Operation Cyborg
viele Möglichkeiten, wieder herunterzufahren. Hinter ihm hupte jemand, aber Dimitri beachtete es nicht. Er fuhr in die kleine Straße ein und ließ den Wagen langsam bis zum unteren Ende rollen und bremste dort ganz ab. Er wartete 5 Sekunden, dann bog er ebenfalls links ein. Vom Golf war nichts mehr zu sehen also gab Dimitri wieder Gas. Nach etwa 300 Metern erreichte er eine Abzweigung, die auf den Schartwiesenweg führte. Dimitri war sicher, daß der Golf hier abgefahren war, also tat er das gleiche. Und richtig, am Ende der Straße sah er für einen kurzen Moment die Rücklichter des Golfs wieder. Der Fahrer kurvte soeben nach links auf einen kleinen Weg. Wie Dimitri auf seinem Navigationsgerät sehen konnte, handelte es sich um eine Sackgasse. Von hier würde ihm der Golf nicht mehr entkommen. Er löschte die Lichter an seinem Wagen und fuhr langsam bis an das Ende des Schartwiesenwegs. Statt aber dem Golf auch um die letzte Kurve zu folgen, stoppte er den Wagen und versuchte, im Dunkeln etwas zu erspähen. Er sah wie der Golf etwa 150 Meter von ihm entfernt geparkt wurde also schaltete er auch den Motor ab und wartete. Jemand stieg aus, öffnete den Kofferraum, entnahm zwei große Taschen und lief dann mit ihnen weiter in westliche Richtung auf einen eingezäunten, exponierten Platz zu. Dimitri erkannte an einigen dort geparkten Fahrzeugen, daß es sich wohl um einen Campingplatz handeln mußte. Für einen kurzen Moment fiel der Schein einer Straßenlaterne auf den Fahrer des Golfs und Dimitri sah, daß es sich um eine Frau handelte. Dann verschluckte die Dunkelheit die Gestalt. Er konnte es nicht beschwören, aber ihm war, als habe es sich um die gleiche junge Frau gehandelt, die auf dem Film der Überwachungskamera der Frankfurter Sparkasse zu sehen war. Jenes Mädchen, dem Nikolaj gefolgt war, bevor er verschwand!
Dimitri war wie elektrisiert. Natürlich könnte es sein, daß er sich täuschte und einer völlig unbeteiligten Person gefolgt war. Aber der Ort, an dem er nun parkte, war so gut wie jeder andere, also entschloß er sich, genau hier auf den Anruf von Mikosch zu warten. Möglicherweise hatte er sich gerade einen fetten Bonus verdient – wenn er tatsächlich über eine Spur zu Severin gestolpert war. Er wußte nicht, warum seine Bosse den Kerl jagten, aber es war ihm auch herzlich egal, solange der Lohn stimmte. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und starrte in Richtung des abgestellten Golfs. In dieser Stellung verharrte er fast drei Stunden, ohne daß noch etwas geschah. Dann klingelte endlich sein Handy. Es war Mikosch.
»Ja? Ja, ich bin in Koblenz«, bestätigte er.
»Und ob«, ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Mir ist hier etwas seltsames untergekommen Boß. Ein schwarzer Golf mit Frankfurter Kennzeichen. Eine Frau saß am Steuer. Könnte dieselbe sein, die wir auf dem Überwachungsvideo gesehen haben.«
»Ja habe ich«, sprach er in den Hörer, dann gab er das Kennzeichen von Toms Golf durch. »Okay, mache ich. Kein Problem.«
Dimitri legte wieder auf und starrte auf das Display seines Smartphones, während seine Finger ungeduldig auf der Mittelkonsole trommelten. Es dauerte eine ganze Weile, bis endlich die angekündigte e-Mail eintraf. Er öffnete sie und las. Im Laufe der nächsten Stunden gingen noch weitere Anrufe von Mikosch bei ihm ein. Es zeigte sich, daß Dimitri tatsächlich den richtigen Riecher gehabt hatte und er war sich mittlerweile sicher, einen fetten Bonus zu kassieren. Entsprechend gut war nun seine Laune und gewissenhaft machte er sich daran, Mikoschs letzte Anweisung umzusetzen. Er stieg aus, griff in die Innentasche seines ausgebeulten Jackets und zog eine kleine Schachtel heraus. Er klappte sie auf und sah hinein, dann nickte er und schloß den Deckel wieder. Nun schlich er im Schutze der Dunkelheit zu dem Golf und machte sich dort zu schaffen. Keine zehn Sekunden benötigte er, um die Wagentür ohne jegliche Beschädigung lautlos zu öffnen. Er griff mit der Hand an die Rückenlehne des Sitzes und es schien, als streiche er sanft darüber. Nur wenige Sekunden später schloß er geräuschlos die Tür des Golfs und war bereits wieder auf dem Weg zurück zu seinem Fahrzeug. Er stieg ein und wartete.
*
Gegen halb sieben Uhr morgens legten Sie endlich los. Jazz und Tom verließen das Wohnmobil und gingen zu ihrem Fahrzeug. Sie stiegen ein und fuhren davon. Jazz steuerte den Wagen. Werner Krieger beobachtete aus dem Wohnmobil den schwarzen Golf bis er aus
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