Operation Sahara
Passagiere befördern konnte, hatte Kitty es gekauft und in der Passagierkabine Zusatztanks einbauen lassen.
Dann machte sie sich daran, einen neuen Flugrekord aufzustellen: Sie war die erste Frau, die Ende 1930 im Alleinflug die Strecke von Rio de Janeiro nach Madrid in Rekordzeit schaffte.
Eine weitere Stunde versuchte sie, trotz der Windböen den vorgesehenen Kurs zu halten. Der feine Sand drang in die Kabine und setzte sich unter ihren empfindlichen Augenlidern und in ihrer Nase fest. Kitty rieb sich die Augen, doch damit verstärkte sie den Juckreiz bloß. Und was noch schlimmer war, sie konnte kaum noch etwas erkennen.
Kitty zog eine kleine Wasserflasche unter ihrem Sitz hervor, drehte sie auf und bespritzte ihr Gesicht. Sofort fühlte sie sich besser. Der nasse Sand hinterließ Spuren auf ihren Wangen und trocknete in der entsetzlichen Hitze innerhalb von Sekunden.
Jetzt konnte sie zwar wieder sehen, doch ihre Augen schmerzten höllisch.
Plötzlich bemerkte sie ein Geräusch, möglicherweise auch dessen Fehlen, oder vielleicht einen winzigen Moment der Stille inmitten des Windgeheuls und des Motorengetöses. Sie beugte sich vor und warf einen prüfenden Blick auf die Instrumente.
Die Anzeigen verrieten nichts Außergewöhnliches. Sie überprüfte die Treibstoffzuleitung. Jedes Ventil befand sich in korrekter Position. Schließlich schob sie das Ganze als Übermüdungserscheinung beiseite.
Dann fiel ihr diese Veränderung im allgemeinen Geräuschpegel erneut auf. Gespannt lauschte sie, konzentrierte sich vollkommen auf ihr Gehör. Die Aussetzer erfolgten jetzt häufiger. Sie tippte auf eine defekte Zündkerze in einem der Zylinder, und ihr Mut sank. Dann fielen die Zündkerzen, eine nach der anderen, aus. Der Motor fing an zu stottern, und die Tachometernadel bewegte sich zitternd nach links.
Ein paar Augenblicke später blieb der Motor abrupt stehen, und die Propeller drehten sich nur noch im Fahrtwind. Der einzige Ton, der nun an Kittys Ohr drang, war das Heulen des Windes. Kitty hatte keinerlei Zweifel. Sie wußte, weshalb der Motor aus gefallen war. Der Sand hatte den Vergaser verstopft.
Die ersten Schrecksekunden verflogen, während Kitty fieberhaft überlegte, was jetzt zu tun sei. Wenn sie irgendwie heil landen konnte, war es vielleicht möglich, den Sturm vorbeiziehen zu lassen und die Maschine zu reparieren. Das Flugzeug verlor allmählich immer mehr an Geschwindigkeit.
Kitty drückte den Steuerknüppel leicht nach vorne und schwebte auf die unter ihr liegende Wüste zu. Es wäre nicht ihre erste Notlandung. Sie hatte bereits sieben überlebt. Bei zweien hatte sie Bruch gemacht, doch mehr als ein paar Verstauchungen und Hautabschürfungen hatte sie nie davongetragen.
Allerdings hatte sie nie zuvor versucht, im fahlen Licht inmitten eines Sandsturms zu landen. Die eine Hand fest am Steuerknüppel, zog Kitty sich mit der anderen eine Fliegerbrille über die Augen, kurbelte das Seitenfenster herunter und steckte den Kopf aus dem Cockpit. Immer noch vermochte sie nichts zu erkennen. Verzweifelt versuchte sie sich vorzustellen, wie der Boden wohl aussah. Sie wußte, daß der größte Teil der Wüste relativ flach war, es aber auch verborgene Senken und hohe Dünen gab, die nur darauf warteten, daß die Fairchild mit ihrer Pilotin an ihnen zerschellte. Kitty kam sich um fünf Jahre gealtert vor, als endlich, kaum zehn Meter unter ihrem Fahrgestell, der öde Boden plötzlich auftauchte.
Er war sandig und sah fest genug aus, um ihren Rädern Halt zu geben, und er war einladend eben. Sie ging in den Horizontalflug und setzte auf. Die großen Reifen der Fairchild hatten Bodenberührung, federten noch zwei-, dreimal und rollten dann leicht über den Sand hinweg. Das Flugzeug verlor an Fahrt. Während sich das Heckrad senkte und Kitty schon Atem holte, um einen Freudenschrei auszustoßen, tauchte plötzlich der Boden vor ihr weg.
Die Fairchild rutschte über die Klippe eines Steilhangs und fiel wie ein Stein in ein tiefes, schmales Flußbett. Die Räder bohrten sich in den Sand, Fahrgestell und Propeller zersplitterten, und der Motor wurde nach hinten gedrückt. Dabei brach Kitty sich ein Fußgelenk und verstauchte sich das Knie.
Gleichzeitig wurde sie nach vorne geschleudert.
Normalerweise hätten die Gurte sie gehalten, doch Kitty hatte vergessen, die Schlösser einzuhaken. Ihr Oberkörper wurde nach vorne geschleudert. Ihr Kopf schlug gegen den Rahmen der Windschutzscheibe, und ihr wurde schwarz
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