Operation Overkill
er. »Aber ich glaube, Sub Lieutenant Walters ist fündig geworden.«
Penny trat vor und bedachte Simpson mit einem nervösen Lächeln. »Das Auffälligste, was ich entdeckt habe, ist etwas, das nicht zu sehen ist – es ist nicht vorhanden. Das klingt furchtbar wirr, Sir, aber ich versuche es zu erklären.«
Simpson beugte sich vor. »Genau darauf hatte ich gehofft«, sagte er. »Wir hatten einen Hinweis von einer anderen Quelle« – er warf einen Blick zu Richter –,
»dass die Filme deshalb von Bedeutung sind, weil darauf irgendetwas nicht zu sehen ist.«
Penny wirkte leicht verdutzt, nickte aber und fuhr fort. »Auf den Satellitenbildern, die vor rund zwei Monaten aufgenommen wurden, war ein kleiner Hü-
gel zu sehen. Etwa hier.« Sie zog die Karte von Nordwestrussland herunter, die Kemp bei Richters letztem Besuch benutzt hatte, und deutete auf die Stelle.
Kemp schaute gespannt hin.
»Und?«, fragte er.
»Nun ja, auf dem Film des Blackbird ist der Hügel 296
nicht mehr vorhanden. Ich dachte zuerst, er wäre eingeebnet worden, weil man dort Ackerbau betreiben will, aber dafür ist diese Stelle ein bisschen zu abgelegen. Und da es in der näheren Umgebung keine grö-
ßeren Straßen gibt, glaube ich auch nicht, dass man dort etwas bauen wollte.« Sie hielt inne und zuckte die Achseln. »Das ist alles, fürchte ich.«
»Was befindet sich in der Nähe?«, fragte Richter.
»Ich meine, wo ist die nächste Ansiedlung?«
Penny blickte auf die Karte und schätzte die Entfernung ab. »Da oben ist nicht allzu viel«, sagte sie. »Ich meine, diese Stelle liegt an den westlichen Ausläufern des Ural. Die nächste Ansiedlung ist vermutlich An-judin, und die liegt etwa vierzig, fünfzig Meilen weiter südwestlich. Aber sie ist ziemlich klein.«
»Was sind die nächsten Städte?«, fragte Simpson.
»Petschora im Nordwesten, nehme ich an, und Uchta im Westen. Beide sind etwa gleich weit von der Stelle entfernt.«
Danach herrschte eine Zeit lang Schweigen, während Richter und Simpson über das Gehörte nachdachten.
Dann ergriff Kemp das Wort. »Ich frage mich eines.
Könnte es sein, dass es sich um die ersten Vorbereitungen für den Bau einer militärischen Anlage handelt?
Aber dann müsste eine vernünftige Zufahrtsstraße vorhanden sein – es wäre viel zu aufwendig, die ganzen Baugeräte per Flugzeug zu einer so abgelegenen Stelle zu transportieren – und das heißt –«
Simpson unterbrach ihn. »Falsch. Wir wissen, dass es sich nicht um eine Baustelle handelt. Unser Infor-297
mant hat darauf verwiesen, dass der abgetragene Hü-
gel der entscheidende Punkt ist.«
Kemp schaute Simpson einen Moment lang an, dann wandte er sich an Penny. »Okay, Penny. Sagen Sie im Vorführraum Bescheid, dass wir uns eine Binoku-larprojektion vom letzten Satellitenbild und daneben Aufnahmen ansehen wollen, die der Blackbird vom gleichen Gebiet gemacht hat.«
Etwa fünf Minuten später kehrte sie zurück. Unterdessen war auch der Kaffee da, den vermutlich Kemp bestellt hatte. Kemp bediente sie. Er reichte Richter einen leicht angeschlagenen Becher mit einer nicht mehr entzifferbaren Aufschrift. Simpson bekam eine Tasse samt Untertasse und zwei Kekse.
»Alles bereit.«
»Gut«, sagte Kemp. »Vorführer – fertig?« Das Licht ging aus. Simpson und Richter blickten auf die Bilder, und Penny lieferte den Kommentar.
»Das linke Bild ist die Satellitenaufnahme. Quelle: USAF. Vor vier Wochen von einem Aufklärungssatelliten vom Typ KH-12 aufgenommen, besser bekannt unter der Bezeichnung ›Keyhole‹. Der Keyhole-Satellit di-gitalisiert Bilder automatisch und sendet dann die Daten an eine Reihe von Fernmeldesatelliten, die sich in einer geostationären Umlaufbahn über ihm befinden.«
»Und wohin werden sie von dort aus weitergeleitet?«, fragte Simpson.
»Je nach Standort des Keyhole sendet der Fernmeldesatellit das Signal entweder direkt oder indirekt –
über einen weiteren Fernmeldesatelliten – an die Mis-298
sion Ground Site in Fort Belvoir, nahe Washington, D.C. Von Fort Belvoir aus werden die Aufnahmen an das National Photographic Interpretation Centre –
kurz N-PIC, das amerikanische Pendant zu JARIC –
mit Sitz im Haus Nummer 213 am Washington Navy Yard weitergeleitet. Durch die Keyhole-Technologie erhalten der amerikanische Generalstab wie auch die Gefechtskommandeure ihre Bilder nahezu in Echtzeit, normalerweise innerhalb weniger Minuten nach der Aufnahme. Wir hingegen«, fuhr Penny fort,
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