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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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blätterte.
    Damals fand ich zwischen den Seiten des Albums auch ein altes Schwarz-Weiß-Foto und daneben eine Handvoll zerbröselter getrockneter Blumen in einem alten Bogen Pergamentpapier, dessen Ränder mit der Zeit fleckig geworden waren.
    »Was ist das, Nana?« Die Fotografie zeigte einen beeindruckenden, mit flatternden Fahnen des russischen Zarenreiches geschmückten Bahnhof. Auf den Stufen des Bahnhofs standen unverkennbar die Romanows: der Zar und seine Gattin, die einer Menge zuwinkten, und neben ihnen ihr Sohn und die Töchter. Ich erkannte Anastasia, die ein weißes Kleid und hübsche Schuhe trug. Sie hatte eine Schleife im Haar und hielt einen Blumenstrauß in der Hand.
    »Das wurde beim Besuch der Zarenfamilie 1913 in Jekaterinburg aufgenommen. Das war vor dem Krieg, bevor in Russland die Hölle ausbrach.« Großmutters blaue Augen wurden feucht, als die Erinnerungen an ihr schönes altes Leben in ihr aufstiegen.
    »Und die Blumen?«
    »Niemand in der Zarenfamilie war so rebellisch und geistreich wie Anastasia. Als sie an jenem Tag auf den Stufen des Bahnhofs stand, warf sie den Kindern in der Menge den Blumenstrauß zu. Du kannst dir sicherlich vorstellen, was für ein Gedränge entstand. Ich wurde fast totgetrampelt, doch es gelang mir, ein paar Blumen zu ergattern. Ich habe sie immer in Ehren gehalten.«
    Ich sah auf die Fotos in dem Album und strich mit den Fingerspitzen behutsam über die brüchigen getrockneten Blumen. »Du hast Anastasia gesehen? Sie hat tatsächlich diese Blumen geworfen?«
    »Es war ein freches Ding, dieses Mädchen, voller Leben, ein richtiger Wildfang. Wir Kinder haben sie geliebt. Die Familie nannte sie liebevoll Kubyschka . Das heißt ›Pummelchen‹.«
    Und jetzt war ich hier, Mitglied eines internationalen archäologischen Grabungsteams, und verbrachte meinen Sommer in Jeans und schmuddeligen Pullovern in einem begehbaren Zelt im Umland von Jekaterinburg. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, als hätte mich die Vergangenheit meiner Familie eingeholt.
    Die Neugier brachte mich fast um. Ich drückte auf den Schalter, worauf der Motor zu surren begann und die Winde mich in den Schacht hinunterfuhr.
    Zuerst umgab mich Dunkelheit, doch nach etwa sieben Metern wurden die Seiten des Schachtes von Glühbirnen erhellt. Mit meinen abgetragenen Reeboks trat ich immer wieder gegen die Wände, um nicht dagegenzustoßen.
    Unter mir sah ich helles Licht, und plötzlich ergriff Roy den Gurt. »Okay, Baby, du bist unten.«
    Ich ließ das Seil los und trat auf glitschige verschlammte Holzplanken. Als ich mich abschnallte, begann ich zu frösteln. Es war furchtbar kalt. Ich rieb mir die Arme. Durch die quadratische Öffnung des Schachtes schien grelles blaues Licht auf mich hinab.
    Ein Stück von mir entfernt erhellten starke Halogenlampen den Boden der Kammer, die sich mindestens vier Meter in alle Richtungen erstreckte und damit breiter war als der Schacht selbst. Ein Teil der Kammer war in tiefe Dunkelheit gehüllt, wodurch eine ausgesprochen schaurige Atmosphäre entstand. Roy hatte die Wände mit einem Gerüst aus Balken und Streben gesichert, um einen Einsturz zu verhindern, doch das tröstete mich nicht. Ich hasste geschlossene Räume, vor allem Tunnel, was in meinem Job nicht gerade hilfreich war.
    Ein kräftig gebauter Mann mit einem dicken grauen Schnurrbart und einer Metallbrille schlug mit einem Fäustel und einem breiten Meißel an einer Wand der Kammer den gefrorenen Torfboden weg. Tom Atkins aus Boston. Er unterbrach seine Arbeit und grinste mich an. »Hallo, Laura, alles klar?«
    Vor seinen Füßen stand ein geöffneter Werkzeugkasten, und sein Atem bildete weiße Wölkchen in der kalten Luft. Tom trug eine dick gefütterte Columbia-Skijacke, warme Wollhandschuhe und Ohrenschützer. Neben ihm stand ein Klapptisch, auf dem Werkzeuge und Bürsten sowie zwei große elektrische Taschenlampen lagen. Er nahm die Ohrenschützer ab.
    »Du hast dich aber gut eingedeckt, Tom«, sagte ich und wies mit dem Kinn auf einen Haufen ungeöffneter Budweiser- und Heinekendosen, die in einer Ecke aufgestapelt waren.
    »Erspar dir deinen Kommentar. Hier unten ist es kälter als in meinem Kühlschrank!«
    »Und was habt ihr beide gefunden außer einem perfekten Ort, um euer Bier zu kühlen?«
    »Sieh dir erst mal das hier an.« Tom zeigte auf ein Schüttelsieb aus Draht.
    Ich nahm es in die Hand. In einer Ecke des Siebes lagen mehrere stark angelaufene Messingknöpfe einer Militäruniform. Ich

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