Operation Sahara
Suche nicht gelungen war, auch; nur die geringste Spur der Leute oder Landrover zu entdecken. Ein Hubschrauber der Armee überflog Asselar und meldete, daß außer einem toten, verlassenen Ort nichts zu entdecken sei.
Dann, am siebten Tag, stieß ein französischer Erdölsuchtrupp, der auf der Trans-Sahara-Piste nach Süden fuhr, auf Major Ian Fairweather. Der Himmel über der flachen, steinbedeckten Ebene war wolkenlos. Die Sonne brannte und heizte den Sand derart auf, daß darüber die Hitzewellen flimmerten und tanzten.
Die französischen Geologen waren verblüfft, als plötzlich eine abgerissene Erscheinung wie eine Fata Morgana aus der wabernden Hitze auftauchte. Auf den ersten Blick schien sie zu schweben, dann verzerrte sich das Bild auf groteske Weise in der heißen, flirrenden Luft.
Beim Näherkommen erkannte der Trupp, daß es sich um einen Menschen handelte, der wie wild mit den Armen ruderte und direkt auf sie zugestolpert kam. Dann blieb er taumelnd stehen, schwankte wie ein Stab im Wind, brach langsam zusammen und schlug mit dem Gesicht im Sand auf. Der verdatterte Fahrer des Renault-Lastwagens mußte ausweichen, um den zusammengebrochenen Mann nicht zu überfahren, und hielt in einer Staubwolke.
Fairweather war mehr tot als lebendig. Er litt unter enormem Wasserverlust, und der Schweiß auf seinem Körper hatte sich zu einer dünnen, weißen Salzschicht kristallisiert. Als die französischen Ölexperten anfingen, ihm Wasser einzuflößen, kam er wieder zu Bewußtsein. Zwei Stunden später, nachdem er fast sieben Liter getrunken und der Wasserhaushalt seines Körpers sich wieder normalisiert hatte, erzählte Fairweather krächzend die Geschichte seiner Flucht vor dem Massaker in Asselar.
Der einzige Franzose des Erdölsuchtrupps, der Englisch sprach, hatte zunächst den Eindruck, Fairweathers Geschichte entstamme dem Delirium eines Alkoholikers, doch andererseits klang Fairweather äußerst überzeugend. Nach kurzer Diskussion hoben die Männer Fairweather auf die Ladefläche des Lastwagens und machten sich auf den Weg nach Gao, einer Stadt am Niger. Dort kamen sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit an und fuhren geradewegs zur städtischen Klinik weiter.
Nachdem sie sich darum gekümmert hatten, daß Fairweather gut untergebracht war und ein Arzt und eine Schwester nach ihm schauten, hielten die Franzosen es für das beste, den Chef der örtlichen malischen Sicherheitspolizei zu informieren. Man bat sie, einen ausführlichen Bericht zu Protokoll zu geben, während der kommandierende Offizier im Hauptquartier in Gao, ein Oberst, seine Vorgesetzten in der Hauptstadt Bamako von dem Vorfall in Kenntnis setzte.
Die Franzosen waren überrascht und wütend, als man sie gleich dabehielt und einsperrte. Am Morgen traf aus Bamako ein Team ein, das sich die Männer einzeln vornahm und über die Entdeckung Fairweathers ausfragte. Die Bitte, das französische Konsulat zu Verständigen, wurde ignoriert. Als die Ölexperten eine weitere Kooperation verweigerten, schlugen die Verhörspezialisten eine härtere Gangart ein.
Die Franzosen waren nicht die ersten, die, nachdem sie das Gebäude der städtischen Sicherheitspolizei betreten hatten, nie mehr gesehen wurden.
Als die Geschäftsleitung der Ölgesellschaft in Marseille keine Nachricht mehr von ihrem Erdölsuchtrupp erhielt, machte man sich Sorgen und verlangte eine Suchaktion. Mit großem Aufwand durchkämmte die malische Sicherheitspolizei erneut die Wüste, doch bis auf den Renault-Lastwagen der Ölgesellschaft, der offenbar verlassen war, fand sich nicht die geringste Spur von den Männern.
Die Namen der französischen Geologen und die der vermißten Touristen wurden der Liste von Fremden hinzugefügt, die in der Weite der Wüste verschwunden und verschollen waren.
Dr. Haroun Madani stand auf der Treppe der städtischen Klinik von Gao. Die Mauern oberhalb der Säulenveranda zierte ein seltsames Muster. Nervös blickte er die staubige Straße entlang, die zwischen den schäbigen Gebäuden der Kolonialzeit und einstöckigen Häusern aus Lehmziegeln verlief. Eine leichte Brise aus dem Norden sorgte dafür, daß die Stadt unter einem dünnen Sandschleier verschwand. Gao, einstmals die Hauptstadt dreier bedeutender Reiche, war heute nur noch ein verkommenes Relikt aus der französischen Kolonialzeit. Von den Minaretts, die die Moschee überragten, tönte der Ruf zum Abendgebet. Die Moslems wurden längst nicht mehr von einem Muezzin, der die engen Stufen
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