, hatte aber in dieser schmalen Straße kaum eine Möglichkeit zu überholen. Zumindest traute sich das der Fahrer nicht zu. Allzu lange wurde er auch nicht mehr ausgebremst, denn nach etwa 150 Metern bog der Golf rechts ab. Der Fahrer des Fiats gab jetzt ostentativ Gas und raste in die Dunkelheit davon. Dimitri verlangsamte die Geschwindigkeit und näherte sich fast in Schritttempo der Straße, in die der Golf eingebogen war. Er sah, wie der verfolgte Wagen bereits das untere Ende erreicht hatte und von dort nach links in ein andere Straße einfuhr. Wie er auf dem Display seines Navigationsgerätes erkennen konnte, gab es von der Straße, in die der Golf gerade eingebogen war nicht mehr
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