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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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ausgesetzt. Niko hatte das gelesen und Aaro sofort nach dessen Ankunft in Porvoo davon berichtet.
    Nur widerwillig hatten Aaros Eltern ihn zu Niko ins Auto gelassen, obwohl Niko schon ein halbes Jahr den Führerschein hatte. Die wirksamste Methode, etwas erlaubt zu bekommen, war der Hinweis darauf, wie wenig Freunde er hatte, und sie funktionierte auch diesmal. Aaro hatte gesagt, sie würden nur ein bisschen »herumfahren«,denn für eine Tour bis nach Hamina wäre garantiert keine Genehmigung herausgesprungen.
    Als Aaro dann den im Gebüsch gefundenen Koffer aufgemacht hatte, war er einen Moment lang sicher gewesen, die Patenturkunden vor sich zu haben. Darum waren der Pass und der Schiffsausweis aus Plastik so eine bittere Enttäuschung gewesen.
    Aaro ließ sich auf den Beifahrersitz des Corsa fallen. »Ocean Emerald   … Klingt nach einem Kreuzfahrtschiff. Wenn so eins in Helsinki im Hafen liegt, werden die Passagiere per Bus nach Porvoo und zu anderen Sehenswürdigkeiten gebracht. Wahrscheinlich hat der Bus hier kurz angehalten.«
    »Warum sollten sie bis hierher gefahren sein?«, wunderte sich Niko. »Dann wären sie ja an Porvoo vorbeigefahren.«
    »Bestimmt haben sie einen Abstecher auf die russische Seite gemacht. Vielleicht waren sie sogar in St. Petersburg. Auf dem Schiffsausweis hier steht doch St. Petersburg.«
    »Und wie soll der Koffer vom Bus ins Gebüsch gekommen sein?«
    »Vielleicht hat ein Kreuzfahrtpassagier den berühmten finnischen Wald kennenlernen wollen   … Sollen wir das zur Polizei bringen?«
    Niko warf einen Blick auf den Kadett, der zwanzig Meter weiter parkte und an den gerade ein Mercedes-Lieferwagen heranfuhr, ebenfalls mit russischem Nummernschild.
    »Kürzlich habe ich auf Kanal Plus einen Film gesehen, wo ein Typ einem ganz normalen Touristen den Pass geklaut und für 10   000   Dollar an die Mafia verkauft hat«, sagte Niko leise und beobachtete dabei, wie ein Russe in Lederjacke drei Stangen Zigaretten aus dem Kombi nahm und zu dem Lieferwagen brachte.
    »Die Mafia braucht ständig neue Papiere«, fuhr Niko fort. »Für einen E U-Pass würden wir mehr kriegen, als wir von der Versicherung als Finderlohn bekämen.«
    Aaro ärgerte sich. Niko schien teilweise tatsächlich in der Welt zu leben, die er in seinen Filmen sah. Konnte er allmählich nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden? Wie konnten solche Hirngespinste nur so komplett den Kopf eines Kerls ausfüllen, der immerhin die Fachhochschule besuchte?
    »Filme sind Filme«, schnaubte Aaro, dachte aber trotzdem über Nikos Bemerkung nach. »Wo sollten wir überhaupt einen Käufer finden?«
    »Guck dich doch mal um, mein Junge.«
    Aaro warf einen Blick auf die Männer in den Lederjacken. »Was sollen russische Zigarettenschmuggler mit dem Pass einer Französin anfangen?«, flüsterte er.
    »Gar nichts. Jedenfalls nicht unbedingt. Aber sie kennen eventuell Leute, die etwas damit anfangen können. Und bereit wären, dafür eine Menge zu bezahlen.«
    »Aber ist es nicht illegal, einen Pass zu verkaufen?«
    »Okay. Bring ihn zur Polizei, dann bekommst du keinen Cent. Nicht mal einen Finderlohn von der Frau, der er gehört.«
    Aaro fand es schade, seinen Vater nicht um Rat fragen zu können. Der hätte ihm natürlich befohlen, die Finger davon zu lassen, und erst recht, sich von den russischen Zigarettenschmugglern fernzuhalten. Einige Jahre vor seinem Job in Brüssel war Aaros Vater nämlich als Sonderexperte der finnischen Sicherheitspolizei und Zentralkripo in St. Petersburg gewesen und hatte dort alles Mögliche zu Gesicht bekommen.
    Langsam schüttelte Aaro den Kopf. »Weißt du, was ich tun werde? Ich werde die Besitzerin des Koffers ausfindig machen und ihr die Papiere überbringen. Das Schiff liegt vielleicht noch in Helsinki. Und Juliette du Pont darf mir dann einen anständigen Finderlohn zahlen.«
    »Das klappt bestimmt nicht.«
    »Wetten wir?«
    »Du würdest sogar Wetten darüber abschließen, wann der Laden deiner Oma Pleite macht. Ich bin vielleicht süchtig nach Filmen, aber du bist ein süchtiger Glücksspieler. Und rate mal, was schlimmer ist.«
    »Du redest genauso fachmännisch wie mein Vater. Wetten mit Einsatz ist kein Glücksspiel. Roulette ist eins, und Lotto. Wenn man Geld in Wetten investiert, dann ist das   …«
    »Dir fallen so viele Ausreden fürs Wetten ein wie meiner Mutter für ihre Sauferei. Du bist spielsüchtig, und damit basta.«
    Aaro spürte, wie er rot wurde, was in

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