Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
schneller unterwegs, als Richter erwartet hatte. Er legte die Harrier leicht nach Backbord, ging auf Abfangkurs, vergewisserte sich, dass der Gashebel auf Vollgas stand, und schob die Steuersäule sacht nach vorne.
Er entschied sich für die Sidewinder an der Backbordtragfläche und sah sofort auf seinem HUD den unterbrochenen Kreis. Die HY-2 befand sich links von ihm in der Elf-Uhr-Position auf einem mehr oder weniger konstanten Kurs, daher wusste er, dass seine Flugrichtung korrekt war.
Ohne Radar musste er den Abstand des Ziels durch visuelle Schätzung bestimmen, aber er vermutete, dass er sich etwa eine halbe Meile hinter ihm befand. Und er konnte bereits das leise Brummen der Sidewinder hören, als ihr Infrarotsucher die Abgaswolke des Marschflugkörpers aufspürte.
Dann verstärkte sich das Heulen der HY-2, und sie begann zu steigen. Richter hatte erwartet, dass die Lenkwaffe bis zum Aufschlag auf das Ziel im Tiefflug bleiben würde. Der Steigflug signalisierte etwas anderes, und nach wenigen Sekunden glaubte er zu wissen, was die Nordkoreaner beabsichtigten.
»Flash. Alle Rufzeichen, Cobra Zwei. Meine Rakete steigt. Möglich, dass sie Atomsprengköpfe mitführen, die in der Luft detonieren.«
»Viper Zwei, meine tut das Gleiche.«
Richter zog die Steuersäule nach hinten und richtete die Nase der Harrier auf, um der Seersucker zu folgen.
In der Spitze der HY-2 verzeichnete der Radarhöhenmesser eine Höhe von 2000 Metern und schickte ein Signal an den einfachen Computer – es war kaum mehr als ein besserer Zeitzünder -, der den Sprengkopf steuerte. Er aktivierte sofort die Zündvorbereitung. Er sollte die Detonation bei 6000 Metern auslösen, eine Höhe, die die Rakete in elf Sekunden erreichen würde.
Raketenbasis Chiha-ri, Nordkorea
Kaum waren die drei Seersuckers in Richtung ihrer jeweiligen Ziele in Südkorea verschwunden, kamen die Techniker aus den Schutzbunkern heraus und zogen die Raketenanhänger von den Startfeldern. Und weil Pjöngjang darauf gedrungen hatte, dass höchste Eile geboten war, verließ nach weniger als einer Minute die erste der mobilen Scud-Startrampen ihren Bunker und rollte zum Startfeld.
Chiha-ri war für diese Phase der Operation die nächstliegende Wahl gewesen. Die Basis beherbergte nicht nur eine Scud-Brigade, sondern sie war auch das technische Hilfszentrum für sämtliche Scud-Einheiten Nordkoreas. Und, was entscheidend war, sie lag nur 50 Meilen von der EMZ entfernt. So konnten die Nordkoreaner sichergehen, dass ihre Ziele südlich der EMZ kaum rechtzeitig vor dem Angriff gewarnt werden konnten. Wenn die von den Seersuckers mitgeführten Waffen die an sie gestellten Erwartungen angemessen erfüllten, gäbe es wahrscheinlich überhaupt keine Warnung.
Innerhalb von fünf Minuten befanden sich die Scud-Startrampen in Position, und die Techniker führten die letzten vorbereitenden Handgriffe aus. Dabei trugen sie wegen des gefährlichen Inhalts der Gefechtsköpfe vollständige NBCS-Kombinationen und Atemgeräte. Sobald die Waffen bereit waren, würden sie ohne weitere Nachfrage gestartet. Die Befehle aus Pjöngjang waren in diesem Punkt klar und unmissverständlich.
Cobra Zwei, über Südkorea
Das unerwartete Manöver des Marschflugkörpers hatte Richter einiges an Boden gekostet, und er schätzte, dass sein Abstand zu der Rakete auf mindestens eine Meile angewachsen war. Und wenn seine Vermutung zutraf, könnte der Gefechtskopf jeden Moment detonieren.
Das Brummen in seinen Kopfhörern wurde lauter und intensiver, und dann schloss sich der gebrochene Kreis auf dem HUD, während die Sidewinder das Ziel erfasste. Richter wartete nicht länger und feuerte die Waffe ab. Der Feststoffantrieb der Rakete zündete, und sie startete in Richtung HY-2. Nur für alle Fälle schaltete er um auf die Sidewinder an Steuerbord und sorgte dafür, dass auch sie das Ziel anvisierte.
Doch ein Abschuss der zweiten Rakete erübrigte sich. Als die Sidewinder ins hintere Ende des Marschflugkörpers einschlug, detonierte der ringförmige Splittergefechtskopf, der zwanzig Pfund eines hochexplosiven Sprengstoffs enthielt. Die Explosion zerschmetterte den hinteren Abschnitt der HY-2, zerstörte augenblicklich den Raketenmotor, und weniger als eine Zehntelsekunde danach explodierte der restliche Treibstoff in den Tanks in einem riesigen Feuerball.
Die Explosion war nicht heftig genug, um auch den Gefechtskopf zu zerstören, aber das war auch nicht mehr nötig. Sie zertrümmerte
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