Operation Sahara
psychologische Fehlentwicklungen häufen.«
»Kaum ein Motiv für einen Mord«, gab Pitt zu.
»Seltsam. Meine Kollegen und ich sind hier, um Leben zu retten. Von uns geht keinerlei Gefahr aus.«
»Sie halten es für möglich, daß die Krankheiten in der Wüste von Vergiftungen herrühren?«
»Uns fehlen bisher noch die Daten, um Schlußfolgerungen ziehen zu können. Oberflächlich betrachtet, scheint es sich um die Folgen einer Umweltvergiftung zu handeln, doch die Ursache liegt noch völlig im Dunkeln. In der Gegend, wo die Erkrankungen aufgetreten sind, liegen im Umkreis von Hunderten von Kilometern keinerlei Chemiefabriken oder Müllkippen.«
»Und wie verbreitet ist diese Krankheit?«
»In den vergangenen zehn Tagen sind über 8000 Krankheitsfälle in Mali und Niger gemeldet worden.«
Pitts Augenbrauen hoben sich. »Eine unglaublich hohe Zahl für einen derart kurzen Zeitraum. Woher wissen Sie, daß nicht Bakterien oder ein Virus der Grund sind?«
»Wie ich schon sagte, die Quelle liegt im Dunkeln.«
»Eigenartig, daß die Angelegenheit noch nicht in die Schlagzeilen geraten ist.«
»Die Weltgesundheitsbehörde hat auf einer Nachrichtensperre bestanden, bis die Ursache ausfindig gemacht ist. Ich vermute, um Sensationsgier und Panik zu vermeiden.«
Von Zeit zu Zeit hatte Pitt sich am Strand umgeblickt. Jetzt entdeckte er jemanden, der sich hinter den niedrigen Dünen auf der Straße bewegte. »Wie sehen denn Ihre Pläne aus?«
»Morgen bricht eine Gruppe Wissenschaftler, zu der auch ich gehöre, in die Sahara auf, um vor Ort Nachforschungen anzustellen.«
»Ihnen ist hoffentlich bekannt, daß Mali sich möglicherweise am Rande eines blutigen Bürgerkriegs befindet.«
Gleichgültig zuckte sie die Achseln. »Die Regierung hat sich bereit erklärt, den Forschern für die Zeit ihres Aufenthaltes eine schwerbewaffnete Wachmannschaft zur Verfügung zu stellen.«
Sie schwieg einen Moment und musterte ihn aufmerksam.
»Weshalb stellen Sie all diese Fragen? Sie verhalten sich wie ein Geheimagent.«
Pitt lachte. »Nur wie ein neugieriger Marineingenieur, der für Leute, die hübsche Frauen umbringen, nichts übrig hat.«
»Möglicherweise haben die mich mit jemandem verwechselt«, vermutete sie.
Pitts Blick glitt über ihren Körper, dann sah er sie an.
»Irgendwie halte ich das für unwahrscheinlich –«
Plötzlich wirkte er unruhig, stand auf und sah zu den Dünen hinüber. Seine Muskeln spannten sich. Er griff nach Evas Handgelenk und zog sie hoch. »Zeit, daß wir von hier verschwinden«, sagte er.
»Was soll das?« wollte sie wissen, während sie hinter ihm herstolperte.
Pitt gab keine Antwort. Aus der Richtung der Dünen, wo er vorhin die Bewegung bemerkt hatte, sah man jetzt eine dünne Rauchwolke. Sofort war ihm klar, daß noch ein Killer, vielleicht auch mehrere, Evas Mietwagen angesteckt hatten, um sie beide aufzuhalten, bis Verstärkung eintraf.
Jetzt sah er die Flammen. Wenn er doch bloß seine Harpune…?
Nein, er machte sich nichts vor. Das war nichts, womit man gegen Schußwaffen etwas ausrichten konnte. Die einzige Hoffnung bestand darin, daß der Kerl, ebenso wie seine Gefährten, unbewaffnet war und seinen Jeep nicht entdeckt hatte.
Die erste Annahme erwies sich als richtig, die zweite als falsch. Als sie über die letzte Düne kletterten, sah Pitt einen dunkelhäutigen Mann, der in der einen Hand eine brennende Rolle Zeitungspapier hielt.
Der Mann war gerade dabei, die Windschutzscheiben des Jeeps zu zertrümmern, um anschließend das Wageninnere in Brand zu setzen. Dieser hier war anders gekleidet als seine Kameraden. Er trug ein kunstvoll arrangiertes weißes Kopftuch, so gewickelt, daß nur seine Augen frei blieben. Sein Körper steckte in einem weiten Kaftan, dessen unteres Ende um die Knöchel flatterte. Er bemerkte Pitt nicht, der mit Eva im Schlepptau auf ihn zustürmte.
Pitt blieb kurz stehen und flüsterte Eva zu: »Wenn ich Mist baue, rennen Sie wie der Teufel auf die Straße zu und halten ein vorbeifahrendes Auto an.« Dann schrie er: »Halt!«
Überrascht wirbelte der Mann herum, die Augen bedrohlich aufgerissen. Im selben Augenblick, in dem er schrie, senkte Pitt den Kopf und griff an. Der Mann ließ das brennende Zeitungspapier fallen, doch Pitts Kopf krachte schon gegen seine Brust. Mit hörbarem Knacken brach das Brustbein.
Gleichzeitig landete Pitt einen rechten Schwinger in die Hoden seines Gegners.
Das Bedrohende im Antlitz des Mannes wurde vom Schock
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