Operation Overkill
Verzögerungen kommt, bleiben uns genau fünf Tage Zeit, um die Waffe in Stellung zu bringen.«
Sokolow stieß einen leisen Pfiff aus. »Das wird knapp, Nikolai. Damit haben wir kaum noch Spiel-163
raum, falls unvorhergesehene Schwierigkeiten auftreten sollten.«
Modin schüttelte den Kopf. »Du irrst dich, Grigori.
Wir haben überhaupt keinen Spielraum. Alles muss klappen, und zwar auf Anhieb. Und die einzige Ge-währ dafür«, fügte er hinzu, »bin ich.«
»Was meinst du damit?«
»Ich werde den Transport begleiten und die Stationierung der Waffe überwachen. Mir gefällt diese Aufgabe ganz und gar nicht, aber Minister Truschenko bestand darauf.«
Hammersmith, London
Richter klopfte zweimal kurz an Simpsons Tür und trat ein. Der Direktor stand am Fenster, betrachtete den Verkehr auf der Hammersmith Flyover und spielte mit seinen Kakteen herum. Richter nahm vor dem Schreibtisch Platz und wartete. Simpson drehte sich um und ging zu seinem Stuhl. »Ich habe nachgedacht«, begann er.
»Ach ja?«, sagte Richter vorsichtig und erntete einen kurzen, eisigen Blick, ehe Simpson fortfuhr.
»Ich habe über Newman nachgedacht. Beziehungsweise darüber, was Newman widerfahren ist.«
»Und?«
»Ich glaube, dass es nicht nur eine Überprüfung war. Es muss einen anderen Grund geben. Außerdem habe ich mit Vauxhall Cross über die Sache gespro-164
chen. Sie schicken uns Kopien sämtlicher Berichte, die sie in den letzten sechs Monaten von Newman erhalten haben, außerdem Akten, in denen alle Aufgaben aufgeführt sind, die die Station Moskau im Lauf des letzten Jahres in Angriff genommen hat. Nehmen Sie sich das Material vor und sehen Sie zu, ob Sie irgendeinen Anhaltspunkt dafür finden, dass er mit etwas beschäftigt war, das unsere russischen Freunde interessiert oder verstimmt haben könnte.«
»Irgendwelche Hinweise?«
»Nein. Dafür beschäftige ich Sie. Die Akten sind derzeit zu Ihnen unterwegs.«
Richter wartete. »Ist das alles?«
»Ja.«
»Warum haben Sie mir das nicht am Telefon gesagt? Warum musste ich extra hochkommen?«
»Ich dachte, Sie könnten ein bisschen Bewegung gebrauchen«, sagte Simpson lächelnd.
Um zehn vor zwölf klopfte der Kurier an Richters Tür und legte einen Stapel Akten auf den Schreibtisch, alles in allem dreiundzwanzig Ordner. Die ersten siebzehn waren als »vertraulich« ausgewiesen und mussten jeweils einzeln ins Register eingetragen werden, bevor der Kurier wieder aufbrach. Anschließend holte Richter ein Lineal aus seiner Schreibtischschublade und maß die Höhe des Aktenstapels. Dann rief er Simpson an. Er meldete sich sofort.
»Sie erwarten doch hoffentlich nicht, dass Sie im Fall Newman heute noch eine Antwort bekommen«, sagte Richter. »Ich habe vom SIS einen Stapel Papier-165
kram bekommen, der sich knapp einen halben Meter hoch auf meinem Schreibtisch türmt. Außerdem habe ich noch ein paar andere Sachen in meinem Eingangs-korb, die ziemlich dringend sind.«
»Damit hatte ich mehr oder weniger gerechnet«, sagte Simpson. »Da Newman Stationsleiter war, hatte er praktisch mit allen Angelegenheiten zu tun, die die Station Moskau betrafen. Ich habe bei dieser Sache ein ungutes Gefühl, deshalb sollten Sie sich Newmans Sachen zuallererst vornehmen. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Ihre andere Arbeit loswerden wollen. Ich teile Ihnen mit, wem Sie sie geben können.«
»Okay«, sagte Richter und legte auf. Er breitete die Akten auf seinem Schreibtisch aus und machte sich an die Arbeit. Gottlob konnte er einen Gutteil der Unterlagen nach einem flüchtigen Blick aussondern, da sie für seine Zwecke nicht weiter wichtig waren. Trotzdem blieb noch eine Menge Material übrig, das er lesen musste. Außerdem musste er Newmans Berichte durchgehen, um festzustellen, an welchen Unterneh-mungen er persönlich beteiligt gewesen war. Nachmittags um halb fünf hatte er kaum mehr geschafft, als die Sachen zu sortieren und festzustellen, womit er sich genauer befassen musste und was er ablegen, beziehungsweise kurz überfliegen konnte. Danach verstaute er das ganze Material im Safe, verstellte die Kombination, meldete sich ab und ging nach Hause.
Am Montagmorgen wollte er weitermachen.
166
CIA-Zentrale, Langley, Virginia
Büro des Direktors für Einsatzplanung (Geheimdienste)
Nach Richard Muldoons Erklärung herrschte einen Moment lang Schweigen. Dann blickten alle wie auf Kommando zum Kopfende des Tisches.
»Und was zum Teufel machen sie?«, fragte Hicks.
»Im Moment
Weitere Kostenlose Bücher