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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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Reconnaissance Intelligence Centre,
    RAF Brampton, Huntingdon, Cambridge
    »Sie haben Recht«, sagte Kemp. »Etwa acht Tage lang kam nichts, kurz nach den letzten Aufnahmen des KH-12, bei denen auch dieses Bild entstanden ist. Es gab eine technische Störung, die erst nach einer Wo-311

    che behoben werden konnte. In dieser Zeit haben wir keine Satellitenbilder erhalten.«
    Penny lächelte Richter an. »Mir war nicht klar, dass Sie übersinnliche Fähigkeiten haben«, sagte sie.
    »Habe ich auch nicht«, erwiderte er. »Ich kann bloß gut raten, und ich gehe auch jede Wette ein, dass in der Zeit, in der angeblich der Satellit außer Betrieb war, irgendetwas stattgefunden hat, das die Amerikaner aufgeschreckt hat. Vermutlich haben sie noch mehr Fahrzeuge in der Gegend entdeckt und wollten wissen, was da los ist. Als sie dann auf den Bildern vom KH-12 sahen, dass der Hügel verschwunden war, haben sie den Blackbird eingesetzt, um sich die Stelle genauer anzusehen.«
    »Das ist noch nicht alles«, erklärte Kemp. »Wir haben nach dieser technischen Störung zwar wieder Bilder bekommen, aber keine von dieser Gegend, jedenfalls nicht im Umkreis von hundert Meilen.«
    »Das wundert mich ganz und gar nicht«, sagte Richter.
    »Und was nun?« Kemps Frage galt Richter, aber Simpson ging darauf ein.
    »Ich glaube, was JARIC angeht, war das alles. Meiner Meinung nach gibt die Auswertung der Filme nichts mehr her. Wir haben festgestellt, dass der Hü-
    gel verschwunden ist. Jetzt müssen wir herausfinden, wie die Russen das bewerkstelligt haben und warum uns die Amerikaner nichts davon verraten wollen.
    Und das ist unsere Aufgabe.«
    312

    Restaurant Bahuschka, Moskau
    John Rigby war ein altgedienter Agent, deshalb hatte er den Schatten sofort entdeckt, als er die amerikanische Botschaft am Nowinskij Bulwar verlassen hatte, aber er unternahm keine Anstalten, ihn abzuschütteln.
    Einen Schatten soll man niemals abschütteln, lautet eine der Faustregeln, die für jeden Geheimagenten gelten. Denn daran erkennt der Verfolger, dass er es mit einem Profi zu tun hat, und der betroffene Geheimagent ist enttarnt. Wenn ein Profi meint, dass er verfolgt wird, geht er einfach weiter wie gehabt, ohne aufzufallen oder sich etwas zuschulden kommen zu lassen. Und wenn er tatsächlich auf Abwegen ist, ändert er seine Pläne und geht irgendwelchen harmlo-sen Geschäften nach. John Rigby wollte nur essen gehen, deshalb achtete er nicht weiter auf den Mann in dem dunkelblauen WAZ, während er einen Parkplatz suchte.
    Das unweit der Nikitskaja Uliza gelegene Restaurant Babuschka war klein und anheimelnd, ein beliebtes Speiselokal für ausländische Diplomaten und Zei-tungsleute, die hier ihre Mittagspause verbrachten.
    Rigby, der Stammgast war, nickte etlichen Bekannten zu, als er seinen Mantel am letzten Haken der unmittelbar hinter der Tür angebrachten Garderobe aufhäng-te. Statt sich zu seinen Bekannten zu setzen, wählte er einen kleinen Tisch für zwei Personen in der hinteren Ecke. Er setzte sich mit dem Rücken zur Wand, sodass er den Eingang des Restaurants im Blick hatte, bestell-313

    te sich etwas zu essen und vertiefte sich dann in eine zwei Tage alte Ausgabe des Wall Street Journal.
    Obwohl er anscheinend völlig in seiner Zeitung aufging, achtete Rigby genau darauf, wer hereinkam oder ging, vor allem aber behielt er den Bereich vor der Garderobe im Blick. Seit die letzte Nachricht von RAVEN
    eingegangen war, hatte er sich noch häufiger in die Öffentlichkeit begeben als zuvor. Dreimal am Tag hatte er in diversen Restaurants gegessen, er war im Gorkij Park spazieren, im GUM auf Einkaufsbummel gegangen oder einfach durch die Straßen von Moskau spaziert. Sein Zwölffingerdarmgeschwür machte ihm seitdem wieder zu schaffen, und seit einiger Zeit schlief er auch schlecht.
    Während er eine eher schlichte Mahlzeit zu sich nahm und ein Glas Milch trank – mehr vertrug er nicht, ohne zur Tablettenschachtel zu greifen –, fragte er sich, ob Langley Recht hatte. Ursprünglich hatte man ihm aufgetragen, dass er unter keinen Umständen versuchen sollte, RAVEN ausfindig zu machen, weil man Angst hatte, er könnte ihn verschrecken.
    Aber seit er die Nachricht in seinem Auto gefunden hatte, war man in Langley ganz versessen darauf, die Identität des russischen Informanten festzustellen.
    Stundenlang hatte sich Rigby die Gesichter der meisten höheren Offiziere bei GRU und SWR eingeprägt, dazu, soweit vorhanden, die ihrer Adjutanten,

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