Operation Overkill
transportiert. Aber das ist alles.«
»Eine Satellitenschüssel? Sind Sie sich da ganz sicher?«
»Offen gesagt, nein, Sir. Die Aufnahme entstand an einem sonnigen Tag, und trotz der offenen Klappe liegt der Laderaum im Schatten. Ich habe lediglich eine helle Scheibe mit einem Durchmesser von etwa einem Meter gesehen. Sie sah aus wie eine Satellitenschüssel, aber es hätte sich auch um einen kleinen Campingtisch oder um eine Kabelrolle handeln können.«
Kemp unterbrach sie. »Ich sehe auf keinem der beiden Bilder Reifenspuren, die schwere Fahrzeuge hinterlassen haben müssten. Und wenn der Hügel unmittelbar nach der Satellitenaufnahme abgetragen wurde, sollte man auf der Aufnahme des Blackbird auch die Spuren der Baumaschinen sehen, die dazu eingesetzt wurden.« Wieder blickte er auf die Leinwand. »Allerdings kann ich auf der Aufnahme des KH-12 Reife-nabdrücke in der Nähe des Hügels erkennen. Sie sehen aus, als stammten sie von einem mittelschweren Lastwagen – einem Dreitonner zum Beispiel.«
302
Kemp deutete auf das linke Bild und wandte sich an die Betrachter. »Man braucht eine Menge schweres Gerät, um einen Hügel von dieser Größe abzutragen, müssen Sie wissen. Hier handelt es sich nicht um eine Sandburg am Strand, die man mit einem Fußtritt platt machen kann. Selbst mit Sprengladungen – und die wären dazu nötig gewesen – hätte es mindestens einen Monat gedauert, bis die Erde und der Schutt be-seitigt wären. Grob überschlagen, haben wir es hier mit über anderthalb Millionen Kubikmeter Erdreich zu tun. Was uns zum nächsten Punkt führt – wohin hat man es gebracht?«
»Vielleicht haben sie ein Loch gebuddelt und es vergraben«, sagte Richter. Penny kicherte, und Simpson warf ihm einen Blick zu, mit dem man ein Ei hätte braten können.
Simpson stand auf, ging zur Leinwand und schaute sich beide Bilder an. »Ich nehme an«, sagte er, »dass wir es hier nicht mit einem Atomwaffentestgelände zu tun haben?«
Danach herrschte kurz Stille, ehe Kemp antwortete.
»Nein, nicht wenn es sich um eine herkömmliche Kernwaffe handelte. Bei unterirdischen Tests entstehen zwar immer Bodensenken, so wie wir sie auf diesem Bild sehen, aber sie hinterlassen auch einen deutlich erkennbaren Ring aus aufgeworfener Erde im Umkreis um das Epizentrum. Auf diesem Bild ist nichts von einem solchen Ring zu sehen.«
»Und bei einem überirdischen Test?«
Kemp schüttelte den Kopf. »Die Russen führen stets 303
unterirdische Tests durch. Und die wenigen überirdischen Tests, die sie durchgeführt haben, erfolgten immer auf die gleiche Art – sie bauen einen etwa dreißig Meter hohen Turm, bringen die Waffe an der Spitze an und zünden sie. Auf keinem der Keyhole-Bilder ist ein Turm zu sehen.«
Er blickte zu Penny, die entschieden den Kopf schüttelte. »Eindeutig nein«, sagte sie. »Die Türme sind nicht zu übersehen.«
»Außerdem«, fuhr Kemp fort, »hinterlassen überirdische Tests unverwechselbare Spuren, und auf den Filmen des Blackbird haben wir nichts dergleichen gefunden.«
»Was ist mit einer Detonation am Boden?«, fragte Richter.
»Entschuldigung? Was meinen Sie damit?« Kemp wirkte verdutzt.
»Angenommen, die Russen wollten keinen Turm bauen, sondern haben die Waffe einfach am Boden oder knapp unter der Erdoberfläche angebracht, den Zünder eingestellt und sich verzogen?«
»Warum sollten sie das tun?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Richter. »Ist nur ein Vorschlag. Angenommen sie haben es so gemacht.
Was für Spuren würde man hinterher am Boden sehen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Kemp zögernd. »Wenn sich der Hügel im Zentrum der Explosion befand, wä-
re er vermutlich verdampft, aber dennoch würde ich annehmen, dass man noch andere Spuren sieht, zum 304
Beispiel aufgeworfene Erde im weiteren Umkreis.« Er schüttelte den Kopf. »Mag sein, dass ich mich irre, aber ich glaube nicht, dass das hier durch eine Kernwaffe verursacht wurde. Aber vielleicht sollte man zur Sicherheit die seismografischen Aufzeichnungen überprüfen.« Kemp hielt kurz inne, dann brachte er eine weitere Überlegung vor. »Ich nehme doch an, dass wir die Sache im richtigen Zusammenhang betrachten.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Simpson verdutzt.
»Nun ja, wir haben zwei Fotos vorliegen. Auf dem einen ist ein ziemlich großer Hügel zu sehen. Auf dem zweiten indessen, das zwei Monate später entstand, sehen wir weder einen Hügel noch irgendeinen Hinweis darauf, wie er abgetragen wurde. Wir
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