Operation Ocean Emerald
Kreuzfahrtschiffe, und weil auf solchen Schiffen fast ausschließlich wohlhabende Leute fuhren, zogen sie auch Diebe, Schwindler und andere Plagen an. Solche Leute durften jedoch nicht den guten Ruf der Reederei verderben.
Der zweite Grund zur Besorgnis war natürlich der Terrorismus, aber gerade in einer Stadt wie Helsinki kam dasselbst dem vorsichtigen Thomson äußerst abwegig vor. Der nächste Hafen hieß allerdings St. Petersburg. Dort war die Situation eine andere. Es war keinesfalls auszuschließen, dass tschetschenische Terroristen auf die Idee kamen, einen Luxusliner mit reichen Passagieren aus dem Westen zu kapern, um dadurch in den westlichen Medien Beachtung zu finden.
Derzeit deutete allerdings nichts auf irgendwelche Probleme hin. Thomson erhielt laufend von der Londoner Sicherheitsfirma, die für die Reederei arbeitete, sowie von ehemaligen FB I-Kollegen und anderen Kontakten aktuelle Informationen über Risikofaktoren.
Aber auch wenn zurzeit nichts Anlass zu der Vermutung gab, dass al-Qaida oder andere Gruppierungen eine besondere Bedrohung für die Schifffahrt darstellten, so musste mit einem Anschlag auf eines der Hunderte von Kreuzfahrtschiffen dennoch jederzeit gerechnet werden. Diese Schiffe stellten ganz einfach extrem verlockende Objekte dar, weil sie ein hohes Medieninteresse garantierten.
Thomson blickte erneut auf die Monitore. Der Steward mit seinem Wagen befand sich noch immer in Gang 1 unweit der Brücke. Thomson beschloss, den Mann anzusprechen, denn er musste ohnehin gleich zu einer Besprechung mit dem Kapitän.
Er ging noch einmal die Daten der drei in Helsinki an Bord gekommenen Passagiere durch: ein Diplom-Ingenieur im Vorruhestand, der Nokia als seinen ehemaligen Arbeitgeber angegeben hatte, dessen Ehefrau sowie einegewisse Juliette du Pont. Aus den Personenangaben ging nicht hervor, warum diese Geschäftsfrau aus Paris ausgerechnet in Helsinki an Bord ging.
Damit war nicht unbedingt zu rechnen gewesen und diese Abweichung vom Üblichen veranlasste Thomson dazu, sich etwas eingehender mit der Frau zu beschäftigen. Sie hatte eine Kabine der Penthouse-Kategorie auf Deck 8, und zwar die Nummer 8062. Vielleicht hatte die Dame einen finnischen Geliebten.
Sicherheitshalber tippte Thomson auf der Passagierliste ein »X« hinter den Namen der Frau. Ihm stand ein Passagierprofilprogramm zur Verfügung, wie es auch die Fluggesellschaften benutzten, aber das lieferte nur sehr grobe Resultate. Thomson verließ sich lieber auf seinen Instinkt und seine Berufserfahrung.
Er hatte auch bei vielen anderen Passagieren eine Anmerkung gemacht, was jedoch noch lange nichts Negatives bedeutete. Zum Beispiel stand bei David C. Rubinstein, der in einer Suite untergebracht war: VIP. Rubinstein gehörte eine der größten Baufirmen in den USA und normalerweise hatte er immer einen Bodyguard dabei, aber auf dem Schiff war das nicht nötig.
Einen weniger schmeichelhaften Kommentar hatte Thomson bei dem Passagier mit dem Namen Philippe Delacroix eingetragen:
Kunsthändler, u. a. wg. Kontakten zur Mafia unter Verdacht; stahl während des Irakkriegs Kunstwerke aus Bagdad. Keine Vorstrafen. Fuhr im April/ Mai mit der Ocean Jewel von Buenos Aires nach Genua: 21 Tage in der Veranda-Suite , 55 000 Dollar das Ticket.
Delacroix war einer, für den sich Thomson interessierte. Die Ocean Jewel war ein Schwesterschiff der Ocean Emerald und der Kunsthändler schien nicht schlecht über die Runden zu kommen, wenn er nach drei Wochen Kreuzfahrt so bald schon wieder auf einem Luxusliner auftauchte.
Thomson fuhr mit dem Cursor nach oben. Auch diesmal hatte Delacroix eine Veranda-Suite gebucht, die Nummer 7039, und diesmal hatte er 40 000 Dollar für die Reise hingeblättert. Ob der Mann in St. Petersburg etwas vorhatte? Zum Beispiel etwas, das mit dem Schmuggel von Kunstwerken zu tun haben könnte? Auch Drogenschmuggler mochten Kreuzfahrtschiffe, denn deren Abfahrts- und Ankunftszeiten standen Monate, manchmal bis zu zwei Jahre im Voraus fest. Ähnliches galt für die Anlegepiers in den jeweiligen Häfen, ganz anders als bei Frachtschiffen.
Thomson beschloss, an seine ehemaligen Kollegen beim FBI eine Anfrage zu Delacroix zu schicken. Davon hatten in solchen Fällen beide Seite etwas. Die Behörden waren dankbar für Hinweise von draußen und Thomson blieb über die Hintergründe seiner Risikopassagiere auf dem Laufenden.
Er beschloss, auch mit dem Kapitän über das Thema zu
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