Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
Mark.«
Der kahl werdende Arzt zwinkerte King zu und wischte das Skalpell ab, mit dem er ihm die Brust geöffnet hatte. »Vermeiden Sie einfach während der nächsten Tage jegliche Anstrengung. Wir wollen ja nicht, dass die Wunde wieder aufplatzt.«
King lachte, und Byers, der ihn während der letzten paar Jahre mehr als einmal verarztet hatte, klopfte ihm auf die Schulter: »Ich habe ein paar Extrastiche gemacht. Es sollte halten. Aber sorgen Sie dafür, dass ich Sie nach Ihrer Rückkehr nicht schon wieder zusammenflicken muss, ja?«
»Da sei Gott vor. Sie leisten schauderhafte Arbeit. Ich habe Narben an Stellen, die ich nie einem Menschen zeigen würde.«
Byers lachte schallend, während er das Skalpell in eine alkoholische Lösung legte. »Mit Ihrem Muttermal wäre es erstaunlich, wenn irgendjemand, ob Mann oder Frau, sich überhaupt für Ihre Narben interessiert. Sie haben Glück, dass ich so gut bezahlt werde.«
King lächelte und inspizierte den frisch vernähten Schnitt. »Sie werden gut bezahlt?«
»Besser als Sie.«
King schüttelte den Kopf. »Dabei bin ich der Kugelfang.«
»Und ich muss sie Ihnen ständig aus dem hässlichen Hintern pulen. Was, glauben Sie, ist der härtere Job?«
Das Geplänkel ging weiter, aber Sara blendete es aus. Sie wurde immer ungeduldiger. Sie hatte King eine Frage gestellt, und er ignorierte sie einfach. Man hatte ihr gesagt, das »Schachteam« sei das beste überhaupt – schlauer und härter als alle anderen –, doch allmählich begann sie daran zu zweifeln. Sie wusste, dass der Umgang unter Delta-Soldaten lässiger war als etwa bei den Navy Seals oder den Army Rangers. Sie hatte gehört, dass sie ein entsprechendes Gehalt bezogen, um ihre eigenen Waffen zu kaufen. Sie mussten mit ihrer Umgebung verschmelzen können, normal wirken, in einer Menge nicht auffallen. Aber deshalb mussten sie sich doch nicht gleich so unprofessionell benehmen.
Und King, der Anführer – sie hatte keine Ahnung, welchen Rang er tatsächlich bekleidete, da es bei Delta keine Ränge gab –, wirkte noch salopper als die anderen. Seine Jeans, das Elvis-T-Shirt und das wirre schwarze Haar waren keine Tarnung. Das war er selbst. Ganz echt.
Der enervierendste Aspekt der Mission war für Sara das Flugzeug. Wenn das Ding eine Stealth-Maschine sein sollte, warum war es dann so verdammt laut? Ganz zu schweigen von dem Gestank nach Munition, Öl und menschlichem Schweiß, der ihren Geruchssinn beleidigte und Kopfschmerzen verursachte, denen sie nur mit vier Ibuprofen beikam.
Und das Gerüttel… das ewige Steigen und Fallen … die Konsolen mit den blinkenden Lichtern … die – Sara richtete ihre Gedanken bewusst wieder auf ihren Unmut über King, um nicht in Panik vor einer Reizüberflutung zu geraten. Vor ein paar Jahren hatte man bei ihr eine sogenannte Wahrnehmungsverarbeitungsstörung diagnostiziert, was damals eine Erleichterung war, denn endlich musste sie sich nicht mehr schuldig fühlen, weil siedauernd so pingelig und mimosenhaft reagierte. Doch die Störung ging davon nicht weg. Ihre Sinne waren nicht nur hyperempfindlich, sie waren auch falsch verdrahtet. Sie konnte Töne fühlen. Regen verursachte bei ihr Nesselausschlag. Die Sonne, von Menschen normalerweise schlicht als Wärme empfunden, spürte sie wie tausend Nadelstiche auf der Haut.
Solange sie sich auf vertrautem Terrain befand, hatte sie Strategien entwickelt, um damit zurechtzukommen, selbst bei ihrer Arbeit als Seuchendetektivin im Feldeinsatz. Doch diese Mission mit ihren vielen Unbekannten, neuen Menschen, neuen Erfahrungen und völlig ungewohnten Umgebungen ließ ihre Sinneswahrnehmungen schneller verrückt spielen, als ihr Verstand folgen konnte. Ihre einzige mögliche Abwehr war Ablenkung … und die war schwer zu bekommen, wenn man ignoriert wurde.
In ihrer Frustration hatte Sara gar nicht bemerkt, wie ihre Hände sich verkrampften, ihre Wangen sich röteten und ihre Kiefermuskeln mahlten. King schon. Er sah, dass sie kurz davor stand, die Fassung zu verlieren – und das nur, weil er sie ein paar Sekunden lang nicht beachtet hatte. Sie brauchte eine Beschäftigung. Richtige Arbeit. Er sprang vom Operationstisch, las seine Klamotten von einem Hocker auf und fragte: »Haben Sie etwas gesagt?«
Sara stand kurz vor dem Explodieren, aber als sie Kings Rücken sah, schluckte sie die Worte hinunter, die ihr auf der Zunge gelegen hatten. Die Muskulatur war perfekt durchtrainiert, aber bedeckt von einem großen,
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