Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
Vom Netzwerk:
zählte an den Fingern ab. »Zu-nächst einmal zum Thema Erstschlag. Ich glaube nicht
    – und meiner Meinung nach glaubt es die CIA auch nicht –, dass diese Gefahr besteht, trotz dieses Hinweises auf geheime Angriffspläne. Eine Bombe, egal welchen Typs, muss zu ihrem Ziel gebracht werden.
    Die Verteidigung des Westens beruht aber auf Früh-warnsystemen, die nicht nur den Einsatz eines Waf-fenträgers, sondern bereits die dazu erforderlichen Vorbereitungen erkennen können. Wir wüssten sofort Bescheid, wenn ungewöhnlich viele, mit Atomraketen bestückte U-Boote im Einsatz wären, wenn die Stützpunkte des strategischen Bomberkommandos und die Raketenbasen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt oder sonstige Maßnahmen ergriffen würden, die auf einen Erstschlag hindeuten. Falls die Russen also irgendeine Hinterlist planen, müssen sie sich etwas anderes einfallen lassen. Zweitens, die Bombe. Eine Bombe ist ein Sprengkörper. Er explodiert und richtet Schaden an. Alles Weitere hängt vom Wirkungsgrad ab. Die seismografischen Aufzeichnungen – sowohl unsere als auch die der CIA – deuten auf eine Waffe mit ungewöhnlichen Eigenschaften hin, die aber etwa die gleiche Sprengkraft besitzt wie eine mittelschwere herkömmliche Atombombe – um die sieben Megatonnen. Deshalb vermag ich nicht recht einzusehen, welchen Vorteil man sich davon verspricht.«
    Richter hob die Hand. Simpson warf ihm einen kurzen Blick zu, dann nickte er. »Mir ist gerade etwas 338

    eingefallen«, sagte Richter. »Mein Informant von der CIA hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Strahlungsdetektoren des Blackbird nichts Verwertba-res hergaben. Die Waffe, die die Russen getestet haben, löste offenbar nicht den bei einer herkömmlichen Atombombe üblichen Fallout aus.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Simpson nickte und fuhr fort. »Seltsam, aber weder Roger Abrahams noch John Westwood haben das zur Sprache gebracht. Und die müssten doch eigentlich darüber Bescheid wissen, nicht wahr?«
    »Wenn es mein Informant weiß«, erwiderte Richter,
    »wissen die es auch, hundertprozentig. Ich kenne John Westwood«, fügte er hinzu. »Er ist blitzgescheit, ein sehr fähiger Mann. Wenn er Ihnen nichts davon er-zählt hat, sollten Sie es nicht erfahren.«
    Der Direktor der Abteilung Aufklärung rutschte unruhig hin und her, ehe er sich zu Wort meldete.
    »Diese Hinweise, soweit sie denn stichhaltig sind, könnten auf eine völlig neue Vorgehensweise von Seiten der Russen hindeuten.« Er sprach immer so, als hielte er eine Vorlesung vor Studenten. »›Das Gleichgewicht des Schreckens‹ oder ›MAD‹, wie man es auch nannte – ›Mutual Assured Destruction‹, die ›ga-rantierte gegenseitige Vernichtung‹ –, beruhte auf der Vorgabe, dass auf jeden Angriff ein entsprechender Gegenschlag erfolgen würde und kein Land den nuklearen Winter überstehen könnte, der durch den Einsatz von Kernwaffen ausgelöst werden würde. Der nukleare Winter wiederum würde natürlich in erster 339

    Linie durch die strahlenden Partikel der Waffe verursacht. Wenn die Waffe keine Radioaktivität freisetzt, kommt es gewissermaßen auch zu keinem nuklearen Winter.«
    Simpson nickte. »Wohl wahr, aber Sie übersehen etwas Wesentliches. Nehmen wir mal an, die Russen haben eine Waffe entwickelt, die kaum Strahlung freisetzt, aber die gleiche Sprengkraft besitzt wie eine herkömmliche Atombombe – eine Art strategische Neutronenbombe sozusagen. Wenn sie ihre Streitkräf-te damit ausstatten, könnte das den Westen zu einem Präventivschlag provozieren. Was letztlich darauf hinausliefe, dass wir Russland nach Belieben bombar-dieren und wahrscheinlich für Jahrhunderte unbewohnbar machen würden, während die Russen lediglich mit ihren alten, schweren Waffen zurückschlagen könnten. Mit anderen Worten: Wenn Richters Informant Recht hat, wären die Entwicklung wie auch der Einsatz einer derartigen Waffe für die Russen eher von Nachteil.« Simpson hielt inne und trommelte einen Moment lang mit den Fingern auf der Tischplatte.
    »Wir übersehen irgendetwas, und ich muss zugeben, dass auch ich nicht weiß, worum es sich handelt.«
    Er wurde mitten in seinen Ausführungen unterbrochen, als jemand zweimal kurz an der Tür klopfte.
    Simpson nickte, als seine Assistentin eintrat, worauf sie sich wieder zurückzog und zwei Frauen vom Kan-tinenpersonal hereinschickte, die einen Servierwagen vor sich herschoben. Als sich jeder eine Tasse mit lauwarmem Tee oder Kaffee

Weitere Kostenlose Bücher