Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
bequemes Feldbett, und die Nahrung war genießbar. Eine einzige nackte Glühbirne an der Decke erhellte vier kahle weiße Wände.
Er zuckte zusammen, als plötzlich vor dem Fenster in der Tür, das auf einen schmucklosen Gang hinausging, ein Mann auftauchte. Seine Miene war entspannt, beinahe heiter, und die olivgrüne Uniform mit einem einzelnen Goldstern auf der Schulter verriet seinen hohen Rang. Das war der Mann, der ihm helfen konnte.
Giang erhob sich. Eine Gegensprechanlage neben der Tür meldete sich knisternd. »Ich bin Generalmajor Trung. Fühlen Sie sich jetzt besser?«
Giang starrte den Apparat an. Er hatte noch nie etwas Derartiges gesehen. Die Stimme des Mannes drang mittels des Geräts direkt durch die Wand. Giang kniff die Augen zusammen und inspizierte den Lautsprecher und den einzelnen weißen Knopf. Er versuchte, durch die Plastiklamellen zu spähen. Irgendwo dahinter musste doch ein Loch sein.
Er prallte zurück, als der Lautsprecher wieder ertönte. »Drücken Sie den weißen Knopf, wenn Sie sprechen wollen, dann kann ich Sie hören.«
Giang gehorchte, und nach und nach erzählte er seine Geschichte. Das Dorf. Der plötzliche Tod. Die Angst vor der Seuche. Trung lauschte aufmerksam, nickte hin und wieder, stellte jedoch keine Fragen. Als Giang geendet hatte, schürzte Trung die Lippen. »Die Ärzte konnten bei Ihnen nur eine Grippe feststellen, die im Allgemeinen gut behandelbar ist.«
Ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf Giangs Lippen. Er würde überleben!
»Aber«, Trungs Gesicht wurde sehr ernst, »wir haben gestern Nacht einige Menschen Ihrem Speichel ausgesetzt. Zwei davon fielen heute Morgen tot um. Drei andere fühlen sich gut, wir befürchten jedoch, dass auch sie bald sterben werden, genau wie Sie.«
Giang setzte sich schwer auf das Feldbett, zerrissen von widerstreitenden Gefühlen. Das Militär musste doch helfen können. Sie hatten spezielle Medikamente. Er stand wieder auf und drückte den weißen Knopf. »Aber Sie können doch bestimmt etwas tun!«
»Schon möglich«, meinte Trung. »Haben Sie vielleicht irgendetwas ausgelassen? Ist jemand oder etwas ein paar Tage vor dem Tod des ersten Mannes in Ihr Dorf gekommen? Gab es seltsame Vorfälle? Wenn wir nur die Quelle lokalisieren können …«
Trung verstummte, als er durch die Scheibe sah, wie Giangs Augen plötzlich brachen und der Mann hinter der Tür zusammensackte. Er spähte hinunter auf Giangs Körper. Tot.
Trung verdrehte vor Ärger die Augen.
Er verließ das kleine, nur aus zwei Räumen bestehende Gebäude am äußersten Rand des Stützpunkts. Als er die Tür hinter sich schloss, wandte er sich zu den vier Männern, die ihn erwartet hatten. »Brennt alles nieder.«
Während sie den Bau mit Benzin tränkten, schritt Trung über den Exerzierplatz aus gestampftem Lehm. Hier war eigentlich ein Ausbildungslager der vietnamesischen Volksarmee, doch vor zwei Jahren hatten Trung und seine Elitetruppe der »Freiwilligen des Todes« es übernommen. Diese Einheit war während des Vietnamkriegs gegründet worden, und im Gedenken daran betrachtete sie sich selbstimmer noch als Teil der vietnamesischen Volksbefreiungsarmee, eine Ehrbezeugung für ihre Vorkämpfer.
Diese Männer waren das Beste, was das Land aufzubieten hatte. Sie übten den Dschungelkampf und bereiteten sich auf die in ihren Augen unvermeidliche – abermalige – Invasion durch den Westen vor. Trungs Vater war Vietcong-Soldat gewesen. Seine Erzählungen vom glorreichen Sieg gegen die technisch und zahlenmäßig überlegenen Kräfte Amerikas hatten Trungs Fantasie als Kind beflügelt. Und jetzt war es an ihm, diesen Sieg zu wiederholen, sollte der Feind dumm genug sein zurückzukehren.
Was immer Giang da aus dem Dschungel eingeschleppt hatte, es war etwas völlig Neuartiges. Symptome und Tests hatten auf eine normale Grippe hingedeutet, doch tatsächlich handelte es sich um etwas Unerhörtes, nie Dagewesenes. Wenn Trung seine Feinde diesem Erreger aussetzte, würden sie tot umfallen, bevor sie wussten, wie ihnen geschah. Ganze Armeen oder Städte ließen sich ohne einen einzigen Schuss ausradieren. Es war die perfekte Waffe. Doch sie war nicht einsetzbar. Noch nicht. Erst, wenn er ein Heilmittel besaß.
Zwanzig seiner besten Männer standen bereit und erwarteten seine Befehle. In flüssigen Worten berichtete er ihnen von dem seltsamen Virus, das Giang befallen hatte, und sagte ihnen, was jetzt zu tun war.
Sie drangen in den Dschungel ein und
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