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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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entschied sich dann für den linken Flur. Rechts wäre er schneller zum Ziel gelangt, aber nachdem er an rund zwanzig Türen vergeblich nach einem Schild mit der Aufschrift »Professor Hillsworth« gesucht hatte, fand er schließlich die richtige.
    Richter klopfte, hörte einen leisen Ruf und trat ein.
    Richter wusste nicht genau, was er erwartet hatte, aber weder das Zimmer noch der Mann entsprachen seinen Vorstellungen. Der Raum wirkte ganz und gar nicht wie ein Labor. Richter sah nirgendwo Reagenz-gläser, Retorten oder einen Bunsenbrenner, nicht einmal einen Rechenschieber oder Taschenrechner. Dann wurde Richter klar, dass dies nicht weiter verwunder-lich war. In der theoretischen Physik, der Kernphysik zumal, konnte man mit solchen Geräten nicht viel anfangen. Und eine Kettenreaktion im Labor ist nicht unbedingt zu empfehlen.
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    Es war ein langer, rechteckiger Raum, an dessen einer Wand sich ein Fenster ans andere reihte, sodass das ganze Labor hell und licht wirkte. Unter den Fenstern war ein Anbautisch an der Wand verschraubt, der mit allerlei Büchern, Papieren und Schreibzeug übersät war, dazu kam ein kleiner Fotokopierer. Dahinter befand sich eine kleine Spüle, neben der ein Elektrokochtopf, Tassen, ein Glas Pulverkaffee, eine Zuckertüte, eine Packung Milch und ein Karton mit Tee-beuteln standen.
    Die Stühle an dem langen Tisch wirkten ausgesprochen unbequem, ganz im Gegensatz zu den Armses-seln, die das übrige Mobiliar darstellten. Im hinteren Bereich, der durch einen Raumteiler abgetrennt war, sah Richter drei Computer-Keyboards und die dazugehörigen Monitore sowie eine High-Tech-Tafel und eine herkömmliche Schiefertafel. An den Wänden hingen drei gerahmte Fotos – auf den ersten beiden waren zwei ältere Männer zu sehen, zweifellos berühmte Wissenschaftler, auf dem dritten die typische Pilzwolke, die bei einer Atomexplosion entsteht.
    Der Professor saß in einem der Armsessel, hatte ei-ne Teetasse in der Hand und las im Penthouse . Er stand auf, als Richter eintrat.
    »Professor Hillsworth?«
    »Der bin ich. Sie müssen Mr. Richter sein, vom Verteidigungsministerium.« Hillsworth war ein kleiner, molliger Mann mit pechschwarzen Haaren, die rechts gescheitelt waren, und auffälligen Lachfalten. Er wirkte eher wie ein Komiker in einem Arbeiterclub, nicht 360

    aber wie ein Professor für Kernphysik. Er trug ein legeres Tweedsakko und eine graue Hose, dazu ein hellblaues Hemd mit dunkelblauen Streifen und eine dunkelblaue Krawatte mit einem Bildmotiv – allem Anschein nach ein kleines, aber deutlich erkennbares Schwein mit Flügeln. Er winkte Richter zu einem Sessel. »Das Wichtigste zuerst. Wie mögen Sie Ihren Tee?«
    »Kaffee, wenn möglich. Mit Milch, ohne Zucker«, antwortete Richter, worauf Hillsworth eine Zeit lang mit dem Kochtopf, den Tassen und einer Packung Kekse hantierte.
    »Nun«, sagte er, nachdem Richter einen Schluck getrunken und den Kaffee gelobt hatte. »Was wollen Sie von mir hören?«
    »Was hat man Ihnen am Telefon erklärt, Professor?«
    »Nur, dass heute Nachmittag ein Mr. Richter vom Verteidigungsministerium vorbeikommt und man mir sehr verbunden wäre, wenn ich zur Verfügung stün-de. Ich war einverstanden.«
    »Schön«, sagte Richter und setzte zu einem ziemlich hochtrabenden Sermon an, dessen Wortlaut ihm Simpson in dem rosa Ordner vorgegeben hatte, der in seiner Aktentasche steckte. »Wenn ich darf, möchte ich Ihnen zunächst kurz umreißen, worum es geht.
    Das Verteidigungsministerium ist mit einer ganzen Reihe von Aufgaben befasst, die nicht in unmittelba-rem Zusammenhang mit der Landesverteidigung stehen. Unlängst haben wir Informationen erhalten, die darauf hindeuten, dass es auf dem Gebiet der Kern-forschung zu gewissen Entwicklungen gekommen ist, 361

    die sich nachhaltig auf unsere Verteidigungsfähigkeit auswirken könnten. Ich werde auf dieses Thema spä-
    ter zurückkommen, wenn ich darf. Zunächst aber wä-
    re ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir in aller Kürze ein paar Grundkenntnisse über die Funktionsweise einer Atomwaffe vermitteln könnten.«
    »Selbstverständlich, Mr. Richter. Könnten Sie mir vorher vielleicht Ihren Ausweis zeigen? Nur für den Fall, dass ich Bereiche anschneiden muss, die der Geheimhaltung unterliegen.«
    Ein Punkt für den Professor. Richter zückte seine Brieftasche und holte eine Karte heraus, die er Hillsworth reichte. Dieser musterte sie genau, überprüfte das Foto und gab sie zurück. »Wie ist es um Ihre

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