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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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vorhatte. Es sollte wie ein misslungener Überfall aussehen. Keine Stichwun-den, keine Kugeln, nur ein paar gut platzierte Schläge mit dem Rohr, und innerhalb von zwei Minuten wäre er tot, die Brieftasche verschwunden, und die Polizei hätte noch weniger Anhaltspunkte als üblich. Er musste den Mann nahe an sich herankommen lassen, so nahe, dass er ihn ausschalten konnte, ohne dass der andere seine Schrotflinte abfeuern konnte. Gleichzeitig musste er so weit wie möglich von der Flinte weg.
    Der Vorteil dieser Waffe war zugleich auch ihr Nachteil – aus drei Metern Entfernung kann man mit einer Schrotflinte jeden Gegner über den Haufen schießen, aber genau zielen kann man damit nicht.
    Der Mann mit dem Eisenrohr zog sein Sakko aus und ließ es zu Boden fallen, dann kam er langsam auf Richter zu. Als er sich näherte, warf ihm Richter einen ängst-lichen Blick zu und wich zwei Schritte zurück, sodass er sich unauffällig von der Schrotflinte entfernte.
    Der Schläger lächelte erneut, hob das Rohr, holte zu einem heftigen Hieb aus und ließ das Eisen pfeifend durch die Luft zischen. Aber er wollte Richter noch nicht treffen, sondern ihn nur noch mehr einschüchtern. Richter blickte über die Schulter des Mannes zu dem zweiten Schläger, der immer noch lächelte und 350

    die zu Boden gerichtete Flinte locker in der Hand hielt. Er schätzte, dass er etwa fünf, sechs Meter entfernt war. Weit genug, dachte er.

Richter blieb stehen. Wieder holte der Schläger mit dem Rohr aus, aber diesmal zuckte Richter nicht zu-rück. Der Mann wirkte einen Moment lang leicht verdutzt, dann hob er das Rohr zum tödlichen Hieb. Richter stand da, schaute ihn ruhig an und ließ die Arme hängen, hatte die Hände geöffnet und den linken Fuß etwas vorgeschoben. Ein Kampfsportler hätte sofort erkannt, dass er die Hidari-Hanmi -Position eingenommen hatte, beim Aikido eine der zur Vorbereitung die-nenden Kamae oder Stellungen, aber der Mann aus Essex hielt Aikido vermutlich für ein Gericht, das man beim chinesischen Schnellimbiss bestellen konnte.
    Aikido ist vermutlich die ungewöhnlichste aller asiatischen Kampfsportarten, da sie grundsätzlich zur Verteidigung dient und sich vor allem die Kraft des Gegners zunutze macht und gegen ihn einsetzt. Einen Aikido-Meister anzugreifen ist etwa so, als wollte man auf Rauch einschlagen – vergeblich und aussichtslos.
    Richter war zwar kein Meister, aber er hatte gewisse Grundkenntnisse.
    Der Mann grunzte, trat einen Schritt vor und hieb mit dem Rohr von schräg oben zu – ein gewaltiger Schlag, der Richter das Genick gebrochen hätte, wenn er ihn getroffen hätte. Aber er traf ihn nicht, da Richter sich im gleichen Moment bewegte wie der Mann aus Essex. Und er überraschte den Mann, weil er auf ihn zukam, statt zurückzuweichen.
    351

    Richter unterlief den Hieb, drehte sich nach links und drückte seinen Rücken an die Brust des Schlä-
    gers. Er streckte die rechte Hand aus und spreizte die Finger, bis er den zuschlagenden rechten Arm des Angreifers berührte. Richter griff nach unten, bis er das Handgelenk zu fassen bekam, und umschlang es mit den Fingern. Er zog den Arm des Mannes nach unten und beugte sich gleichzeitig vornüber. Der Mann wurde von seinem eigenen Schwung mitgeris-sen, während ihn Richter am Handgelenk weiterzerr-te. Er flog über Richter hinweg und knallte rücklings zu Boden, sodass ihm die Luft aus der Lunge entwich und das Eisenrohr davonrollte.
    Richter blieb in Bewegung. Er hielt immer noch das Handgelenk des Mannes umklammert, setzte seinen rechten Fuß an dessen Achselhöhle, zog und kugelte ihm den Arm aus. Richter blickte auf. Der zweite Mann hatte das Geschehen mit dumpfer, ungläubiger Miene verfolgt. Doch als er seinen Kollegen reglos am Boden liegen sah, griff er in den Kampf ein. Er richtete die Flinte auf Richter und drückte ab, doch sein Opfer war bereits zur Seite gehechtet.
    Donnernd ging die Schrotflinte los. Kugeln zischten durch die Blätter, und Richter spürte, wie ein paar seine Jacke streiften, als er am Boden landete, aber soweit er feststellen konnte, hatte ihn keine verletzt.
    Allerdings wusste er, dass die Schrotflinte einen zweiten Lauf hatte und dass er schleunigst etwas unternehmen musste.
    Richter rollte sich einmal ab und ging dann in die 352

    Hocke. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung zog er den Smith & Wesson aus dem Schulterholster und legte ihn an. Der Rückschlag der schweren Schrotflinte hatte den Arm des Mannes

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