Operation Overkill
gar nichts«, erwiderte Muldoon. »Der Vogel sitzt in einem Hangar in Schottland fest. Wir kommen nicht an ihn ran, und mit der Besatzung können wir nur über einen öffentlichen Telefonanschluss sprechen, der mit Sicherheit abgehört wird.«
Hicks drückte seine Zigarre im Aschenbecher aus, dann blickte er auf. »Wann ist der Blackbird gelandet?«
»Gestern Morgen«, erwiderte Muldoon.
»Okay, Richard. Was haben Sie seither unternommen, um die Maschine zurückzubekommen?«
Muldoon errötete leicht. »Sobald wir erfuhren, dass es Schwierigkeiten gibt, haben wir über die USAFE
versucht, die Briten dazu zu überreden, dass sie ein-lenken und die Maschine freigeben. Aber wir sind nicht weitergekommen.«
»Und was erwarten Sie von mir?«, fragte Hicks.
»Sie sind zurzeit der Chef hier«, sagte Muldoon.
»Unserer Einschätzung nach müssen wir gehörigen diplomatischen Druck ausüben, damit der Vogel freigegeben wird, ohne dass wir den Briten Auskunft geben müssen. Wir möchten, dass Sie über den Nationalen Sicherheitsrat den Präsidenten ersuchen, dass er sich für die Rückgabe der Maschine einsetzt.«
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Walter Hicks griff zu der Zigarrenkiste und schaute hinein. Dann stieß er seinen Stuhl zurück, ging zum Schreibtisch, holte eine neue Kiste und nahm wieder Platz. »Nach dem Motto ›Könnten wir bitte unseren Ball zurückkriegen, Mister?‹«, fragte er. Muldoon nickte. Hicks lehnte sich zurück. »Okay«, sagte er.
»Lassen Sie mich die Situation mal kurz zusammen-fassen, soweit ich sie verstanden habe. Eine Quelle in Moskau hat uns etwas zugeflüstert …«
»Eine zuverlässige Quelle«, warf Hughes ein.
Hicks warf ihm einen kurzen Blick zu, dann fuhr er fort. »Eine für gewöhnlich zuverlässige Quelle in Moskau hat uns zugeflüstert – höher möchte ich das nicht ansetzen –, dass eine geheime Offensive durchgeführt werden soll, obwohl wir keinerlei Anzeichen dafür feststellen konnten. Wir haben seismografische Aufzeichnungen, die auf einen Waffentest in der Tundra hindeuten. Und schließlich haben wir möglicherweise Filmaufnahmen von einem Testgelände, die in den Aufklärungskameras eines Blackbird stecken, der« – er warf einen Blick auf seine Notizen – »auf dem RAF-Stützpunkt Lossiemouth, Schottland, steht, und die uns die Briten nicht anschauen lassen, solange wir ihnen nicht verraten, warum wir die Maschine über den Nordwesten Russlands geschickt und dadurch möglicherweise die Entspannungspolitik ge-fährdet haben.« Er blickte in die Runde. »Ist dem so?«
Alle drei nickten.
»Das ist doch alles Scheiße«, sagte Hicks mit gepresster Stimme. »Das sind Gerüchte und Mutma-168
ßungen – Sie haben nicht einen einzigen Beweis. Mehr noch, alle Hinweise, die Sie haben, deuten darauf hin, dass es sich bei der Mitteilung von RAVEN um eine Desinformation handelt. Man kann keinen Angriff –
ob geheim oder nicht – in die Wege leiten, ohne dass es zumindest ein paar Anzeichen von verstärkter militärischer Aktivität gibt. Ich kann mich damit weder an den Nationalen Sicherheitsrat noch an den Präsidenten wenden und um Erlaubnis für weitere Maßnahmen bitten. Herrgott, es wird schwer genug werden, den Blackbird nach Mildenhall zu schaffen, ohne dass wir den Briten einen Haufen unangenehmer Fragen beantworten müssen.« Er nahm sich eine neue Zigarre und zündete sie in aller Ruhe an. »Ist einer von euch mal auf den Gedanken gekommen, dass man uns RAVEN möglicherweise untergeschoben hat?«, fuhr er fort. »Dass man mit Hilfe dieses angeblichen Agenten ein Täuschungsmanöver inszeniert, um uns zu einer Dummheit zu verleiten – was ja auch geklappt hat. Die Leute in der Einsatzplanung des KGB waren Meister auf diesem Gebiet, und die sind jetzt alle für das SWR tätig. Meint ihr etwa, die haben das alles vergessen? Verdammt, diese verfluchte Quelle steht vermutlich sogar in Diensten des SWR!« Er blickte in die Runde. »Nun, habt ihr euch das mal überlegt? Irgendeiner von euch?«
»Ja, Mr. Director«, erwiderte Ronald Hughes leise.
»Wir haben das in Betracht gezogen. Aber das Material, das wir erhielten, war so gut, dass wir der Meinung sind, das SWR hätte uns diese Informationen 169
niemals überlassen, nicht einmal im Zuge eines Täuschungsmanövers. Wir konnten einige Nachprüfungen anstellen, und nichts deutet darauf hin, dass unsere Quelle nicht das ist, was sie zu sein scheint – ein enttäuschter Offizier, der einen sehr hohen Rang beim SWR oder GRU
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