Operation Cyborg
einrasten ließ. Ein etwa 1 Meter breiter Spalt stand offen. An der Wand neben der Schleuse befand sich ein altmodisch aussehender Kurbelmechanismus, mit dem das Schott geöffnet worden war.
Es quetschte sich durch den Spalt und folgte dem leicht abschüssigen Gang dahinter in das Innere der Anlage.
*
Dimitri erblickte den Mann sofort, wie er aus dem Wald auf die Lichtung trat. Gewandt wie eine Katze huschte Dimitri in der Deckung eines Baumes, ohne auch nur das leiseste Geräusch zu verursachen.
Den Kerl hatte er noch nie gesehen, aber Dimitri wußte intuitiv, daß er etwas mit der ganzen Sache zu tun haben mußte. Eine weitere ihm unbekannte Person machte die ganze Aktion noch unkalkulierbarer. Aber er könnte seine Stellung innerhalb der Truppe erheblich verbessern, wenn er hier nützliche Informationen sammelte. Also schob er alle Bedenken beiseite und lugte vorsichtig hinter der Deckung des Baumes hervor.
Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er den Mann. Er war vor einem auf der Lichtung abgestellten Bauwagen stehen geblieben und betrachtete ihn. Ob das vielleicht Severin war? Schwer vorstellbar so wie der Typ aussah. Der Kerl war recht groß und hatte die ungeschlachte Figur eines Schlägers. Seine Kleidung war so heruntergekommen und in Mitleidenschaft gezogen, daß Dimitri für einen Moment glaubte, es könne sich um einen Obdachlosen handeln. Doch der Typ bewegte sich kontrolliert und zielstrebig, wie ein Raubtier auf der Pirsch. Der Kerl könnte gefährlich werden, dachte Dimitri. Bisher glaubte er, es nur mit einem pickeligen Hacker und seiner weiblichen Begleitung zu tun zu haben, aber jetzt... Vielleicht war der Kerl dort auf der Lichtung eine Art Leibwächter von Severin? Und möglicherweise war er Nikolaj zum Verhängnis geworden. Das würde einiges erklären. Dimitri kniff grimmig die Lippen zusammen. Nun, er war ja jetzt gewarnt. Und er glaubte sich im Vorteil. Immerhin war er derjenige, der im Schutz der Deckung hockte und beobachtete.
Nachdem der Mann für wenige Augenblicke den Bauwagen taxiert hatte, ging er weiter und verschwand aus Dimitris Sichtfeld. Dimitri schlich vorsichtig weiter vor und sah gerade noch, wie der Mann durch eine Tür trat, die in der Felswand zu seiner linken eingelassen war. Verwundert starrte Dimitri auf die schwere Stahltür, die sich langsam wieder schloß. Was war das hier? Der Eingang in einen geheimen Unterschlupf? Mitten im Wald?
Ein dumpfen Klacken ertönte, dann war die Tür wieder geschlossen. Dimitri wartete noch einige Sekunden ab, aber als sich nichts rührte, trat er auf die Lichtung. Er war sich sicher, daß die Zielperson dort irgendwo mitten im Berg war. Ein letztes Mal sah er auf seinen Tracker, dann steckte er ihn in die Hosentasche. Den brauchte er jetzt nicht mehr.
Er lief zur Tür hinüber. Dabei warf er einen kurzen Blick auf den Bauwagen. Es sah aus, als wäre er erst vor kurzer Zeit hier abgestellt worden. Spuren am Boden, auf dem Waldweg und an der Vegetation ließen diesen Schluß zu. Man hatte möglicherweise begonnen, Material hierher zu schaffen um Arbeiten vorzubereiten, die in den nächsten Tagen starten sollten.
Dann fiel sein Blick auf die Tür. Sie war etwa zwei Meter hoch und ebenso breit. Der Stahl war verwittert und teilweise mit Moos bedeckt, dennoch war sie in gutem Zustand. Die Scharniere waren mit frischem Schmierfett geschützt und die stählerne, einbetonierte Zarge wirkte intakt. Ein großer, schwerer Stahlgriff befand sich neben einem Schlüsselloch, das durch eine kleine Klappe vor Umwelteinflüssen geschützt war.
Dimitri leckte sich unsicher über die trockenen Lippen, während er die Stahltür anstarrte. Sollte er hier Severins Unterschlupf entdeckt haben, dann hatte er einen echten Coup gelandet. In so einem Versteck hätten sie ihn niemals aufspüren können. Er war sich der Gefahr bewußt, in die er sich begab, wenn er jetzt dem Mann folgen würde anstatt auf seine Leute zu warten. Andererseits könnte er dann nicht den ganzen Ruhm für sich beanspruchen. Vielleicht konnte er neben Mikosch der zweite Mann in der Organisation werden, wenn er sich hier bewährte. Und so fällte Dimitri eine folgenschwere Entscheidung. Er folgte dem Mann.
*
Es blieb kurz stehen und sah sich um. Die Tunnelwände waren an beiden Seiten mit dicken Rohren, Kabel-und Leitungsschächten überdeckt und beengten den Gang auf gerade mal zwei Meter Breite. Alle fünf Meter war eine schwach brennende Lampe an der Decke angebracht, die
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