Operation Overkill
deren Begleitpersonal sich auf seine diplomatische Immunität beruft, so lange wie möglich aufhalten soll, ohne dass es allzu sehr auffällt.«
»Danke«, sagte Richter und nickte beifällig.
»Bislang haben wir nichts gehört, deshalb können wir davon ausgehen, dass der Konvoi noch in Deutschland ist. Welchen Zeitrahmen hat Ihnen Orlow genannt?«
Richter zog wieder seine Akte zurate. »Er sagte, die für London bestimmte Waffe sollte übermorgen in Stellung gebracht werden.«
»Gut, und die Einreise erfolgt über Straßburg. Ich glaube, die Baustellen bei Straßburg werden den Konvoi etwas aufhalten. Meiner Meinung nach wird er frühestens morgen Nachmittag in Reims sein.«
»Sind denn bei Straßburg Baustellen?«, fragte Westwood.
»Ja, in spätestens einer Stunde«, erwiderte Lacomte und erteilte dem zweiten DST-Mann ein paar kurze Anweisungen. Als dieser aufbrach, kehrte sein Kollege mit einem Stapel Landkarten von Nordfrankreich zurück, die er auf dem Konferenztisch ausbreitete.
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»Und ab Straßburg?«, fragte Lacomte. »Wie geht es von dort aus weiter?«
»Orlow war der Meinung, dass der Konvoi so weit wie möglich auf der Autobahn bleibt. Folglich wird er von Straßburg aus vermutlich über Metz oder Châlons-sur-Marne nach Reims fahren. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er dann die A26 nach St. Quentin nehmen und an Cambrai vorbei zum Kanal vorstoßen.
Die Überfahrt dürfte von Calais oder Boulogne aus erfolgen, und wahrscheinlich haben sie vor, morgen Nacht überzusetzen.«
Lacomte hatte die möglichen Strecken auf der Karte verfolgt. Als Richter verstummte, strich er den mittleren Abschnitt glatt und musterte ihn eingehend. »Und wo wollen wir sie aufhalten?«, fragte er.
»Ehrlich gesagt«, erwiderte Richter, »bin ich noch nicht so weit gekommen. Ich dachte, wir täuschen vielleicht eine Umleitung von der Autobahn vor und schnappen uns den Laster irgendwo auf einer ruhigen Landstraße. Möglicherweise könnten sich die Männer vom Eingreiftrupp als französische Lastwagenräuber ausgeben.«
Lacomte schaute ihn an. »Ich will nicht so tun, als gäbe es bei uns keine Banden, die sich auf Lastwagen-diebstahl spezialisiert haben, aber meiner Meinung nach müsste es sich um eine sehr mutige, um nicht zu sagen dumme Bande handeln, wenn sie einen mit CD-Schildern versehenen Lastwagen überfällt, der von zwei oder drei Personenwagen voller bewaffneter Kuriere begleitet wird. Nein, ich glaube, wir sollten eine 563
kleine List anwenden.« Er dachte einen Moment lang nach. »Der Vorschlag mit der Umleitung gefällt mir«, sagte er. »Aber wir sollten umgekehrt vorgehen.«
»Umgekehrt?«, fragte Richter.
»Wir lassen den Konvoi auf der Autobahn weiterfahren und leiten stattdessen alle anderen Fahrzeuge um.«
»Sehr raffiniert«, sagte Tony Herron.
»Das ist großartig«, sagte Richter. »Damit haben wir jede Menge Platz, ohne dass es irgendwelche Zeugen gibt. Können Sie das arrangieren?«
»Natürlich«, erwiderte Lacomte. »Wir haben das schon öfter gemacht.« Er nahm ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand und zeichnete eine Skizze. »Zu-nächst«, sagte er, »suchen wir einen Streckenabschnitt aus, an dem es keine Raststätten gibt, und räumen sämtliche Parkplätze in beiden Fahrtrichtungen. Dann warten wir, bis der Konvoi hier vorbeifährt«, sagte er und zeichnete nördlich des Streckenabschnitts, den er skizziert hatte, einen Parkplatz ein. »Dort werden wir eines unserer Fahrzeuge mit einem Funker postieren.
Sobald er uns den Standort des Konvois durchgibt, machen wir uns bereit zum Zugriff.« Er deutete auf ein Autobahnkreuz, das er eingezeichnet hatte. »Sobald der Konvoi diesen Knotenpunkt passiert, riegeln wir die Zufahrten ab, stellen auf der Autobahn Absperrungen auf und leiten den nachfolgenden Verkehr auf die Route Nationale um. Der Konvoi dürfte relativ langsam fahren, daher sollte binnen kurzer Zeit kein anderes Fahrzeug vor oder hinter ihm in Richtung 564
Norden unterwegs sein. Falls irgendwelche Fahrzeuge hinter ihm herzockeln, werden sie von der Gendarmerie angehalten.«
Lacomte fand sichtlich Gefallen an seiner Arbeit.
»Sobald wir die Autobahn in Richtung Norden gesperrt haben, riegeln wir den entsprechenden Streckenabschnitt in Richtung Süden ab, damit es garantiert keine Zeugen gibt. Dazu sperren wir die beiden nördlich von dieser Stelle gelegenen Auffahrten. Sobald der übrige Verkehr umgeleitet ist, halten Ihre SAS-Männer und unsere Einsatzgruppe
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