Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
ein umfassender Systemcheck durchgeführt werden. Das dauerte keine fünf Minuten. Und in weniger als zehn Minuten, nachdem man sie aus dem Bunker herausgeholt hatte, waren alle drei HY-2 startbereit.
Die Techniker verließen den Startbereich und zogen sich in die Startleitstelle zurück – ein Betonbunker in einigen Hundert Metern Entfernung -, um ein letztes Mal die Funkverbindungen mit den Marschflugkörpern zu testen. Danach gab es nichts mehr zu tun.
Der kommandierende Offizier schaute sich im Bunker um, nickte zufrieden und sagte ein einziges Wort: »Start.«
Auf den Betonfeldern zündeten die Triebwerke nahezu gleichzeitig, und mit einem Brüllen, das den Bunker erzittern ließ, sprangen die drei Raketen in die Luft und nahmen Kurs auf ihre jeweiligen Zielkoordinaten.
MiG-25 Foxbat, Rufzeichen Zero Six, über Nordkorea
»Zero Six, Chunghwa. Alle Raketen wurden abgefeuert. Detonation in etwa sechs Minuten. Bereithalten, um nach Süden auszuweichen.«
»Zero Six.«
Der nordkoreanische Plan war simpel. Jede der drei HY-2 trug einen nuklearen Gefechtskopf, aber die Waffen waren nicht auf strategische Ziele südlich der EMZ gerichtet. Stattdessen war jeder Marschflugkörper darauf programmiert, in niedriger Höhe die Entmilitarisierte Zone zu überfliegen und auf diese Weise einer Abwehrmaßnahme und vielleicht sogar einer Entdeckung durch die Patriot-Batterien zu entgehen. Sobald sie sich über südkoreanischem Territorium befanden, würden die Raketen in möglichst große Höhe aufsteigen, wo die Gefechtsköpfe gleichzeitig detonieren sollten.
Der weite Abstand der Zielpunkte würde bewirken, dass der Elektromagnetische Impuls, den die Explosionen erzeugten, die gesamte Breite der Koreanischen Halbinsel entlang einer Ost-West-Linie, die mitten durch Seoul verlief, abdeckte. Das, so hofften sie, würde jeden Computer, jedes Funk-, Radar- und Kommunikationssystem und alles andere, das mit einem Speicherchip oder einem gedruckten Schaltkreis bestückt war, in der gesamten nördlichen Hälfte Südkoreas zerstören. Aufgrund des Fallouts würde wahrscheinlich auch eine große Anzahl Menschen zu Tode kommen, wie auch durch die Explosionen selbst, je nach Höhe und Sprengkraft der Gefechtsköpfe. Allerdings verschwendete in Pjöngjang niemand einen Gedanken daran.
Aber die Nordkoreaner hatten ein Problem. Genau genommen hatten sie sogar zwei Probleme. Das erste bestand darin, dass Marschflugkörper dafür konstruiert sind, horizontal, in geringer Höhe und ziemlich schnell zu fliegen, was ideal war, um den Patriot-Batterien zu entgehen; doch der optimale Detonationspunkt für eine EMP-Waffe sollte so hoch wie möglich über Grund liegen. Schätzungen besagen, dass ein hochleistungsfähiger Sprengkopf, der in einer Höhe von etwa 250 Meilen mitten über Nordamerika explodiert, jeden elektrischen Schaltkreis der kontinentalen Vereinigten Staaten beschädigen würde. Andererseits betrug die maximale Höhe, die die HY-2 mit ihrem schweren Gefechtskopf laut Berechnung Pjöngjangs erreichen konnte, gerade mal 20 000 Fuß.
Das zweite Problem betraf den Wirkungsgrad. Die Intensität eines EMP wird direkt proportional vom Ausstoß an Gammastrahlung bestimmt, und dies entspricht bei einem Fissionssprengsatz einem Wert von weniger als vier Prozent des Gesamtwirkungsgrades des Gefechtskopfs. Dieser Wert vermindert sich noch durch den Sprengstoff, der eingesetzt wird, um die Detonationssequenz in Gang zu setzen, die bis zu 85 Prozent der direkten Gammastrahlung absorbieren kann. Das ergäbe bei einem Zehn-Kilotonnen-Gefechtskopf – etwa die höchste Sprengkraft, die ihre Waffen laut Berechnungen der Wissenschaftler in Nyongbyon erzeugen würden -, dass die Energie eines EMP deutlich unter einem Prozent des gesamten Wirkungsgrades liegen würde. Doch das, so hofften sie, würde immer noch ausreichen.
Die Foxbats waren eine Art letzte Versicherung. Sie würden sich nördlich der EMZ bereithalten, um jedes Flugzeug abzuschießen, das die Amerikaner oder Südkorea in die Luft brächten. Dann, nachdem die amerikanischen Patriot-Batterien geblendet, ihr Radarsystem durchgebrannt und das CFC zur Untätigkeit verdammt wären, würde die dritte Phase von Pak Je-Sans Plan anlaufen.
Formationen Cobra und Viper, über Südkorea
»Raketenstart! Genau bei zwei Uhr, Entfernung etwa 20 Meilen. Zwei … nein, drei Waffen.« Roger Whittards Stimme klang laut und aufgeregt.
»Mein RAW zeichnet nichts auf«, sagte der
Weitere Kostenlose Bücher