Operation Sahara
ihr befürchtete, er würde stehenbleiben und sie ansprechen, etwas in ihr wünschte, er würde genau das tun. Doch er lächelte nur freundlich, nickte ihr zu und ging an ihr vorbei auf die Straße zu.
Sie sah ihm nach, bis er an der Stelle hinter den Dünen verschwand, wo sie den NUMA-Jeep gesehen hatte. Was ist denn nur los mit mir, dachte sie. Zumindest hätte ich sein Lächeln erwidern können. Wie seltsam, überlegte sie, daß einem ein vollkommen Fremder das Gefühl vermitteln konnte, man sei jung und begehrenswert. Dabei hatte er sie nur ganz kurz angesehen und würde ihr nie mehr wieder begegnen.
Eigentlich hatte sie Lust, ins Wasser zu gehen und sich abzukühlen, doch die beiden Männer, die am Strand entlang spazierten, waren näher gekommen und befanden sich genau zwischen ihr und dem Meer. Sie beschloß zu warten, bis die beiden vorbei waren. Die Männer hatten nicht die feingeschnittenen Gesichtszüge der Ägypter. Ihre Nasen waren flacher, die Haut fast schwarz, und sie hatten das krause Haar der Menschen, die am Südrand der Sahara zu Hause waren.
Sie blieben stehen und warfen zum wiederholten Mal einen verstohlenen Blick in beide Richtungen des Strandes. Dann plötzlich waren sie über ihr.
»Macht, daß ihr fortkommt!« schrie sie instinktiv. Wütend trat sie um sich, um die Männer abzuwehren, doch der eine, ein rattengesichtiger Kerl mit schleimigem Blick und dickem, schwarzem Schnurrbart, packte brutal ihre Haare und zwang sie auf den Rücken. Nackte Angst durchfuhr sie, als der andere sich, die vom Tabak verfärbten Zähne zu einem sadistischen Grinsen gefletscht, auf ihre Hüften setzte. Der rattengesichtige Angreifer hockte auf ihrer Brust, seine Beine drückten auf ihre Arme und preßten sie tief in den Sand. Hilflos festgeklemmt, konnte sie außer Fingern und Füßen nichts mehr bewegen.
Seltsamerweise lag in den Augen der Männer keine Gier.
Keiner der beiden machte den geringsten Versuch, ihr den Badeanzug vom Körper zu reißen. Sie benahmen sich nicht wie Triebtäter. Eva stieß einen weiteren Schrei aus, hell und durchdringend. Doch die einzige Antwort war das Rauschen der Brandung. Am Strand war keine Menschenseele zu sehen.
Dann legten sich die Hände des Rattengesichtigen über ihre Nase und ihren Mund, und er fing an, sie ruhig und systematisch zu würgen. Sein Gewicht auf ihren Rippen schnürte ihr ebenfalls den Atem ab.
Sie bekam keine Luft mehr.
Starr vor Angst und Schrecken, wurde ihr schlagartig bewußt, daß die beiden vorhatten, sie umzubringen. Noch einmal versuchte sie zu schreien, brachte aber kaum einen Ton heraus.
Schmerzen empfand sie nicht, nur blinde Panik und das verzweifelte Gefühl völliger Hilflosigkeit.
Mit letzter Energie versuchte sie dem schonungslosen Druck auf ihrem Gesicht zu entkommen, doch ihre Arme und Beine saßen wie in einem Schraubstock fest. Ihre Lungen verlangten vergeblich nach Luft, langsam wurde ihr schwarz vor Augen.
Sie sah noch, wie der Mann, der auf ihren Hüften hockte, einen Blick über die Schulter des Rattengesichts warf, und ihr war plötzlich klar, daß sein lüsternes Grinsen das letzte war, was sie von der Welt sehen würde.
Eva schloß die Augen, als die Dunkelheit sie umfing. Sie fühlte sich wie in einem Alptraum, der, wenn sie die Augen aufschlug, vorbei sein würde. Sie mußte alle Kräfte zusammennehmen, um ihre Lider zu einem letzten Blick auf die Realität zu heben.
Es war tatsächlich ein Alptraum. Der Mann mit den tabakverfärbten Zähnen schaute nicht mehr lüstern. Ein dünner Metallstab ragte aus seinen Schläfen, fast wie ein Scherzartikel-Pfeil, den man am Kopf montierte, um den Eindruck zu erwecken, er habe den Schädel durchbohrt. Die Gesichtszüge des Angreifers entspannten sich, er fiel zurück auf ihre Füße, die Hände wie zur Kreuzigung weit ausgebreitet.
Rattengesicht war so damit beschäftigt, Eva zu würgen, daß er das Wegkippen seines Freundes gar nicht bemerkte. Dann, für eine, vielleicht zwei Sekunden schien er zu erstarren, als sich plötzlich zwei große Hände fest um sein Kinn und die Schädeldecke legten. Eva spürte, wie der Druck auf Nase und Lippen nachließ.
Bevor ihr endgültig schwarz vor Augen wurde, vernahm sie ein knackendes Geräusch. Es klang, als zerbeiße jemand einen Eiswürfel, und Eva sah für einen flüchtigen Augenblick in die Augen des Rattengesichts, die sie aus einem Schädel, der um 360 Grad verdreht war, blicklos anstarrten.
3
Eva erwachte beim Rauschen der
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