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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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Filmen zu sehen sein. Ich werde mich bemühen, vom Stationschef der CIA oder von seinem Stellvertreter etwas Vernünftiges zu erfahren.«
    Theatreland, London
    Harvey Sharpe entsprach nicht dem Bild, das man sich im Allgemeinen von einem CIA-Mann macht. Er war klein, kahlköpfig, gut zwanzig Kilo zu schwer und schwitzte heftig in der Londoner Hitze, als er Richter mit seiner dicken Brille über seinen zweiten trockenen Martini hinweg anblickte. Vergebens wischte er sich mit einem großen grünen Taschentuch die Stirn ab. Richter bestellte bei der Bedienung einen weiteren Drink für ihn.
    »Ich wünschte, ihr Tommys würdet endlich Klima-anlagen erfinden«, beschwerte sich Sharpe. »Hier drin ist es selbst ohne diese Menschenmassen furchtbar heiß.« Es war zwanzig nach sieben, und sie saßen an einem kleinen Ecktisch in einer proppenvollen Wein-bar in der Nähe der Drury Lane, in der so ein Stimmengewirr herrschte, dass niemand hören konnte, worüber sie sich unterhielten.
    »Von euch können wir sicher noch eine ganze Men-286

    ge lernen«, sagte Richter, worauf Sharpe ihm einen argwöhnischen Blick zuwarf.
    »Warum wolltest du dich mit mir treffen, Paul? Ich habe daheim Frau und Kinder, die ich gern mal wieder sehen möchte.«
    Richter schaute ihn einen Moment lang an. Er hatte drei Ansprechpartner bei der CIA in London – zwei bei der Abteilung Aufklärung und Harvey bei der Forschung. Genau genommen war »Forschung« eine falsche Bezeichnung, da die Abteilung für technische Nachrichtenbeschaffung zuständig war, wozu Atom-waffentechnologie, vor allem aber die Auswertung von Satellitenfotos und Bildern von Aufklärungsflug-zeugen zählte. Harvey war Fotoanalytiker und Tech-nikspezialist – wenn irgendjemand über die Filme des Blackbird Bescheid wusste, dann war er es. »Harvey«, sagte Richter, »wir haben ein Problem. Wir haben den Eindruck, dass wir von deiner Firma nicht mehr so viel erfahren wie früher. Genau genommen erfahren wir gar nichts mehr.« Sharpe warf ihm einen kurzen Blick zu und trank einen weiteren Schluck Martini.
    »Hast du etwas von dem Blackbird gehört?« Sharpe nickte zögernd. »Weißt du, was auf den Filmen zu sehen ist?« Wieder nickte der Amerikaner. »Darf ich es auch erfahren?«
    Sharpe trank sein Glas aus, und als die Bedienung den Martini brachte, den Richter bestellt hatte, nahm er ihn dankbar entgegen. »Das geht nicht«, sagte er schließlich.
    »Warum nicht?«, fragte Richter. »Wir haben einan-287

    der doch schon öfter ausgeholfen, Harvey. Ich habe dir eine Menge gutes Material zukommen lassen. Wir müssen wirklich Bescheid wissen, und du bist mir noch einiges schuldig.« Sharpe schüttelte den Kopf.
    »Harvey«, sagte Richter mit kaltem, hartem Tonfall,
    »lass mich nicht abblitzen. Wir haben wegen dieser Sache unseren Stationschef in Moskau verloren.«
    Sharpe blickte erschrocken auf. »Du meinst –«
    »Ich meine, dass er liquidiert wurde, Harvey«, er-klärte Richter. »Auf die ganz brutale Art, wie du immer sagst. Vermutlich in der Lubjanka, und dort geht es wirklich hart zu.«
    Sharpe trank einen weiteren Schluck. Richter hatte den Eindruck, dass der Amerikaner etwas blasser geworden war. Ringsum herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, ein stetes Stimmengewirr, sinnlos und unverständlich. »Ich habe gehört, er sei bei einem Verkehrsunfall umgekommen«, sagte Sharpe beinahe trotzig. »Vor dem Flug des Blackbird.«
    »Das ist die offizielle Version, Harvey, aber wir sind uns ziemlich sicher, dass er beim Verhör starb, und wir gehen davon aus, dass da ein Zusammenhang besteht. Ich kann dir nichts Näheres dazu sagen, aber ein SIS-Mann war etwa eine Woche vorher in dem Gebiet, das der Blackbird überflogen hat. Wir nehmen an, dass die Russen dachten, es hätte etwas mit dem zu tun, was sie da draußen in der Tundra treiben. Und deine Leute müssen wissen, dass da oben irgendetwas vor sich geht, sonst hättet ihr den Blackbird nicht eingesetzt.« Der Amerikaner saß schwei-288

    gend da, trank einen Schluck und wich Richters Blick aus. »Harvey.«
    »Ich kann dir nichts sagen.«
    »Harvey, bitte.«
    Sharpe trank einen weiteren Schluck, wischte sich erneut die Stirn ab und beugte sich vor. Er sprach so leise, dass Richter ihn kaum verstehen konnte. »Okay, hör zu. Wir haben letzte Woche Kopien von den Filmen bekommen. Aber das war nicht das übliche Zeug von den Keyholes – den KH-12-Satelliten. Nur ein kleiner Personenkreis durfte sie sehen, Paul.

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